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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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bezahlt. Mit einer Antwort oder sonst was hatte er nicht gerechnet. Die Jungen hielten sich an Declan. An ihm waren sie nicht interessiert.
    Nick hatte gestern Abend vorbeigeschaut. Die Jungen hatten ihm geschrieben.
    William nahm den Brief und sah ihn an. Er war kurz. Georges Buchstaben standen sauber in Reih und Glied. Jacks Schrift sah aus, als hätte ein Huhn im Dreck gescharrt. Die beiden bedankten sich für die Actionfiguren. George gefiel es im Weird. Man überließ ihm dort genug tote Körper, um sich in Nekromantie zu üben, und er lernte, mit dem Rapier zu fechten. Jack beschwerte sich über zu viele Vorschriften und darüber, dass man ihn nicht nach Lust und Laune jagen ließ.
    »Das ist nicht gut«, sagte William zu dem Green Arrow. »Er sollte sich austoben können. Die Hälfte aller Probleme wäre gelöst, wenn er ordentlich Druck ablassen dürfte. Der Kleine ist ein Gestaltwandler, ein Raubtier. Er verwandelt sich in einen Luchs, nicht in einen Plüschhasen.« Er hob den Brief auf. »Anscheinend wollte er denen zeigen, was er draufhat. Jack hat einen Hirsch erlegt und den blutigen Kadaver mitten auf dem Esstisch abgeladen, weil er eine Raubkatze ist und die anderen für lausige Jäger hält. Er meint, es wäre nicht gut ausgegangen. Er wollte denen was zu essen bringen, aber die haben nichts geschnallt.«
    Jacks Energien mussten nur in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Aber William hatte nicht vor, ins Weird zu gehen und auf Declans Schwelle zu erscheinen. Hi, weißt du noch, wer ich bin? Wir waren mal Kumpel, aber dann wurde ich zum Tode verurteilt, und dein Onkel hat mich adoptiert, damit ich dich umbringe ? Und, ach ja, hast du mir nicht Rose weggeschnappt ? Klar doch. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Brief zu beantworten und noch mehr Actionfiguren zu schicken.
    William zog das Paket zu sich heran. Für George hatte er Deathstroke reingelegt – die Figur sah ein bisschen wie ein Pirat aus, und George stand auf Piraten, weil sein Großvater einer war. Für Declan hatte er Grayskull dazugepackt. Nicht, dass Declan mit Actionfiguren spielte – schließlich hatte er eine Kindheit gehabt, während er, William, seine in der Hawk’s Akademie zugebracht hatte, was kaum besser war als Knast. Trotzdem gefiel es William, ihm eine lange Nase zu drehen, und King Grayskull sah Declan mit seinen langen, blonden Haaren ziemlich ähnlich.
    »Die eigentliche Frage ist, schicken wir Jack die rote Wildkatze oder die schwarze?«
    Der Green Arrow äußerte sich nicht.
    Da stieg William Moschusgeruch in die Nase. Er drehte sich um. Aus dem Gebüsch am Wiesensaum starrten ihn zwei schmale, glühende Augen an.
    »Du schon wieder.«
    Der Waschbär fletschte seine kleinen, spitzen Zähne.
    »Ich hab dich gewarnt. Bleib mir vom Acker. Oder ich fress dich.«
    Das kleine Biest klappte sein Maul auf und fauchte wie eine beleidigte Katze.
    »Jetzt reicht’s.«
    William zog sein T-Shirt aus. Jeans und Unterwäsche folgten. »Bringen wir’s hinter uns.«
    Der Waschbär fauchte erneut und richtete sein Fell auf, um größer zu wirken. Seine Augen glühten wie zwei Kohlestückchen.
    William griff in sein Innerstes und ließ die Wildheit von der Kette. Der Schmerz schüttelte ihn, warf ihn haltlos hin und her. Seine Knochen wurden weich, bogen sich, die Sehnen schnalzten, sein Fleisch zerfloss wie geschmolzenes Wachs. Dann hüllte ihn dichtes, schwarzes Fell ein. Die Quälerei war zu Ende, und William kam auf die Beine.
    Der Waschbär erstarrte.
    Eine Sekunde lang sah William sein Spiegelbild in den Augen des kleinen Biests – eine wuchtige dunkle Gestalt auf allen vieren. Der Eindringling wich einen Schritt zurück, wirbelte herum und floh.
    William heulte, stimmte einen langen, traurigen Gesang an, der von der Jagd und den Freuden der Hatz handelte und von den Verheißungen warmen Blutes zwischen seinen Zähnen. Die Kleintiere versteckten sich, als sie ein Raubtier in ihrer Mitte gewahrten, hoch oben im Geäst.
    Dann verklang der letzte Nachhall des Liedes im Wald. William schlug seine langen, weißen Fänge in die Luft und machte sich auf die Jagd.
    William trottete durch den Wald. Der Waschbär hatte sich als Weibchen mit sechs Jungen erwiesen. Wieso ihm der Duft des Weibchens entgangen war, würde er nie erfahren. Das Edge machte ihn wohl ein bisschen träge. Seine Sinne waren hier nicht so scharf wie sonst.
    Er ließ das Tier ziehen. Man jagte kein Weibchen mit einem Wurf – das würde nur dazu beitragen, dass

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