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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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die Dose Tunfisch wie eine Reliquie.
    »Die reißen Knochenhaie in Stücke. Die schauen dich an und sehen einen fetten, kleinen Leckerbissen. Ein zweites Frühstück, mehr bist du für die nicht.«
    Das Rolpie fuhr sich über die Lefzen.
    »Meinst du, Tunfisch wächst im Moor?« Cerise angelte noch ein Stückchen Tunfisch und warf es Nellie zu. »Falls du es noch nicht wusstest, es gibt überhaupt keinen Tunfisch im Edge. Wir müssen uns unseren Tunfisch im Broken besorgen. Und im Broken gibt es keine Magie. Aber weißt du, was es dort gibt? Bullen. Bullen ohne Ende. Und Alarmanlagen. Hast du eine Ahnung, wie schwierig es ist, im Broken Tunfisch zu stehlen, Nellie?«
    Nellie gab ein kleines, verzweifeltes Winseln von sich.
    »Du tust mir überhaupt nicht leid.« Tunfisch war eine teure Ware. Man brauchte vier Tage bis zum Broken, und die Grenze zwischen dem Edge und der magiefreien Welt zu überqueren tat höllisch weh. Außer ihr und Kaldar war niemand in der ganzen Familie dazu in der Lage. Alle übrigen Mars verfügten über zu viel Magie, um die Grenze zu überqueren. Der Versuch, ins Broken vorzudringen, würde sie umbringen.
    Cerise schlurfte durch den Morast. Als Kind hatte man ihr immer gesagt, dass ihre Magie ein Geschenk sei, etwas Wunderbares, Seltenes und Besonderes, auf das sie stolz sein konnte. Vielleicht war die Magie ja ein Geschenk, aber wenn Cerise mal wieder über den zerrütteten Finanzen ihrer Familie brütete, erkannte sie, um was es sich in Wahrheit handelte – um eine Bürde. Eine große, schwere Kette, die die Familie an das Moor fesselte. Wenn die Magie nicht wäre, hätten sie schon vor langer Zeit ins Broken fliehen können. So wie die Dinge lagen, führte der einzige Weg aus dem Moor über die Grenze zum Herzogtum Louisiana ins Weird, wo die Magie in voller Blüte stand.
    Die Louisianer entsorgten ihre Verbannten im Moor. Kriminelle, aufmüpfige Blaublütige und alle anderen, die man nicht einfach umbringen konnte, aber auch nicht behalten wollte, wurden dorthin geschickt. Und wenn man die Grenze zwischen dem Weird und dem Moor erst mal hinter sich hatte, sorgte die Garde von Louisiana dafür, dass man nie mehr zurückkehrte.
    Die Vegetation wich zurück und gab den Blick auf den dunklen Strom des Priest’s Tongue frei. Im Morast lag eine grüne Sumpfviper, die bedrohlich zischte, als sie näher kamen. Doch Cerise hob die Schlange mit dem Schwert auf und schleuderte sie aus dem Weg.
    »Komm jetzt.« Sie warf dem Rolpie noch einen Batzen Tunfisch zu und lenkte das Tier in das teefarbene Wasser. Cerise wickelte die Leine fester um ihr Handgelenk und schlang ihre Arme um Nellies schlanken Hals. »Den Rest kriegst du später zu Hause.«
    Cerise schnalzte mit der Zunge, und das Rolpie glitt in den Strom.
    Zwanzig Minuten später verriegelte Cerise das Rolpie-Gehege. Irgendwer, vermutlich die Jungen, hatten den Maschendrahtzaun zu reparieren versucht, was aber nicht halten würde, wenn Nellie ernsthaft dagegen anrannte. In den verschlungenen Bächen und Flüssen des Sumpfes waren die Rolpies lebenswichtig. An manchen Stellen stand das Wasser, und die Sumpfpflanzen hielten den Wind ab. Die Rolpies zogen ihre leichten Boote durch das Moor und halfen, Benzin zu sparen.
    In der Gegenwart von Menschen war Nellie ein exzellentes Rolpie: folgsam, lieb, kräftig. Aber sobald der Mensch aus der Gleichung entfernt wurde, flippte das dumme Tier aus und suchte das Weite.
    Vielleicht litt Nellie an Trennungsangst, überlegte Cerise und nahm den Hügel zum Rattennest in Angriff. Aber sie in einem kleineren Gehege zu separieren würde eine Katastrophe nach sich ziehen. Wie sie Nellie kannte, würde sie Tag und Nacht schreien, weil sie sich allein fühlte. Und den großen Zaun zu verstärken wäre zu teuer und mühsam.
    Cerise trottete die Anhöhe zum Haus der Familie Mar hinauf. Wasser tropfte aus ihren Kleidern und quatschte in den Stiefeln zwischen ihren Zehen. Sie sehnte sich nach einer heißen Dusche und einem schönen Essen, am liebsten mit ordentlich Fleisch. Aber wie die Dinge lagen, würde sie sich wohl mit Fisch und altbackenem Brot zufriedengeben müssen. Dann würde sie auch noch ihr Schwert einfetten müssen, eine übliche Arbeit aller, die im Sumpf lebten. Wasser und Eisen vertrugen sich nicht gut.
    Das Rattennest thronte auf einer Hügelkuppe, ein weitläufiges, zwei Stockwerke hohes Monster von einem Haus. Fünfzig Meter gerodeter Boden trennten das Gebäude von der nächsten Vegetation. Der

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