Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten
nahm Rose die Kinder, am nächsten war Cerise an der Reihe. Das machte ihr nichts aus. Jack war eine kleine, ungezähmte Ausgabe von William, schwierig, aber ein guter Junge. Er verehrte William, und Lark und er waren ein Herz und eine Seele. Aus George wurde sie noch nicht recht schlau. Er war sehr still und höflich, aber hin und wieder leuchteten seine Augen auf und er sagte etwas ausgesprochen Komisches. Beinahe so, als gäbe es George zweimal: die gut erzogene Version und den Schalk, der anderen für sein Leben gerne Streiche spielte.
Doch jetzt waren sie fort, bei Rose und Declan, was bedeutete, dass sie und William heute Morgen allein im Haus sein würden.
Ein schwarzer Wolf sprengte aus dem Wald und stürmte aufs Haus zu. Cerise lächelte.
Im Sprung verwandelte sich der Wolf in einen sehr nackten William. Sie reckte ein bisschen den Hals, um besser sehen zu können. Hmm … Dann verschwand er unter dem Balkon. Im nächsten Augenblick schwang er sich übers Geländer und ließ sich, immer noch splitterfasernackt und leicht verschwitzt, in den Sessel neben ihr plumpsen.
Aus halb geschlossenen Augen sah sie ihn an. »Du hast Glück, dass die Kinder nicht hier sind.«
Er beugte sich mit wildem Blick zu ihr. »Die Kinder sind weg. Wir können schön in aller Ruhe frühstücken und dann ein Nickerchen machen.«
»Wir sind doch eben erst aufgestanden.«
»Du bist eben erst aufgestanden. Ich bin schon seit Stunden auf.« Er küsste sie auf die Lippen. Sie schmeckte ihn, roch den leichten Moschusduft seines Schweißes. Seine Zunge erforschte ihren Mund, und als sie sich voneinander lösten, um Luft zu holen, musste sie sich daran erinnern, dass es keine gute Idee wäre, sich auf dem Balkon nackt auszuziehen.
»Du hast recht. Wir sollten ein Nickerchen machen«, teilte sie ihm mit.
Er grinste sie an.
Über ihnen hallte ein einsamer Schrei. Sie blickte auf und entdeckte einen kleinen blauen Fleck, der schnell größer wurde.
»Was ist das?«
William fluchte. »Das dürfte ein Luftwaffenlindwurm sein. Ein kleiner.«
Der Fleck wuchs zu einer riesigen geschuppten Kreatur heran, einer Kreuzung zwischen einem Dinosaurier und einem Drachen im blau-weißen Federkleid. Gewaltige Schwingen wühlten die Luft auf, dann setzte der Lindwurm mitten auf der Wiese auf. Auf dem Rücken des Lindwurms thronte eine kleine Kanzel.
Cerise nahm ein Handtuch vom Tisch und warf es William zu. Er sah sie an, als sei sie nicht mehr ganz dicht.
»Bedecke dich.«
»Warum?«
»Weil die meisten Männer ihr Gehänge nicht vor aller Augen feilbieten.«
William wickelte sich das Stück Stoff um die Taille.
Der Lindwurm legte sich hin, dann klappte die Kanzel auf, und ein Mann stieg aus.
William grollte.
»Wer ist das?«
»Erwin.«
Winkend kam Erwin aufs Haus zu. »Lord Sandine! Der Spiegel bedarf Eurer Dienste!«
Sie wollten, dass er spionierte. Dabei würde er auf sich allein gestellt in Gefahr geraten. Der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu. Nein. Sie hatten nicht mal ansatzweise genug Zeit miteinander verbracht.
»Ich gehe mir was anziehen«, sagte William.
»Eurer beider Dienste, Mylord.«
»Ich muss auch mit?« Cerise sprang auf.
»Ja, Herrin. Es sei denn, Sie weigern sich. Lord Sandine ist an unser Abkommen gebunden, während Sie –«
»Sparen Sie sich das«, beschied sie ihn. »Ich hole nur mein Schwert. Ich bin gleich wieder da.«
Danksagung
Kein Buch schreibt man alleine. Das gilt auch für dieses. Besonderer Dank gilt unserer Agentin Nancy Yost, die sich mit zahllosen E-Mails und Anrufen herumschlagen musste und die einzige, einsame Stimme der Vernunft in unserem wilden, windgepeitschten Weltmeer des Irrsinns war. Außerdem danken wir Anne Sowards für ihre unermüdliche Hilfe und Ermutigung. Ohne euch beide würden unsere Bücher niemals das Licht der Welt erblicken.
Darüber hinaus danken wir: der Herstellungsleiterin Michelle Kasper sowie ihrer Assistentin Andromeda Macri, die das Manuskript erst in ein Buch verwandelt haben und immer ein, zwei Tage zusätzlich herausschlugen, um uns ein wenig Luft zu verschaffen; der Lektorin Joan Matthews – die Konfusion mit den Namen und der Zustand des Manuskripts tut uns echt leid, wir hoffen inständig, dass du keinen Schlaganfall kriegst; Victoria Vebell für die tolle Titelillustration, die wir uns am liebsten als Druck an die Wand hängen würden; Annette Fiore DeFex, die aus einem Kunstwerk ein nicht minder schönes Cover gemacht hat; der Text-Designerin
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