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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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ersparen und ihm, dem Einzel-
    kind, das Gefühl erhalten, dass sein Leben unter einem
    glücklichen Stern stand.
    Und doch stimmt etwas nicht: Irgendetwas ist in ihm,
    das sich lockern und lösen muss. Die Erfüllung mit Julia,
    das Ankommen im Hafen sicheren Verheiratetseins und
    des wohlausgestatteten Ruhestands – dieses Gefühl auf-
    rechtzuerhalten ist anstrengend, wie es seine rastlose Un-
    zufriedenheit mit Phyllis nicht gewesen war. Phyllis und er
    hatten, als sie sich paarten, der Welt nichts angetan, sodass
    sie nunmehr hätten vollkommen sein müssen; sie waren
    in dem Alter gewesen, in dem man heiratet und sein Zu-
    hause verlässt und ein neues gründet, so wie es allgemein
    üblich ist. Er und Julia haben zwei bestehende Familien
    zerstört und einen Tod verursacht, auch wenn kein Gericht
    sie dafür verurteilen könnte. Art Larson, wie er sich inzwi-
    schen nennt, hat den Beruf des Geistlichen aufgegeben
    und erfreut sich einer gut bezahlten Stellung als PR-Ver-
    mittler in New York, doch wenn er aufkreuzt, zur Hochzeit
    eines Kindes oder zur Trauerfeier für einen guten Freund
    des früheren Paares aus den Tagen vor Middle Falls, wirkt
    sein Hals verletzlich ohne den steifen Kragen. Sein Haar ist
    nicht mehr so drahtig und kräftig wie das zerzauste, dichte
    Fell eines Hundes. Seine Stimme jedoch ist so volltönend
    und feierlich melodiös wie eh und je, und sein Verhalten
    gegenüber Owen nicht weniger wohlwollend als bei ihrer

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    ersten Begegnung. Auch spärliche Glaubensreste verlei-
    hen dem Gläubigen Schicksalsergebenheit und eine ener-
    giesparende Bereitschaft zu vergeben.
    Es gibt, so hat Owen es sich zurechtgelegt, zwei beweis-
    kräftige Argumente für die Wahrheiten der christlichen Re-
    ligion: erstens unser Wunsch, ewig zu leben, wie ermüdend
    die tatsächliche Erfahrung ewigen Bewusstseins auch sein
    mag, und zweitens unser Gefühl, dass etwas nicht stimmt –
    dass es in der Welt einen Fehler, ein Versäumnis gegeben
    hat und die Dinge nicht ganz so sind, wie sie sein sollten.
    Wir haben das Gefühl, für eine bessere Welt gemacht zu
    sein, und es ist unser Fehler, dass dies nicht das Paradies
    ist. Der zweite ist vielleicht der handfestere Beweis, da
    Angst und Abscheu vor dem Sterben, wie der Schmerz,
    als Überlebensmechanismen erklärt werden können, aus-
    gewählt und verfeinert durch die Darwinsche Evolution.
    Da wir den Tod fürchten, bemühen wir uns um so heftiger
    zu leben. Solange unsere Gene überleben, ist es der Natur
    gleichgültig, wie sehr wir leiden.
    Ein drittes supranaturalistisches Argument könnte man
    darin sehen, dass der Glaube cum grano salis (das heißt
    außer im Falle von Selbstverstümmelung, Märtyrer-Selbst-
    mord oder Ermordung der eigenen Kinder als garantierte,
    preisgünstige Übersiedlung in den Himmel) der Gesund-
    heit zuträglich ist; medizinische Untersuchungen haben
    dies wiederholt bestätigt. Ein Glaube, der die Angst zer-
    streut, ist der Leistungsfähigkeit und dem Erfolg in der
    Welt förderlich: Für Owen ist dieses Argument krass prag-
    matisch. Optimismus führt oft zum Erfolg, aber entkräftet
    das die gebieterischen Wahrheiten des Pessimismus? Das
    menschliche Tier, das sich auf Bäumen entwickelt hat und
    dann niederplumpste und in den Grassteppen Kenias um-

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    herlief, hat mit der Zeit ein hohes Bewusstsein erworben,
    das philosophischen Beschwichtigungen hinderlich ist.
    Um drei Uhr morgens drehen sich die Gedanken im Kreis
    und versuchen hinter sich zu lassen, was wir als sinkendes
    Schiff erkennen. Doch aus dem eigenen Ich hinauszu-
    springen ist keine Fähigkeit, die im Westen erlernt wird.
    Die Schädeldecke bleibt fest und schließt uns mit unseren
    Ängsten ein.

    Sie klammern sich aneinander, er und Julia, in dem, was
    nun ihr Lebensabend ist. «Ich finde es grässlich», sagt sie
    zu ih ,
    m «wenn du i
    n cht im Haus bist, selbst wenn du nur
    auf dem Golfplatz bist.»
    «Wie lieb von dir, Baby. Ich finde es grässlich, wenn du
    den ganzen Nachmittag Bridge spielst. Das Haus ist dann
    so groß. Wenn du hier bist, kommt es mir eher klein vor.»
    Das ist nicht nur ein Kompliment, und Julia lacht über
    die Spitze und gibt zu, ja, wenn er in einem der Zimmer
    ist, findet sie eine Entschuldigung hineinzugehen; wenn er
    sich mit seiner murmelnden Central Porcessing Unit ein-
    schließt und versucht, mit den Schaltkreisen mitzuhalten,
    die, bei einem Schnitt von zweihundertzwanzig Milliarden
    Zyklen pro Sekunde, einen

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