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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Universum ge-
    fangen sind, in dem die Arten, die sich nicht fortpflanzen,
    verschwinden; die Wesenszüge, die von den Lebenden be-
    wahrt werden – Frische, Schnelligkeit, Schläue, Tarnung –,
    sind durchtränkt von diesem Verschwinden, diesem vielfa-
    chen Sterben. Sex ist ein programmiertes Delirium, das den
    Tod mit der dem Tod eigenen Substanz zurückdrängt, ist
    der schwarze Raum zwischen den Sternen, dem in unseren
    Adern und Spalten süße Substanz gegeben wird. Die Teile
    von uns, die nach konventioneller Moral als genierlich gel-
    ten, werden erhoben und gepriesen. Uns wird gesagt, dass
    wir leuchten, dass wir herrlich sind, und der nackte Körper,
    den wir im blutigen Augenblick der Geburt bekommen ha-
    ben, birgt alle Antworten, die ein anderer, eine andere, die
    andere ersehnt, jetzt und immerdar.
    Um drei Uhr morgens, wenn Owen sich auf den zer-
    wühlten Laken wälzt und die Pforte zu heilendem Verges-
    sen nicht finden kann, seinem Tod so nahe wie Grampy
    damals in der Mifflin Avenue, nur skeptischer und kein so
    emsiger Bibelleser, dann erkennt er, als blickte er in die
    Tiefe eines plötzlich erleuchteten Brunnens, dass sein un-
    ter einem glücklichen Stern stehendes Leben eine einzige
    Quälerei aus Angst, Begehren, Ehrgeiz und Schuld gewe-
    sen ist. Wenn er sich jetzt wieder in Middle Falls sieht,

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    kann er sich nicht vorstellen, was ihn in so viele riskante
    Situationen und aberwitzige Positionen getrieben hat: Er
    war eine Marionette – das Alter hat die Fäden durchschnit-
    ten. Sogar seine Versuche zu masturbieren versickern; vor
    seinem inneren Auge lässt er die Bilder des feuchten,
    wissenden Versinkens, die grotesken Stellungen der Un-
    terwerfung ablaufen, aber wenn er fast da ist, es beinahe
    in der Hand hat, entgleitet ihm plötzlich die Hitze oder
    die Erregung oder was immer es ist. Die auslösende Mix-
    tur aus primitiver Mechanik und gefühlsmäßiger Illusion
    löst sich auf. Das Geheimnis flieht. Das System stürzt ab.
    Die Rahmenbedingungen für das Funktionieren, einst so
    breit angelegt, dass sie reichlich Raum für Ermüdung und
    Ambivalenz ließen, werden enger. Am fernen Ende seiner
    Pilgerfahrt entschwinden die selbst erzeugten Orgasmen
    der jungen Jahre. Kein einziger ist seither so intensiv ge-
    wesen, ein so absolutes Entschweben. Auf ähnliche Weise
    betrachtet er den Inhalt – die solide gearbeiteten Möbel,
    das schimmernde Porzellan – seines gegenwärtigen vor-
    züglichen weißen Hauses am Meer und vermag doch nicht
    den We ihn ach ts glänz, die erregte metaphysische Dring-
    lichkeit heraufzubeschwören, die den schäbigen, einfa-
    chen Dingen im Haus seines Großvaters – den bronze-
    nen Kerzenhaltern und den bestickten Tischläufern, den
    armseligen paar Büchern und Spielsachen und Vasen – im
    blassen, durchs Fenster hereinscheinenden Dezemberlicht
    innewohnten.
    Was ihm bleibt, sind Momente der zärtlichen Achtung,
    in der Nacktheit oder auf dem Wege dahin. Vanessa war
    immer zum Orgasmus gekommen, doch da war etwas Brüs-
    kes, sogar Abweisendes in der Art, wie sie ihn sich geholt
    hatte, ganz anders als Alissas wimmerndes, fingerlutschen-

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    des Zergehen in rollenden Wellen von Empfindungen, die
    sie schließlich dem auslieferten, was jedes Mal wie eine fri-
    sche Überraschung war. Faye, die liebe, ging beim Flirten
    bis zum Äußersten, aber mit einer ansteckenden, unschul-
    digen Fröhlichkeit, die es leicht machte, sie zu lieben. Mit
    Karen war es am wenigsten schwierig gewesen; für sie als
    Kind ihrer Generation war es keine große Sache, eher wie
    eine Kaffeepause oder eine gymnastische Übung, wenn
    man zu lange im Flugzeug gesessen hat. Nein, das ist nicht
    fair. Auch sie, und Jacqueline und Antoinette und Mirabel-
    la, besonders Mirabella mit ihrem Haar wie gesponnener
    Zucker – sie alle verliehen dem Akt, der äußersten Inter-
    aktion, einen transzendenten Wert. Die Menschen müssen
    romantisch verliebt sein, sonst gelingt es ihnen nicht, sich
    über das unbewegte Kopulieren von Schafen und Eich-
    hörnchen zu erheben. Phyllis’ ungeduldige Erlaubnis, in
    dem Holzhaus auf Cape Cod, wo es nach salziger Luft und
    harziger Kiefer roch, ihr Lass es uns einfach machen stimmte
    vielleicht einen unglücklich schroffen Ton an, aber sie ge-
    währte ihm Eintritt in ein Reich, wo seine eigene myste-
    riöse Existenz keiner Erklärung bedurfte. Manche Dinge
    werden – einen Moment lang – klar. Owens Vergangenheit
    ist wie ein hoch

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