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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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sogar kriminell – er war in Privatgelände einge-
drungen, und sie war minderjährig. Er musste sie unver-
sehrt der Gesellschaft zurückbringen. Das Rascheln, das er
bei den Reifen zu hören geglaubt hatte, wurde zu einem
Klatschen – ein deutlicher Vorstoß des Unbekannten.
    «Elsie», flüsterte er.
    «Was?» Vielleicht erwartete sie ein Bekenntnis, ein irdi-
sches Eingeständnis.
    «Lass uns hier abhauen.»
    Sie zögerte. Sie hörte das Schlagen ihres Herzens, das
Pfeifen ihres Atems. «Wenn du meinst», sagte sie in dem
wohlerzogenen Ton, in dem sie mit seiner Mutter gespro-
chen hatte. Dann, als seine Stimmung auf sie überschlug,
flüsterte sie: «Ja, komm.»
    Später sollte er sich oft an die Einzelheiten dieser Stun-
de erinnern (ihre Shorts und Unterhosen in einem Rutsch,
das schimmernde Weiß in ihren Augen, sein Gefühl, dass
sie in den Raum hoch über seinem Kopf glitt, wie ein sei-
dener Drachen, wie ein Engel, der in die obere Ecke einer
Geburt Christi in Siena gezwängt war), und er bedauerte
den Mangel an Kühnheit, die es ihm gestattet hätte, länger
bei ihrem Geschenk von sich selbst zu verweilen und es
zu kosten und sie gewähren zu lassen, als sie ihm die Hose
öffnen wollte. Doch seine Nervosität hatte ihr Alleinsein
vergiftet. Nackt oder nicht, sie war ein Mensch, und jetzt
ein verängstigter Mensch. Sein Rückzug war feige, aber er   kam sich tapfer und überlegen vor und führte das Manö-
ver erfolgreich aus. Er startete den Wagen – Gott sei Dank
sprang er an, überdröhnte all die anderen Geräusche – und
stieß auf der überwachsenen Straße im matten Glimmen
der Rücklichter zurück, während Zweige gegen das Me-
tall schrappten und Elsie sich in ihre Kleider zwängte. Am
liebsten wäre er rückwärts bis auf die Straße gefahren, ohne
sich die Mühe zu machen, den schweren Stein zurückzu-
rollen, aber sie sagte in einem Ton, der streng in seiner Ge-
fasstheit klang: «Owen. Wir sollten es so hinterlassen, wie
wir es vorgefunden haben.»
    Das kostbare Land ihres Vaters. Dies war ihre Show ge-
wesen, wie ihm bewusst wurde. Verärgert stieg er aus und
rollte im grellen Licht seiner eigenen Scheinwerfer den
Stein wieder an seine Stelle, für die nächsten Eindringlin-
ge. «Es tut mir Leid, so Leid, so Leid», sagte er, als der
Chevy in Sicherheit auf dem Highway in Richtung Brechs-
town fuhr, wo sie wohnte. «Ich habe gekniffen.»
    Elsie sagte, nachdem sie sich eine Zigarette angezün-
det hatte (sie tat es selten, aber die Mädchen in Willow
rauchten, und er hatte es ihr beigebracht): «Du bist mehr
Stadtmensch als ich. Ich habe keine Angst im Wald. Mein
Vater und mein Onkel gehen im Herbst auf die Jagd. Es
gibt keine Bären oder so, nicht einmal mehr Luchse. Ich
habe mich ganz sicher gefühlt.»
    «Das hättest du mir sagen sollen, als wir da drin waren.»
    «Ich habe versucht, dich abzulenken, dein Interesse wach
zu halten.»
    «Das hast du getan, du warst phantastisch. Ich fand’s
toll. Dich.»
    Sie schwieg, während sie sich seine abgehackte Rede
zusammenreimte.
    Er sagte: «Besser so. Wir hätten vielleicht gefickt.»
    Es war kein Wort, das sie benutzten, weder anderen
gegenüber noch untereinander: Es war so etwas wie eine
feierliche Gabe. Aber sie schwieg weiter. Ihm kam in den
Sinn, und heiße Röte stieg ihm ins Gesicht, dass er nicht
einmal körperlich vorbereitet gewesen war, mit einem von
diesen Gummidingern, die er vor so vielen Jahren bei der
verlassenen Dairy Queen gesehen hatte. Fass das nicht an!
    Endlich sprach sie: «Ich hätte dich nicht gelassen, Owen.
Ich möchte gern Jungfrau sein für meinen Ehemann. Es
war so, wie ich gesagt habe, ich wollte, dass du mich kennst,
dass du mich siehst, wie ich mich sehe.»
    «Du warst wunderschön. Du bist wunderschön, Elsie.»
    Weinte sie? «Danke, Owen», brachte sie heraus. «Du
bist so nett.»
    Zu nett, schien das zu bedeuten. Trotzdem, er konn-
te sich nichts vorwerfen. Ihr Körper, wie ein schlüpfriger,
kühler, sich windender Fisch in seinen Armen, war eine
Offenbarung gewesen, aber für einen Abend war es Offen-
barung genug.
    Gab es noch andere Abende danach? Möglicherweise
gab es noch welche, aber wenn er zurückblickte und sich an
jedes zu wenig beleuchtete Detail zu erinnern versuchte,
schien ihm das nicht der Fall. Ihrer beider Zukunft rückte
schnell näher. Elsie hatte in ihrem letzten Schuljahr einen
anderen Freund, und sie heiratete einen noch anderen Jun-
gen, den sie am lokalen Zweig des Penn State

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