Landleben
oder?»
Sie sagte: «Wir können nicht mehr machen, Owen. Es
könnte Folgen haben, die du nicht willst.» Sie berührte nie
seinen Schwanz, und sagte nie: «Ich liebe dich» – sie wuss-
te, das würde ihn in die Verlegenheit bringen, das Gleiche
ihr zu sagen, obwohl er dazu nicht bereit war. Sonst hätte
sie erklären können: Ich liebe dich, ich finde es schön, dich zu
erregen, es erregt mich, ist das nicht genug für den Augenblick?
Aber da war noch mehr, beide wussten es, und als sein
letztes Schuljahr zu Ende ging, versuchten sie es heraus-zufinden, ohne Sünden zu begehen, die so dunkel und
endgültig waren, dass ihr Leben für immer entstellt wäre.
Elsie fürchtete sich davor weniger als er; er weigerte sich
zu probieren, wie weit sie ihn gehen lassen würde. Es hatte
sich zwischen ihnen im Auto so ergeben, dass er sich hin-
unterbeugte und die seidige warme Innenseite ihrer Ober-
schenkel küsste und dann seinen Mund so weit oben wie
möglich in die Wärme presste, ihre Wärme, deren Aroma
manchmal dem scharfen Geruch glich, den seine Mutter an
einem Sommertag ausströmte, und an anderen Tagen dem
Moschusgeruch der Futterbreikübel hinten im Geschäft
ihres Vaters. Anfangs widersetzte sie sich und stieß seine
Schultern zurück, und dann erwartete sie es. Damals tru-
gen sogar junge Mädchen Hüftgürtel; die Stelle zwischen
ihren Beinen wurde von den scharfen Gummikanten be-
wacht, und obwohl sie auf dem Autositz schüchtern ihre
Hüften nach vorn schob, konnten seine Lippen doch nicht
ganz die feuchte Baumwolle erreichen. Nicht dass er genug
gewusst hätte, um sie mit dem Mund dahin zu bringen,
dass sie kam, oder wie Mädchen überhaupt kamen. Die
Lust war seine, weil er einem Geheimnis so nahe war, weil
sie es ihm entgegenhob, auch ihren Geruch, der zuweilen
so stark war, dass er eine Gegenkraft ausübte, den Wunsch,
das Gesicht abzuwenden. Aber er mochte es da, zwischen
ihren Beinen, und wie seine Wangen an ihren Schenkeln
ganz heiß und feucht wurden, und er mochte die ungraziö-
sen Verrenkungen, die dieses Manöver von ihr erforderte,
während sie immer noch ihre Kniestrümpfe und Halbschu-
he anhatte.
In dem Sommer, bevor er wegging, zum MIT, bekamen
ihre Experimente etwas Verzweifeltes. Sie wusste, dass
er entglitt; der Staffelstab war doch nicht weitergereicht worden. Owen hatte einen Sommerjob bei einem Vermes-
sungstrupp bekommen, er überprüfte die Planungsmarkie-
rungen und schnitt das Gestrüpp in den Sichtlinien. Elsie
war zu einem lutherischen Sommercamp in Ohio geschickt
worden, wo sie sechs Wochen als Betreuerin arbeitete. Er
fuhr mit dem Trupp in entlegene Gegenden des Bezirks
und musste aus Alton abgeholt werden, wenn er keine Mit-
fahrgelegenheit nach Süden bekam; erschöpft und schmut-
zig kam er nach Hause und versuchte nicht daran zu den-
ken, dass das College in einer fremden Region sich bald auf
ihn stürzen und ihn davontragen würde – für immer, wie er
hoffte und zugleich fürchtete. Seine Großeltern kränkel-
ten, und seine Eltern waren nicht mehr das junge Paar in
der Mifflin Avenue, zu denen er ins Bett kroch, wenn ein
Traum ihm Angst gemacht hatte.
Nachdem Elsie aus Ohio zurückgekehrt war, kam es ihm
manchmal fast zu anstrengend vor, in der einzigen Wan-
ne des Farmhauses ein Bad zu nehmen und noch einmal
rauszugehen in die Dunkelheit. Er und sie brauchten jetzt
die Dunkelheit. Bei den Freiheiten, die sie sich gegensei-
tig gewährt hatten, brauchten sie diese Abgeschiedenheit:
nicht die fernste Straßenlaterne und nicht das geringste
Risiko durften geduldet werden, dass ein Polizist aus Wil-
low mit Stablampe und bellender Stimme sie entdeckte.
Wohin sollten sie gehen, mit ihren reifenden Bedürfnissen
und ihren Ängsten, am Ende verlassen zu werden? Durch
seinen Sommer war er nicht so abgelenkt gewesen, dass er
in ihren Briefen aus dem Camp die Andeutung übersehen
hätte, sie habe unter den männlichen Betreuern Beglei-
tung gefunden, noch hatte er, als sie im August zurück war,
den Klatsch überhört, dass sie, während er Gestrüpp auf
zukünftigen Baugrundstücken zurückgeschnitten hatte, in der öffentlichen Badeanstalt gesehen worden war, wie sie
sich in einem zweiteiligen Badeanzug auf einem Handtuch
auf der Wiese aalte, mit einem anderen Jungen, einem Jun-
gen ihres Alters, aus ihrer Klasse, der auch nach dem Sep-
tember bei ihr sein würde.
«Meinem Vater gehören in der Nähe von Brechstown
einhundert Hektar Wald», sagte sie eines Abends
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