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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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nach
ziellosem Herumfahren. «Es gibt eine alte Straße, die da
reinführt. Da kommt niemals jemand hin.»
    «Klingt perfekt», sagte er, aber tat es das wirklich? Er
ließ sich von ihr leiten, Abbiegung nach Abbiegung, auf
schmalen Straßen, die er noch nie gefahren war. Der An-
fang der Straße mit dem Schild «Keine Durchfahrt» und
den rostenden Resten von Stacheldrahtzaun machte ihm
Angst; dort lag ein Sandsteinbrocken, den er mit seinen
Sommermuskeln anderthalb Meter zur Seite rollte, so-
dass sie vorbeikonnten. Sie waren in dem klapprigen al-
ten schwarzen Chevrolet, den sein Vater, über seine eigene
Armut spottend, die «Klapperkiste» nannte. Als Zweige
an dem kriechenden Auto entlangkratzten, hatte Owen
Schuldgefühle, aber weniger, als wenn es der Chrysler
ihres Vaters gewesen wäre, der immer tipptopp und po-
liert war. Herumliegende Dosen und Einwickelpapier im
Scheinwerferlicht offenbarten, dass andere vor ihnen hier
gewesen waren und auch den schweren Stein mit der Kraft
ihrer Begierde beiseite geschoben hatten. Die Straße war
uneben; das alte Auto schaukelte. Wenn jetzt eine Achse
brach oder ein Reifen platzte – was dann? Der Skandal, die
Schmach würde sein unter einem glücklichen Stern ste-
hendes Leben für immer beflecken.
    «Ist es nicht weit genug?», fragte er. Er hatte das Gefühl,
dass sich eine Falle hinter ihm schloss.
    «Die Straße führt noch viel tiefer rein, aber sie wird
schlechter», gab Elsie zu. Er schaltete die Zündung und
die Scheinwerfer aus. Dieses Dunkel! Es sprang mit einem
hörbaren Knacken auf sie zu, umschloss die Fenster, als
wäre das Auto in einen schwarzen Fluss gestürzt. Als Owens
Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, sah er ein paar
Sterne durch die Windschutzscheibe hoch oben, zwischen
den großen stillen Bäumen über ihren Köpfen. Gelegent-
lich blinkten Scheinwerferlichter auf der eine halbe Meile
entfernten unbefestigten Straße auf. Ihre eigenen Schein-
werfer mussten folglich auch zu sehen gewesen sein. Elsies
Gesicht war nur ein Schimmer in der Höhle aus Velours,
Gummi, geformtem Stahl und splitterfreiem Glas. Seine
Lippen fanden ihre, und sie waren voll und feucht, aber
das gewohnte Verschmelzen, ein Mund mit dem anderen,
stieß auf Hindernisse, die er nicht aus seinen Gedanken
vertreiben konnte. Angenommen, der Chevy sprang nicht
an, wenn sie wegfahren wollten? Angenommen, er konnte
nicht rückwärts fahren auf dieser überwucherten Straße,
wo die Büsche eine feste Wand hinter ihnen bildeten, und
er hatte nicht die Machete, die er beim Vermessungstrupp
benutzt hatte? Ihm war, als würde das Leben, ein stummes
vegetatives Leben, ihn umschließen, hier, auf dem Land
ihres Vaters, der in jedem Blatt und in jedem sich recken-
den Zweig gegenwärtig war. Owen war noch so jung, dass
er die Dunkelheit mit spionierenden Wesen bevölkerte; sie
lenkten ihn ab, wo er sich doch einfach nur über den Schatz
hätte beugen sollen, den er vor sich hatte, in der tiefsten
Abgeschiedenheit, die er und Elsie je erlebten.
    Es war August – sie trug Shorts und keinen Hüftgürtel.
Als ihre Umarmung leidenschaftlicher und akrobatischer
wurde, kam die Stelle zwischen ihren Beinen in seine               Hand, als hätte sie sich ihr entgegengehoben. Sie stemmte
ihre Hüften auf dem Sitz hoch, sodass er ihre Shorts her-
unterstreifen konnte; durch seine Ungeschicklichkeit kam
ihre weiße Unterhose gleich mit, und Elsie machte keine
Anstalten, sie festzuhalten. Sie schien sich zu strecken, ih-
ren Bauch in die Länge zu dehnen. Sogar in dieser Dun-
kelheit sah er ein feuchtes Glitzern auf ihren Augäpfeln,
wie ferne Leuchtkäfer, und die Blässe ihres langen Leibes,
die sich zu einem kleinen, weichen Schatten hinabsenkte.
Verängstigt von dem Schatten, wandte er seine Aufmerk-
samkeit ihren Brüsten zu; mit einem kurzen Griff, geüb-
ter als bei ihrer Unterhose, hakte er ihren Büstenhalter
auf und schob ihren kurzärmeligen Pulli hoch. Sie kreuzte
die Arme, zog den Pulli vollends nach oben und zog ihn
sich, zusammen mit dem Büstenhalter, über den Kopf. Ihr
Haar, in diesem Sommer kürzer geschnitten, damit sie bei
dem lutherischen Sommercamp unbekümmert in den See
springen konnte, schnellte zurück und gab den Duft von
Shampoo frei. Die knochige, glatte Rundung ihrer Schul-
ter brachte ihm mit einem Schock ihre Nacktheit zum Be-
wusstsein; er verbarg sein Gesicht an ihrem Hals und sagte:
«O Gott. Ich halte das nicht aus.»
    Ihre Wange straffte sich,

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