Landung auf Darkover - 1
»Auf dem Schiff bin ich keinem von Ihnen begegnet, ich weiß nicht einmal, wofür Sie eintreten …«
Alastair sagte ruhig: »Wir sind natürlich Neo-Ruralisten; Weltenbauer. Einige Angehörige des Establishments nennen uns Anti-Technokraten, aber wir sind keine Zerstörer. Wir suchen lediglich nach einer ehrenhaften Alternative für die Gesellschaft auf der Erde, und normalerweise sind wir in den Kolonien genauso willkommen, wie man auf der Erde froh ist, uns loszusein. Also - sag uns, MacAran, wie stehen unsere Chancen hier? Wie bald können wir ausziehen, unsere eigene Siedlung zu gründen?«
MacAran erklärte: »Sie wissen soviel wie ich. Das Klima ist ziemlich scheußlich, und wenn es das bereits im Sommer ist, dann wird es im Winter noch um eine Menge rauher sein.«
Fiona lachte. »Die meisten von uns sind auf den Hebriden oder sogar auf den Orkneys aufgewachsen«, sagte sie. »Und dort herrscht auf der Erde so ungefähr das schlechteste Klima. Kälte schreckt uns nicht, MacAran. Aber wir wollen unser Gemeinschaftsleben etabliert haben, damit wir unsere Sitten und Gebräuche manifestieren können, bevor der Winter hereinbricht.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob Captain Leicester momentan jemandem erlauben wird, das Lager zu verlassen«, sagte MacAran langsam. »Noch liegt die Priorität auf der Reparatur des Schiffes, und ich denke, er betrachtet uns als einzige große Gemeinschaft. Wenn wir anfangen auseinanderzubrechen …«
»Komm davon los«, sagte Alastair. »Keiner von uns ist Wissenschaftler. Wir können nicht fünf Jahre ausschließlich damit verbringen, ein Sternenschiff zu reparieren … Das verstößt gegen unsere gesamte Philosophie!«
»Überleben …«
»Überleben!« MacAran verstand nur ein paar Brocken vom Gälisch seiner Vorfahren, doch er begriff sehr wohl, daß Alastair dieses eine Wort verächtlich herausgestoßen hatte. »Überleben bedeutet für uns, so schnell wie möglich eine Kolonie aufzubauen. Wir haben uns verpflichtet, nach Coronis zu gehen. Captain Leicester ist ein Fehler unterlaufen … er hat uns hier abgesetzt, aber das ist für uns dasselbe. Für unsere Zwecke ist diese Welt sogar besser geeignet.«
MacAran hob die Augenbrauen und schaute auf MacLeod. »Ich wußte nicht, daß du zu dieser Gruppe gehörst.«
»Tu ich auch nicht«, erwiderte MacLeod. »Ich bin sozusagen ein Randmitglied … aber ich stimme mit ihnen überein - und ich möchte hierbleiben.«
»Ich denke, sie billigen keine Wissenschaftler.«
Das Mädchen Fiona sagte: »Das betrifft nur die Stellung, die sie für gewöhnlich innehaben. Wenn sie ihr Wissen jedoch dafür gebrauchen, der Menschheit zu dienen und zu helfen - nicht, sie zu manipulieren oder ihre spirituelle Kraft zu vernichten … Wir sind froh, Dr. MacLeod mit seiner Kenntnis der Zoologie bei uns zu haben - Lewis bei uns zu haben, denn wir benutzen keine Titel -als einen der unseren.«
MacAran sagte erstaunt: »Beabsichtigen Sie, gegen Captain Leicester zu meutern?«
»Meutern? Wir sind weder seine Mannschaft noch seine Untergebenen, Mann«, sagte ein fremder Jugendlicher, »wir beabsichtigen nur, auf die Art und Weise zu leben, wir wir das auch auf der neuen Welt getan hätten. Wir können nicht drei Jahre lang warten, bis er von dieser verrückten Idee abläßt, sein Schiff wieder zusammenzustückeln. Bis dahin können wir längst eine funktionierende Gesellschaft haben …«
»Und wenn es ihm doch gelingt, sein Schiff wieder flottzubekommen und nach Coronis weiterzufliegen? Werden Sie hierbleiben?«
»Dies hier ist unsere Welt«, erklärte das Mädchen Fiona und trat an Alastairs Seite. Ihre Augen waren sanft, aber sie blickten entschlossen. »Hier werden unsere Kinder geboren werden.«
»Wollen Sie damit etwa sagen …« entfuhr es MacAran schokkiert.
»Wir wissen es nicht«, erwiderte Alastair, »aber möglicherweise sind einige unserer Frauen schon schwanger. Dies ist unser Symbol der Bindung an diese Welt, unser Symbol der Ablehnung der Erde und der Welt, die uns Captain Leicester aufzwingen will. Und das kannst du ihm sagen.«
Als MacAran sie verließ, erklangen die Musikinstrumente von neuem, und eine traurige Mädchenstimme sang in der ewigen Melancholie eines alten Liedes von den schottischen Inseln; eine Klage um die Toten der Vergangenheit, eine Klage um ein Volk, das von Kriegen und Exilschicksalen zerrissener und zerschlagener war als jedes andere Volk der Erde:
Schneeweiße Möwe, sprich,
wo die hübschen Burschen ruh’n,
sag’
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