Landy, Derek -Skullduggery 4
Bentley parkte neben einer ausgebrannten Autokarosserie und
Skulduggery, Walküre und Caelan stiegen aus. Skulduggery schaltete die
Alarmanlage ein und sie folgten Caelan durch einen mit Abfall übersäten
Fußgängertunnel, der so grau war wie der Himmel, den er verdeckte. Als sie auf
der anderen Seite herauskamen, gingen sie über einen betonierten Platz zu
einem Treppenhaus, in dem es nach Pisse stank. Sie begegneten niemandem.
Der
Fahrstuhl war kaputt, und bis sie im obersten Stockwerk ankamen, brannten
Walküres Beinmuskeln vom vielen Treppensteigen. Skulduggery und Caelan merkten
es nicht einmal.
Noch immer
waren sie niemandem begegnet.
Hier oben
war jede zweite Tür aus Stahl und voller Farbspritzer. An der Außenseite der
Türen befanden sich Riegel und Schlösser und vor den Fenstern waren stabile
Gitter befestigt.
Caelan
hämmerte mit der Faust an eine der Stahltüren, dann warteten sie. Man hörte auf
der anderen Seite ein Schloss klicken, danach ging die Tür auf. Eine junge Frau
schaute heraus. Sie war blass und verschwitzt, hatte gerötete Augen und
blinzelte nervös.
"Wir
wollen zu Moloch", sagte Caelan. Die Frau leckte sich über die Lippen,
warf einen Blick hinter sich und schlüpfte in den Flur. Walküre sah ihr nach,
wie sie, die Arme um ihren Oberkörper geschlungen, davonhuschte.
Walküre
ging hinter den anderen her in die Wohnung. Sie war nicht möbliert. Die Wände
wiesen Rillen auf, lang und tief, und weitere Kratzer waren auf der Rückseite
der Stahltür zu sehen. Hier lebte ein Vampir - lebte und wütete und versuchte
mit allen Mitteln zu entkommen. Im Wohnzimmer war eine zweite Stahltür, die in
die Nachbarwohnung führte. Ganz ähnlich wie China, die in ihrem Haus die Wände
hatte einreißen lassen, um ihre Bibliothek unterzubringen, hatte der Vampir
Moloch seinen Lebensraum vergrößert, um beiden Seiten seiner Natur gerecht zu
werden.
Sie fanden
Moloch in seinem möblierten Apartment.
Früher
mochte er vielleicht einmal gut aussehend gewesen sein, doch im Laufe der
Jahre hatte sein kantiges Gesicht grausame Züge angenommen. Er hatte
schütteres Haar und hellwache Augen, die ungemein intelligent funkelten. Trotz
der Kälte trug er eine Trainingshose und ein weißes T-Shirt und er saß, die
Hände hinter dem Kopf verschränkt, auf der Couch, ganz Herr in seinem Reich.
"Ihr
habt mein Frühstück verscheucht", klagte er mit einem starken Dubliner
Akzent. Dabei saugte er Walküre mit seinen Blicken regelrecht auf. "Aber
wie es aussieht, habt ihr eine gesündere Variante mitgebracht. Auf dem Tisch
neben dir liegt eine Spritze, Liebes. Einen halben Liter von deinem Blut - mehr
brauche ich nicht."
Skulduggery
ging nicht auf die Bemerkung ein. "Ein interessantes Arrangement hast du
hier getroffen", sagte er. "Lass mich raten: Die anderen Bewohner
versorgen dich und deine Vampir-Brüder mit Nahrung und ihr schützt sie dafür
vor Drogenhändlern und Kleinkriminellen. Kommt das so ungefähr hin?"
"Du klingst,
als würdest du das missbilligen", entgegnete Moloch. "Aber ist es
nicht besser, als durch die Gegend zu streunen und Sterbliche zu töten, wie
andere Vampire das tun? So müssen wir nicht die Jäger sein und sie brauchen
keine Angst zu haben."
"Das
hätte jemand der jungen Frau sagen sollen, die gerade hinausgerannt ist."
"Das
erste Mal ist immer beängstigend." Moloch zuckte mit den Schultern. "Aber
genug von unserer Situation. Ich habe gehört, du seiest weg gewesen. Nach
meinen Informationen bist du in die Hölle hineingezogen worden und für immer
darin verschwunden."
"So
war es", bestätigte er. "Jetzt ist es nicht mehr so."
Moloch
lächelte. "Der Skelett-Detektiv, hier in meinem ureigenen Heim. Die ganze
Zeit hab ich es geschafft, mich so bedeckt zu halten, dass ich praktisch nicht
existent war. Du hast nicht gewusst, dass wir hier leben, stimmt's? Ich frage
mich, was als Nächstes kommt. Schickst du uns die Sensenträger auf den Hals?"
"Sie
suchen Dusk", sagte Caelan.
Moloch
sprang mit einem Satz von der Couch und plötzlich stand Caelan nicht mehr neben
Walküre. Es rumste und sie fuhr herum. Moloch hatte Caelan an der Gurgel
gepackt und drückte ihn gegen die Wand.
"Du
hast sie hergebracht", fauchte Moloch. "Du hast sie in mein Zuhause geführt,
du Blödmann. Ich sollte dir den Kopf abreißen, auf der Stelle."
Skulduggery
hatte die Hände in den Taschen; die Drohung schien ihn nicht aus der Ruhe zu
bringen.
"Wir
haben ihn gezwungen, uns herzubringen", versuchte
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