Langenscheidt Anwalt-Deutsch/Deutsch-Anwalt
sie sogar im internen Kanzleisprachgebrauch nur ulkige Projektnamen wie „Project Atlantis“ tragen dürfen. Das klingt dann auch gleich viel wichtiger als „Verkauf der Eierkartonsparte der Wellpappenwerke Wuppertal“.
K
anzleiräume
Im 43. Stock eines Frankfurter Büroturms gelegen, marmorner Empfangsbereich mit schicken Designermöbeln, ausgesprochen großzügig geschnittene, klimatisierte Mandanten-Besprechungsräume. Das 7-Quadratmeter-Büro zwischen Aufzugsschacht und Toilette teilen sich zwei First-Year-Associates (Junganwälte im ersten Jahr). Früher wurde dort das Putzzeug gelagert, daher gibt es leider keine Fenster.
K
ellerasseln
Im Kanzleijargon die unterste Anwaltskaste der Associates, die in ihrem Kellerbüro Akten wegarbeiten müssen und nur sonntags nachmittags kurz das Tageslicht sehen. Den ersten Mandanten dürfen sie nach etwa drei Jahren Kanzleizugehörigkeit sprechen – wenn sie dann noch nicht rausgeflogen sind.
M
andantenbesprechung
Würde auch im Zwiegespräch zwischen dem Mandanten und seinem Anwalt funktionieren. In Großkanzlei-Mandantenbesprechungen sitzen aber immer mindestens sechs Anwälte herum und lassen ihre Uhren mitlaufen, denn irgendwie haben sie auch mit dem Fall zu tun oder könnten vielleicht irgendwann einmal damit zu tun haben. Vgl. in diesem Zusammenhang auch oben Billables .
P
artneraussicht
Nicht der Blick aus den Eckbürofenstern des Chefs, sondern die spaßige Geschichte, mit denen die älteren Großkanzlei-Anwälte gerne junge Kollegen hochnehmen: Nämlich, dass diese später gaaaaanz bestimmt auch mal Partner werden und dann auch endlich an die großen Fleischtöpfe herandürfen!
P
latinum Clients
Die heiligen Melkkühe der Großkanzleien. Nur 10 % der Mandanten gehören zu dieser Kategorie, deren Entscheidungsträger sich größter Aufmerksamkeit und üppigster Aufmerksamkeiten erfreuen dürfen. Mit ihnen macht die Großkanzlei 90 % ihres Umsatzes. Der restliche Umsatz entfällt auf Mandanten, die irgendwann mitsamt den zugehörigen Anwälten rausgeschmissen werden.
Großkanzlei-Anwalt sagt:
Großkanzlei-Anwalt meint:
Guten Tag!
Die Gebührenuhr läuft JETZT.
Aber natürlich betreue ich Ihren Fall höchstpersönlich.
Höchstpersönlich unterschreibe ich nämlich die Rechnung, wenn meine unerfahrenen Junganwälte die Arbeit gemacht haben.
Dass Großkanzleien zu viel abrechnen, ist ein Gerücht.
Aber wer sagt denn, dass Gerüchte immer falsch sind?
Dieses Mandat kann nur eine Großkanzlei wie unsere bearbeiten, denn dafür braucht man gleich ein ganzes Team von Anwälten.
Klar kann das auch ein Einzelanwalt, aber meine Abteilung muss bis Jahresende noch 500.000 Euro Umsatz machen. Und überhaupt: Wofür habe ich denn sonst die ganzen teuren Anwälte eingestellt? Fürs Rumsitzen?
Ich nehme mir heute mal einen halben Tag frei.
Um 19:00 Uhr ist Feierabend!
Anwaltstitel
2. Kapitel
Anwaltstitel
Anwalt – Eine Gattungsbeschreibung
„Kriegsbemalung“ nennen Anwälte die mal mehr, mal weniger beeindruckende Titelsammlung vor und hinter ihrem Namen, mit der sie aus der Masse der Anwälte hervorstechen und als besonders kompetent erscheinen wollen.
Doch was bedeuten all diese hübschen Titel eigentlich? Wen oder was darf man sich unter einem
vorstellen? Die Antwort gibt Ihnen unsere kleine Übersicht zum Thema Juristentitel:
Jurist
Gar kein Titel, sondern auf Visitenkarten genauso aussagekräftig wie Direktor , General Manager , Häuptling oder Chef .
Juist
Auch kein Titel, aber dennoch sehr reizvoll.
Dipl. iur./Mag. iur.
Der Diplomjurist oder Magister Iuris hat das Jurastudium und das erste Staatsexamen geschafft. Volljurist ist er noch nicht, dazu fehlt ihm noch das zweite Staatsexamen. Weil „Halbjurist“ aber sehr unschön klänge und andere Akademiker auch schon nach der Uni einen hübschen Titel verliehen bekommen, kriegen fertig studierte Juristen seit Kurzem halt auch einen – den Dipl. iur . oder Mag. iur .
Ref. iur.
Der Rechtsreferendar macht das Gleiche wie die Referendare, die wir aus der Schulzeit kennen: Er muss zwei Jahre lang alten Praktikerhasen über die Schulter gucken und dabei möglichst schnell den ganzen Quatsch vergessen, den er auf der Uni gelernt hat. Natürlich nicht an einer Schule, sondern bei Richtern, Staatsanwälten, Verwaltungsbeamten und Rechtsanwälten.
Ass. iur.
Kenner der US-amerikanischen Gossensprache mögen diesen Titel als Abkürzung für „Juristenar…“ missverstehen. In Wahrheit ist er jedoch eine echte
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