Langenscheidt Frau-Deutsch, Deutsch-Frau 2
bestimmt eine Rakete, doch sie ist halt nur 1,65 Meter. Ich habe sie gesehen und wusste direkt, dass sie mich hasst. Ihr Name: Chantal!!! Frauen haben die Gabe, mehr mit Blicken zu sagen als mit Worten, was bei Männern nicht immer gilt, außer sie sehen Heidi Klum nackt am Strand von Malibu. Wenn man dann den Mann beobachtet, sagt sein Blick definitiv mehr als eine Million Wörter.
Chantal aber hat mir unmissverständlich gezeigt, dass die Stadt zu klein ist für 2 Leute neben meinem besten Freund. Jetzt galt es, um die Freundschaft meines Freundes zu kämpfen. Gut, hätte ich gewusst, dass die Frauen zum Teil fieser sind, als ich es mir je erträumt habe, dann hätte ich versucht, eine diplomatische Lösung zu finden. Doch nun war es zu spät. Schließlich kenne ich meinen Freund schon seit der Kindheit. Ich war vor Chantal da und werde es auch nach ihr sein. Wir haben alles zusammen erlebt: Das erste Bier getrunken, die erste Frau geküsst und das erste Mal ... na ja, lassen wir das. Alles hätte so einfach sein können, wenn mein Freund nicht schon angefangen hätte, sich zu verwandeln. Er wurde zu einem »Liebes-Transformer« – der Beginn der
»3-Phasen-Verwandlung«
.
Phase 1: »Charakter-Transformation«
Phase 2: »Grundsatz-Transformation«
Phase 3: »DNA-Transformation«
Phase 1:
Nicht nur sein Outfit und sein Musikgeschmack haben sich verändert (früher AC/DC – jetzt Xavier Naidoo), sondern auch seine Zuverlässigkeit gegenüber Freunden und, was mir extrem aufgefallen ist – und da ist mein bester Freund nicht der Einzige auf der Welt –, das Verändern der Stimme. Wenn er mit ihr telefoniert, muss er ihren Namen in meiner Gegenwart nicht erwähnen, ich höre es am Klang und Singsang seiner Stimme. Sie wird total piepsig. Die Phase 1 war erfolgreich abgeschlossen.
Auch sein ganzer Tagesablauf und seine Hobbys veränderten sich: der Beginn der
Phase 2
. An dem Tag, als er zu mir kam und mir ganz aufgeregt erzählte, dass er das Spazierengehen für sich entdeckt habe, war mir klar, ich muss ganz schnell etwas unternehmen.
Ich schaute ihn an und sagte zu ihm:
»Wie kann man denn das Spazierengehen für sich entdecken? Es ist ja nicht so, dass es vor 4 Millionen Jahren verloren gegangen ist und über die Millionen von Jahren im tiefsten Eis gefangen war. Und endlich kamst du, mein bester Freund, mit deiner tollen Freundin Chantal, es lag da, in einer Pfütze, die noch vom Polareis übrig war, völlig unberührt, geradezu jungfräulich, aus den Tiefen der Erde, es glänzte wie der heilige Gral, es war da, und Chantal hat es zusammen mit dir, meinem besten Freund, entdeckt: das Spazierengehen! Oder wie meinst du das?«
Er fing an, sich zu verteidigen. Es wäre total schön, morgens um 6 Uhr, wenn alle noch schlafen, mit Chantal über die Felder zu laufen, zu hüpfen oder sogar zu schweben. Der frühe Morgentau, der die Unterschenkel benetzt, die absolute Ruhe der Natur, das Zwitschern der Vögel, bevor die Sonne aufzugehen droht. All das hätte er jetzt erst entdeckt. Alles schön und gut, auch ich finde es bis zu einem gewissen Punkt romantisch – aber wo war mein Freund hin? Ein Freund, den ich seit Jahren zu kennen glaubte! Mein Weggefährte, mit dem ich durch dick und dünn gegangen bin! Er war doch mein Freund und nicht ihrer!
Was ist passiert? Ich dachte mir, das wäre nur eine Phase, doch dass nach Phase 2 die
Phase 3
kommt, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst: die Phase der »DNA-Transformation«. ER veränderte sich komplett wie der Gremlin, der ins Wasser gefallen ist. Er hat nicht nur das Spazierengehen entdeckt, sondern er entdeckte für sich auch noch das Kochen.
Bekanntlich geht ja die Liebe durch den Magen. Ich selber koche für mein Leben gerne, ab und zu auch etwas Ausgefallenes wie ein spezielles Thai-Curry mit selbst gemachten Frühlingsrollen sowie New-York-62th-Style-Sauce, doch er drehte total durch. Der Mann, der das Grillen erfunden hatte, Mr. Barbecue himself! Der Mann, der es schaffte, einen Grill so anzuheizen, dass es der einzige Grill war, den man vom Mond aus sehen konnte. Dieser Mann kaufte kein Fleisch, als ich ihn mit seiner temporären Heizdecke in der Nacht namens Chantal auf dem Markt in der Stadt traf, sondern Tofu. Er lief – mit einem Weidenkorb unter den Arm geklemmt – von Gemüsestand zu Gemüsestand und kaufte Fenchel, Mangold und so tolle Sachen wie Reiscracker und Wasabipaste.
Als ich ihn ansprach, was er denn hier machen würde, sagte
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