Rolf Torring 103 - Der Piraten-Schatz
1. Kapitel Der Einsiedler
„Barring scheint glücklich zu sein, Hans, wenn Gold überhaupt glücklich machen kann. Seine Goldader hat sich als ergiebig erwiesen. Ich gönne ihm die Freude nach den vielen qualvollen Erlebnissen, die er dafür ausgestanden hat (siehe Band 100 bis 102)."
„Dein Rat war gut, Rolf, der beste, den er bekommen konnte. Wenn er sich vorher selbst mit der Regierung in Verbindung gesetzt hätte, wäre ihm alles Ungemach erspart geblieben. Jetzt kann er in Ruhe seine Goldader ausbeuten und hat nur die Verpflichtung, an die Regierung ein Drittel abzugeben. Dafür genießt er den offiziellen Schutz der Behörden, denen im Bedarfsfall Militär zur Verfügung steht."
Wir hatten Professor Barring, der in Sumatra zufällig eine Goldader entdeckt hatte, auf einer einsamen kleinen Insel aus der Gefangenschaft eines Seeräubers befreit, der mit allen Mitteln versucht hatte, zu erfahren, wo sich die Goldader befand (siehe Band 102: .Java-Jim").
Auf Rolfs Rat hatte er sich endlich mit der Regierung in Verbindung gesetzt und die Erlaubnis erhalten, die Ader auszubeuten, mußte jedoch ein Drittel der Ausbeute abführen. Dafür stand ihm militärischer Schutz zur Verfügung, so daß er in aller Ruhe arbeiten konnte.
Wir hatten uns seine „Goldhöhle" angesehen, die in der Nähe von Padang-Padjang lag, und waren mit ihm wieder nach Padang zurückgekehrt, um ihm beim Abschluss des Vertrages mit der Regierung behilflich zu sein.
Jetzt hatten wir uns aufgemacht, um den Piratenschatz zu suchen, den der Seeräuber Solbre (siehe Band 100) durch zwei Chinesen an einen anderen Ort hatte bringen lassen. Wir besaßen das Notizbuch des Seeräubers, das die Ortsangabe enthielt, sie war aber in der Form eines Rätsels abgefasst. Dieses Rätsel wollten wir jetzt lösen.
Unsere Jacht hatten wir in Padang unter polizeilichem Schutz zurückgelassen und John, unseren Matrosen angewiesen, niemandem zu gestatten, sie zu betreten. Auch Li Tan, unser Chinesenboy, blieb an Bord.
Nachdem mit Barring alles geregelt war, zogen wir nach herzlichem Abschied von dem Professor wieder nach Padang. Wir hatten Maha, unseren Geparden, mitgenommen, der uns unterwegs schon oft große Dienste geleistet hatte, da er stets unser bester Wächter war.
Wir wollten in Padang-Padjang kein Quartier beziehen, da unsere Anwesenheit möglicherweise zu sehr auffallen konnte, zumal wir damit rechnen mußten, daß sich in Solbres Versteck noch Angehörige seiner Bande aufhielten, die in Padang-Padjang vielleicht Spione unterhielt.
Von Padang bis Padang-Padjang beträgt die Entfernung nur etwa sechzig Kilometer, die wir zu Fuß zurücklegen wollten. Wir hatten für die Bewältigung der Strecke zwei Tage in Aussicht genommen. Die Hälfte des Weges hatten wir schon zurückgelegt. Rolf rief Pongo zu, er solle sich nach einer geeigneten Lagerstätte für die Nacht umsehen.
Unser Weg hatte uns stets durch das Gebirge geführt. Wir befanden uns augenblicklich etwa in tausend Meter Höhe. Die Berge wiesen viele kleine Höhlen auf und waren deshalb ein für Seeräuber als Versteck besonders geeignetes Gelände.
Pongo ging uns mit Maha etwa zehn Meter voraus.
Da die Nächte hier ziemlich kalt werden konnten, hatte sich jeder von uns eine warme Decke mitgenommen, die wir über unseren Rucksäcken zusammen geschnallt trugen.
Pongo hatte den Wunsch Rolfs mit einem Kopfnicken beantwortet und suchte eifrig nach einer passenden Stelle. Er blieb plötzlich überrascht stehen und winkte uns.
Der Weg machte eine Biegung. Als wir zu Pongo aufgerückt waren, sahen wir zweihundert Meter entfernt eine feste Blockhütte, die sich an die Felswand anlehnte.
Auf den Rat des Polizeikommissars in Padang benutzten wir nicht die übliche Straße nach Padang-Padjang, sondern hatten einen Gebirgspfad gewählt. Von der Blockhütte hatte uns der Kommissar nichts erzählt. Das wunderte Rolf. Er schüttelte deshalb den Kopf und sagte:
„Ich glaube, wir haben uns verlaufen, Hans. Wenn das der richtige Weg wäre, hätte uns der Kommissar bestimmt geraten, in der Hütte zu übernachten. Sie scheint unbewohnt zu sein, aber wir wollen trotzdem vorsichtig sein. Am besten wird es sein, Maha vorzuschicken, er wittert einen Menschen sofort."
„Pongo mit Maha an Hütte gehen und nachsuchen. Pongo glauben, daß kein Mensch hier," sagte unser treuer Begleiter.
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