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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
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einen Herzschlag lang wie paralysiert. Seine Augen glitten von Robbie, der von hilfswütigen Römern umlagert war, zu ihr. Kaum deutete er mit einem schroffen Kopfnicken in die Richtung, in die William entschwunden war, stürmte sie über die kleine Piazza zu dem von Bäumen gesäumten Weg.
    Seine Hand tat so mörderisch weh, dass William befürchtete, sich ein Fingergelenk gebrochen zu haben. Aber das war es ihm wert, zumal er Robbie schon längst eine hatte verpassen wollen. Jetzt musste er schleunigst zu diesem Autogrill. Einerseits erleichtert, dass Seb mit der Wahrheit rausgerückt war, wurde seine Euphorie andererseits von Skepsis gedämpft. Lily könnte sonst wo sein: in einem Truck, gefesselt und geknebelt, auf dem Weg in ein Bordell in Saudi-Arabien oder irgendwo am Rand der Autostrada, zusammengebrochen im roten Klatschmohn, wo sie ihren schlimmen Verletzungen erlag.
    Vielleicht saß sie aber auch im Bistro des Autogrills bei ihrer fünfzehnten Tasse Kaffee und brütete, wann zum Henker sich endlich jemand bequemen würde, sie dort abzuholen? Möglich war auch, dass sie weiterhin in der Duschzelle hockte, weil sie Muffe hatte, herauszukommen. In ihrer Verzweiflung wünschte sie Robbie bestimmt sämtliche ansteckenden Krankheiten an den Hals.
    Grundgütiger, er liebte diese Frau mehr als sein Leben. Romantisch und verträumt konnte sie sich von einer Minute auf die nächste als pistolenschwingende Amazone entpuppen. Er wollte so schnell wie möglich zu ihr. Er begann zu rennen. Sobald er den Wagen bei Alessandro abgeholt hätte, wäre er in ein paar Minuten auf der Autobahn.
    Plötzlich vernahm er aus einiger Entfernung eine Stimme.
    » William, warte! Renn doch nicht so schnell. Nachher brech ich mir noch was!«
    Gott sei Dank, da war sie– halb hinkte, halb stolperte sie auf ihn zu. Ihr rotes Kleid zerknittert und verschwitzt, ihre XXL-Handtasche über den Boden schleifend, dunkle Ringe unter den Augen und ein strahlend schönes Lächeln auf den Lippen– und es war nur für ihn.
    Er lief ihr entgegen, und sie fielen sich lachend und weinend in die Arme.
    » Wo kommst du denn her?«, wollte William wissen. » Ich wollte nämlich zum Fabro Autogrill, um dich da abzuholen.«
    » Ich hab alles mitbekommen«, japste sie. » Das ist eine lange Geschichte. Ich hab hinter der Mauer gestanden… aber was ist mit dem Buch? Willst du es nicht mehr? Sie haben nämlich das Originalbuch dabei.«
    » Ich will dich.« Er umarmte sie stürmisch. » Was mit dem Buch passiert, ist mir so was von egal, das glaubst du gar nicht.«
    Erschöpft kuschelte Lily ihren Kopf an seine Schulter. So standen sie eng umschlungen da, ihre Tränen hinterließen einen feuchten Fleck auf seinem Hemd. » Können wir jetzt nach Hause fahren? Mir ist echt der Spaß vergangen.«
    » Wir fahren, wohin du möchtest. Hauptsache, wir sind zusammen.«
    Sie streckte die Hand aus, strich behutsam über die verheilten Striemen auf seiner Stirn. » Ich weiß zwar nicht, was Robbie dir in Lucca erzählt hat, ich kann es mir jedoch vorstellen. Er wollte alles zerstören, was zwischen uns war, damit ich mich genauso mies fühlen sollte wie er.«
    » Ehrlich gesagt wusste ich nicht mehr, was ich glauben sollte.«
    » Stimmt, er kann verdammt überzeugend sein.«
    » Und deshalb bist du ohne ein Wort aus dem Hotel verschwunden…«
    » Ich war total kopflos, als Sebastian unverhofft auftauchte.«
    » Was hat er gesagt?«
    Lily schlug die Augen nieder. » Dass du ein gerissener Kunstdieb wärst. Dass du mich bloß ausgenutzt und benutzt hättest, um an Robbie ranzukommen. Und dass ich mit den beiden zurückfliegen sollte, nachdem du ihn gestellt hattest.«
    Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. Sie sah ihn fest an.
    » Ich liebe dich, Lily. Ich hab dich nicht mitgenommen, um an Robbie ranzukommen. Ich wollte mit dir zusammen sein, um dich in Sicherheit zu wissen. Außerdem hätte ich es nicht übers Herz gebracht, dir Lebewohl zu sagen. Es war nie die Rede davon, dass du mit den beiden zurückfliegst. Das wäre genauso bescheuert gewesen, als wenn ich Otto darum gebeten hätte, auf ein Schnitzel aufzupassen.«
    Sie umarmte ihn lachend. » Und was ist mit dem gerissenen Kunstdieb?«
    » Du meinst, weil ich auf Robbie losgegangen bin, hm?« Er hob ihr Gesicht an und schaute ihr tief in die Augen. » Ich hab bisher noch nie als Erster zugeschlagen. Und prügle mich grundsätzlich nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Aus reinem Selbstschutz. Wenn

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