Lass los was dich festhaelt
um über die dortigen Befindlichkeiten zu berichten. Das stimmt nicht.
Nahtoderlebnisse
Ich besitze ein Betamax-Dokument, auf dem mehrere Menschen, die nachweislich klinisch tot waren und ins Leben zurückgeholt wurden, sehr wohl berichten, was sie nach ihrem letzten Atemzug erlebt haben. Sie alle beschreiben übereinstimmend einen Gang durch einen Tunnel und das Wiedersehen mit verstorbenen Angehörigen.
Mein Lieblingsbeispiel ist jedoch nach wie vor das Erlebnis des Architekten Stefan von Jankovich, der nach einem grauenvollen Autounfall einen fünfeinhalb Minuten dauernden
Herzstillstand hatte und von einem Arzt gerettet wurde, der sich zufällig auch in der Autoschlange befand. Ich kannte Herrn von Jankovich gut und schätze die nüchterne Beschreibung seines Nahtoderlebnisses, das sein Leben völlig veränderte und in ihm den Wunsch weckte, anderen Menschen seine Erfahrung weiterzugeben. Er berichtet nicht nur von den Vorgängen während dieser Zeit, sondern spricht auch über die Gefühle, die er hatte, als er durch eine neuartige Herzspritze wieder in seinen Körper zurückgerufen wurde. Von Jankovich war intelligent, technisch gebildet und zum Zeitpunkt des Unfalls völlig gesund. Er hatte auch keine Medikamente eingenommen, die irgendwelche Halluzinationen hätten hervorrufen können. Auch litt er nicht unter dem berühmten »Sauerstoffmangel im Gehirn« (das allseits verwendete Gegenargument), da er über die ganze Dauer seines Ausflugs vom eigenen Körper, von der ersten bis zur letzten Sekunde, völlig klar berichtete und auch anschließend keinerlei Schäden erkennen ließ.
Eine Nahtoderfahrung ist übrigens immer eine persönliche Sache und kann deswegen nicht in allen Punkten mit den Schilderungen anderer Personen übereinstimmen. Sie ist aber durchaus in der Lage, den Heimgang für andere Menschen angstloser und leichter zu gestalten.
Dazu sei ein berühmter Satz meiner längst verstorbenen Erzieherin, Schwester Evangelista, angeführt, die sich zum Thema »Leben nach dem Tod« wie folgt äußerte: »(Also weischt, Gerrtrutt …) Wenn das stimmt, dann ist das doch ein schöner Gedanke, und wenn nicht, dann spielt es sowieso keine Rolle, was ich gedacht habe, sollte ich nachher nicht mehr existieren!« Und nach diesem Statement kam die finale Ansage: »Außerdem weiß ich, dass ich bei Gott sein werde, und was brauch ich mehr?«
Loslassen und Heimgehen
Das letzte Loslassen, von dem wir bereits festgestellt haben, dass es der Schlusspunkt eines lebenslangen Loslösungsprozesses ist, kann ein stilles Fest sein, aber auch der reinste Horror. Das kommt auf die Begleiter und auf den Sterbenden selbst an.
Das Schlimmste, was einem scheidenden Menschen passieren kann, sind jammernde und klagende Freunde oder Angehörige, die auch noch glauben, der Sterbende könne sie nicht mehr hören. Wenn Sie schon einmal einen Heimgang im Krankenhaus mitgemacht haben, bei dem der Patient an die berühmten Kontrollapparate angeschlossen war, dann werden Sie wohl bemerkt haben, dass der stetig sinkende Blutdruck in dem Moment wieder sichtbar ansteigt, wenn der Patient angesprochen wird.
Es ist wohl klar, dass alles, was nicht einer liebevollen und beruhigenden Begleitung entspricht, den Heimgang nicht nur verzögert und erschwert, sondern auch die Seele belastet! Oft gehörte Sätze wie: »Was sollen wir denn ohne dich nur anfangen? Lass uns (mich) nicht allein!« oder gar (wie tatsächlich gehört!): »Hans, sag uns, wo das Testament ist«, gehören nicht in ein Sterbezimmer. Und wenn zu Lebzeiten kein kirchlicher Beistand erwünscht war, dann lassen Sie dem scheidenden Menschen bitte auch in den letzten Stunden seines Lebens seinen Willen und drängen Sie ihm die Sakramente nicht auf. Auch im umgekehrten Fall zählt Ihre Meinung nicht. Selbst wenn Sie noch so ein überzeugter Atheist sind, richten Sie sich bezüglich des kirchlichen Beistands nach dem Anspruch und Willen des Sterbenden.
Wenn ich nicht x-mal erlebt hätte, wie Angehörige ihre persönlichen Vorstellungen sowohl im Sterbezimmer als auch beim Begräbnis gegen den letzten Willen des Toten durchgesetzt
haben, würde ich kein Wort darüber verlieren. Und noch etwas: Wenn ein Verstorbener eine Person sein Leben lang nicht mochte, dann hat diese Person auch am letzten Lager und beim Begräbnis nichts zu suchen. Entgegen so mancher landläufigen Ansicht versichere ich Ihnen, dass man seinen letzten Abschied gern mit den Leuten feiern will, die man auch
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