Lasst uns ueber Liebe reden
bemüht professionell und setzte gereizt
hinzu: »Das heißt, falls meine Kollegin und die restlichen drei Mädels noch
irgendwann aufkreuzen.« War Serena körperlich überhaupt dazu in der Lage, auch
nur halbwegs pünktlich zu sein?
Anscheinend
nicht.
Anscheinend
doch. In einem Wirbel aus taubengrauem Kaschmir und fahl schimmerndem Blondhaar
schob genau in diesem Augenblick Serena van der Woodsen ihr wohlgeformtes
Hinterteil auf den Stuhl neben Blair. Die drei fehlenden Neuntklässlerinnen
kamen ihr wie Küken hinterhergewackelt.
»Guckt
mal, was wir Irene abgeschwatzt haben!« Serena stellte schwungvoll einen
Riesenteller voll fetttriefender frit- tierter Zwiebelringe auf den Tisch. »Ich
hab ihr gesagt, wir hätten eine Besprechung und wären alle halb verhungert.«
Blair warf
Elise, die finster auf die Zwiebeln starrte und deren blondbewimperte blaue
Augen sogar ganz hübsch gewesen wären, wenn sie nur einen Hauch dunkelbraune
verlängernde Mascara von Stila benutzt hätte, einen mitfühlenden Blick zu. »Du
kommst zu spät«, sagte sie dann vorwurfsvoll zu Serena und streckte ihr und den
anderen drei Mädchen die Kopien hin. »Ich bin Blair«, stellte sie sich vor.
»Und ihr seid...?«
»Mary
Goldberg« - »Vicky Reinerson« - »Cassie Inwirth«, kam es im Chor von den
Mädchen.
Elise
stieß Jenny mit dem Ellbogen an. Maiy, Vicky und Cassie waren das nervigste
Dreiergespann ihres Jahrgangs. Sie bürsteten sich ständig öffentlich
gegenseitig die Haare und machten grundsätzlich alles - einschließlich pinkeln
- im Team.
Blair las
die Überschrift auf dem kopierten Blatt laut vor. »Du und dein Körper: sich
selbst wahrnehmen, annehmen und lieben lernen.« Sie blickte auf und lächelte
die Neuntklässlerinnen erwartungsvoll an. »Habt ihr vielleicht irgendein
Problem mit eurem Körper, über das ihr reden wollt?«
Jenny
spürte, wie ihr langsam über den Hals die Röte ins Gesicht kroch, während sie
sich dazu durchzuringen versuchte, ihren Arzttermin in Sachen
Brustverkleinerung anzusprechen. Doch Serena, die sich gerade einen riesigen
Zwiebelring in den hübschen Mund geschoben hatte, kam ihr zuvor. »Kann ich
vorher noch schnell was sagen?«
Blair warf
ihrer besten Freundin einen missmutigen Blick zu, aber Mary, Vicky und Cassie
nickten eifrig. Alles, was Serena van der Woodsen zu sagen hatte, war
interessanter als dämliche Diskussionen über Selbstwahrnehmung.
Serena
stützte beide Ellbogen auf das Arbeitsblatt, legte ihr perfektes Kinn in die
gepflegten Hände und blickte mit ihren großen ozeanblauen Augen verträumt auf
ihr eigenes bildschönes Spiegelbild. Sie seufzte: »Ich bin ja sooo verliebt.
Lasst uns über Liebe reden.«
Blair
umklammerte ihre Gabel und stieß sie in den Schokoladenkuchen. Der Vorsatz,
aus Solidarität mit Elise nichts zu essen, war vergessen. Serena war so was von
scheiß-tm- feinfiihlig. Erstens war der Typ, in den sie sooo verliebt war,
zufälligerweise Blairs neuer Gitarre spielender, dreadlocki- ger,
pseudohippiehafter Stiefbruder Aaron Rose, was ja wohl völlig daneben war. Und
zweitens war Blair immer noch nicht über Nate hinweg, obwohl seit November
Schluss war, und die bloße Erwähnung des Wortes »Liebe« führte bei ihr zu
sofortigem Brechreiz. »Ich glaube, wir sollen sie dazu
bringen, über ihre Probleme zu reden, und nicht von uns selbst erzählen«,
zischte sie Serena zu. Hätte sich Serena die Mühe gemacht, zum
Einführungsgespräch für Gruppenleiterinnen zu gehen, hätte sie das natürlich
selbst gewusst.
Aber sie
hatte das Treffen ja lieber geschwänzt, um mit Aaron ins Kino zu gehen, und
Blair hatte sie, gutmütig wie immer, gedeckt. Sie hatte Ms Doherty erzählt,
Serena hätte schlimme Migräne, und sie würde persönlich alle wichtigen Punkte
mit ihr durchsprechen, sobald es ihr wieder besser ginge. Es war immer dasselbe.
Wenn Blair jemandem einen Gefallen tat, musste sie es hinterher meist bitter
bereuen.
Was
irgendwie erklärt, weshalb sie die meiste Zeit so eine üble Zicke war.
Serena
zuckte ihre für Haltertops wie geschaffenen Schultern. »Aber Liebe ist ein
viel besseres Thema als Körperwahrnehmung. Das haben wir in der Neunten schon
zum Erbrechen durchgenudelt.« Sie sah die um den Tisch versammelten
Neuntklässlerinnen an. »Stimmt doch, oder?«
»Wir
sollten uns trotzdem an die vorgegebenen Themen halten«, beharrte Blair
störrisch.
Serena
wandte sich an die jüngeren Mädchen. »Naja. Entscheidet ihr das.«
Mary,
Vicky und
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