Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts
Laura ja versprochen, mit ihr zu lernen«, antwortete Lukas, sehr erleichtert darüber, dass ihm auf die Schnelle eine glaubwürdige Ausrede eingefallen war. Lächelnd schielte er Mr Cool über den Rand seiner dicken Hornbrille an. »Du weißt doch, sie hat letztes Jahr häufig im Unterricht gefehlt und dadurch viel versäumt. Ich will ihr helfen, alles so schnell wie möglich nachzuholen, damit sie nicht noch mal sitzenbleibt. Klaromaro?« Er schaute den Jungen mit der Mütze treuherzig an. »Das verstehst du doch, oder?«
»Yo – klar!« Mr Cool nickte. »Worauf warten wir noch? Machen wir, dass wir zurückkommen! Wir dürfen Laura doch nicht hängen lassen.«
Damit wendeten die Jungen ihre Räder, stiegen in die Pedale und flitzten davon. Sie hatten es so eilig, dass sie gar nicht daran dachten, zum Himmel zu schauen, wo ein mächtiger Vogelschwarm lautlos seine Kreise zog.
Es waren Krähen. Tausende von riesigen, pechschwarzen Krähen.
Kapitel 2 Im
Schwarzen Schloss
er Thronsaal des Schwarzen Schlosses war in Dunkelheit gehüllt. Nur ein paar Kerzen und das still schwelende Feuer im eindrucksvollen Kamin an der Stirnwand des Raumes ließen kleine Inseln aus rötlichem Licht entstehen. Inmitten des Dämmerlichts dröhnte mit einem Mal ein fernes Brausen heran. Es kam näher und wurde immer lauter, bis das Kaminfeuer dunkelrot aufloderte und die Flammen mehr als mannshoch emporschlugen. Das Gebraus verstummte, und eine Gestalt trat aus dem Feuer hervor, klein und schmächtig und in einen scharlachroten Kapuzenumhang gehüllt.
Während die Flammenzungen in sich zusammenfielen, machte der Fhurhur einen zögernden Schritt in den Raum hinein. Er kniff die Augen zusammen und spähte in die Finsternis.
»Sei mir gegrüßt, Diener der Dunkelheit!«, erklang eine kehlige Stimme aus der Tiefe des Saales. »Wie ich sehe, weißt du dich immer noch der Kräfte des Phönix zu bedienen.«
Der Fhurhur lächelte. Obwohl er seinen Gastgeber noch nicht erkennen konnte, verbeugte er sich. »Auch ich entbiete Euch meinen Gruß, o mächtiger Beliaal, und bitte um Erlaubnis, näher treten zu dürfen.«
»Nur zu!« Die Stimme erinnerte an das Grollen eines Hundes. »Warum sonst habe ich dir den Weg durch das Feuer geöffnet?«
Nach einigen tastenden Schritten gewöhnten sich die Augen des Fhurhurs an die Dunkelheit, und die Konturen des Raumes und der spärlichen Einrichtung traten langsam hervor. Beliaals Thron zeichnete sich als undeutlicher Schattenriss an der Wand gegenüber dem Kamin ab, und der Besucher schritt bedächtig darauf zu. Immer wieder zog er dabei den Kopf ein, um den Krähen auszuweichen, die wie lautlose Luftgeister durch den Raum huschten.
Die Wände des Saals waren fast vollständig kahl und ebenso tiefschwarz wie Decke und Fußboden. Nur an einer Seite erhob sich ein gewaltiger übermannshoher Spiegel. Nicht ein Fenster war zu sehen, denn im Gegensatz zu gewöhnlichen Festungen reckte sich das Schwarze Schloss nicht zum Himmel empor. Es war im Schwarzen Schlund gelegen, der finstersten Stelle des Schattenforstes. Dort ragte es sieben Stockwerke tief in den Grund von Aventerra hinein, und der Thronsaal befand sich im untersten Geschoss. Fenster gab es hier nirgendwo.
Vor dem mächtigen Eingangsportal, gleich neben dem Kamin, kauerte ein seltsames Wesen. Es hatte den Kopf eines Menschen, Rumpf und Beine eines roten Löwen und den Schwanz eines Skorpions – ein Mantikor, wie der Fhurhur von seinem letzten Besuch her wusste. Beliaal hatte das Untier vor vielen Jahren von der Feuerschlange Rygani als Geschenk erhalten. Die Geister, die über den Lauf der Welten bestimmten, hatten Rygani in die Welt der Schatten verbannt, wo sie Taranos, dem Herrscher des Totenreiches, zwölf Monde lang zu Diensten sein musste. Nur für die Dauer eines einzigen Mondes war es Rygani gestattet, sich auf Aventerra aufzuhalten.
Diese kurze Spanne verbrachte sie meistens im Schattenforst und im Schwarzen Schloss, und so hatte sie sich bemüßigt gefühlt, Beliaal ein Gastgeschenk zu machen. Seitdem bewachte der Mantikor den Thronsaal und zerfetzte jedem unerwünschten Eindringling mit seinen spitzen Krallen die Kehle, bevor er ihn mit dem messerscharfen Gebiss zerriss und verschlang – genau wie sein Zwillingsbruder, der draußen vor dem Portal des Saales lauerte.
Beliaal hatte Ryganis Geschenk mit großer Freude angenommen. Der mächtige Dämon war zwar der unbestrittene Herrscher der Nacht und galt als unangreifbar. Dennoch
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