Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts
Ansturm wurde schließlich so gewaltig, dass Laura sich an Philipp festklammern musste, um nicht davongetragen zu werden. Da wusste sie: Was immer auch geschehen mochte, die Dunklen Mächte würden niemals über sie triumphieren. Nie im Leben!
Epilog Letzte
Gedanken
n den folgenden Monaten besuchte Laura Leander regelmäßig das Grab von Aurelius Morgenstern auf dem Friedhof von Hohenstadt. Nicht nur, weil sie um ihn trauerte – das tat sie sogar sehr, auch wenn der Schmerz mit der Zeit immer geringer wurde, bis sie den Verlust schließlich akzeptieren konnte –, sondern weil sie dem Professor so viel zu verdanken hatte. Ohne ihn wäre ihr Leben ganz anders verlaufen.
Nach dem Tod von Aurelius hatte sich überraschenderweise herausgestellt, dass er überhaupt keine Angehörigen besaß. Die übrigen Wächter hatten versucht, seine Familie oder irgendwelche Verwandte ausfindig zu machen, allerdings ohne Erfolg. Sie hatten nicht einmal den geringsten Hinweis darauf entdeckt, was Professor Morgenstern vor seiner Zeit als Direktor getan hatte. Wo er geboren oder aufgewachsen war. Und seine Eltern konnten sie schon gar nicht aufspüren. Selbst Lukas, der seine phänomenalen Recherchekünste schon häufig unter Beweis gestellt hatte, scheiterte diesmal grandios.
Laura musste lächeln, als sie daran dachte. Sie ahnte längst, welches Geheimnis die Herkunft von Aurelius Morgenstern umwehte. Er hatte in seinem Testament bestimmt nicht zufällig verfügt, dass sein Grab neben dem von Oma Lena liegen sollte. Offensichtlich wollte er im Tod jemanden in seiner Nähe wissen, der ebenfalls aus seiner Welt stammte.
In seinem Vermächtnis hatte Morgenstern auch vorgeschlagen, wer nach ihm die Internatsleitung übernehmen sollte. Der Name löste großes Erstaunen aus, denn zur Überraschung aller handelte es sich um Miss Mary Morgain! Die zuständigen Gremien nahmen den Vorschlag dann aber einstimmig an, und so wurde die junge Englisch- und Französischlehrerin zur neuen Direktorin des Internats bestellt. Alle Ravensteiner freuten sich sehr über diese Wahl – nun ja, zumindest fast alle …
Auch über die Veränderungen auf Aventerra blieb Laura auf dem Laufenden. Alienor hatte ihr in der Herbstnacht einen Besuch abgestattet, und daher wusste sie, dass Ritter Paravain zum neuen Hüter des Lichts bestimmt worden war und die Nachfolge von Elysion angetreten hatte. Bei seinem Amtsantritt hatte er verkündet, dass er sich die schwere Aufgabe mit seiner Gemahlin Morwena teilen wolle, was von den Kriegern des Lichts mit größtem Wohlwollen aufgenommen wurde.
Für Borboron hatte sich gleichfalls ein Nachfolger gefunden. Der Name des neuen Schwarzen Fürsten war Envik. Laura hatte noch nie zuvor von ihm gehört. Kein Wunder – er sollte noch sehr jung sein und war von Syrin eingesetzt worden.
Die Gestaltwandlerin hatte es geschickt verstanden, dem Fhurhur, ihrem verhassten Erzfeind, die Schuld an Borborons Tod anzulasten. Da dessen Ansehen seit dem verhängnisvollen Schwertduell zwischen Elysion und Borboron ohnehin stark beschädigt war, hatte sie leichtes Spiel gehabt, das Lager der Dunklen fast vollständig auf ihre Seite zu bringen. Der Schwarzmagier wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet. Seitdem saß dieser Envik auf dem Thron der Dunklen Festung. Allerdings wurde bereits gemunkelt, der noch unerfahrene Dunkle Herrscher sei nichts weiter als eine Marionette Syrins.
Auriel, der Wolkentänzer, hatte Laura versprochen, auch weiterhin über sie zu wachen. Wofür sie ihm genauso dankbar war wie für den entscheidenden Hinweis, dass Traumreisen nicht nur in die Vergangenheit führen konnten, sondern auch in die Zukunft, wenn auch nur für einige Minuten. Aber die hatten zu ihrer Rettung in der Mittsommernacht völlig ausgereicht.
Dass Auriel jedoch, genau wie Beliaal, nicht wusste, weshalb die Menschenkinder so viel Einfluss auf die Einhörner besaßen, überraschte Laura zunächst sehr. Dabei war das doch offensichtlich: Nur die Kraft der menschlichen Fantasie hielt die Einhörner am Leben – und so wären sie ohne die Menschen zum Aussterben verurteilt. Aber dann erinnerte Laura sich daran, dass Auriel ebenfalls aus der Welt der Mythen stammte und deshalb über keine eigene Fantasie verfügte. Kein Wunder, dass er das große Geheimnis nicht verstehen konnte!
All das ging Laura durch den Kopf, als sie nun ein knappes halbes Jahr nach dem Tod des Professors wieder einmal an seinem Grab stand. Sie hatte so viel von
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