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Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura Leander 06 - Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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die Hand. Fast andächtig betrachtete er das Gefäß, das eine kleine Menge – höchstens einen Fingerhut voll – einer glasklaren Flüssigkeit enthielt.
    Der Fhurhur erschauderte vor Ehrfurcht: Obwohl völlig unscheinbar, war das Elixier der seltenste und gleichzeitig wirkungsvollste Schwarzzauber unter der Sonne. Die Stunde, in der er es gebraut hatte, war der Höhepunkt seines bisherigen Wirkens gewesen, und so erinnerte er sich noch gut daran.
    Es lag nun schon viele Jahre zurück. In der Nacht der Wintersonnenwende hatte eine vollständige Mondfinsternis geherrscht, was nur höchst selten vorkam. Am Himmel über dem Schwarzen Schlund, dem finstersten Ort von ganz Aventerra, war nicht ein Schimmer des Goldmondes und des Menschensterns zu sehen gewesen – was die Macht der Dunkelheit, die zur Wintersonnenwende am größten war, um ein Vielfaches verstärkt hatte. Nur deshalb hatte er dieses Elixier brauen können – und weil er sich im Besitz der Fünf Zeichen der Schlange befand!
    Ein böses Lächeln huschte über das faltige Gesicht des Fhurhurs: Die Wirkung des Elixiers war verheerend. Es löste den Todesschlaf aus, eine Folter, weit schlimmer als die Todesstarre und noch schwieriger zu heilen. Denn auch dazu benötigte man die Fünf Zeichen der Schlange, von denen in der Uralten Offenbarung die Rede war – einer geheimnisvollen Schrift, die Beliaal, der Herr der Finsternis, am Anbeginn der Zeiten den Wolkentänzern entwendet hatte und die er seitdem an einem geheimen Ort versteckt hielt.
    Als könne er den Blick nicht von dem schwarzmagischen Elixier wenden, starrte der Fhurhur es unverwandt an. Seit vielen Jahren bewahrte er die Phiole nun schon in seiner Kammer auf. Bislang war er stets vor der Anwendung des Elixiers zurückgeschreckt. Nicht etwa aus Mitleid mit dem entsprechenden Opfer, sondern weil er die wirkungsmächtige Tinktur nicht unnötig verschwenden wollte. Er besaß nur eine winzige Menge davon, und auf absehbare Zeit würde es auch keine mondlose Wintersonnenwende mehr geben – der einzige Zeitpunkt, an dem das Elixier gebraut werden konnte.
    Um seine Stellung als engster Ratgeber des Schwarzen Fürsten zu sichern, hatten andere Mittel ausgereicht, weit weniger wirksam und viel leichter herzustellen. Dabei strebten Syrin und viele weitere Rivalen schon seit Jahren nach seinem Platz an Borborons Seite. Bislang jedoch hatte er nicht nur jede ihrer hinterhältigen Intrigen zunichtegemacht, sondern gleichzeitig auch seine schwarzmagischen Künste zuverlässig und höchst wirksam gegen die Krieger des Lichts eingesetzt.
    Seit Elysion jedoch den Schwarzen Fürsten besiegt hatte, war alles anders. Wenn er selbst nicht untergehen wollte, musste er sich endlich seines wirksamsten Mittels bedienen – ob ihm das nun recht war oder nicht.
    In den endlosen Stunden, in denen er sich während der letzten Wochen den Kopf zerbrochen und alles durchdacht hatte, war ihm allerdings eines klar geworden: Das Elixier allein würde kaum ausreichen, um Borborons Macht zu bewahren. Die Dunklen Mächte konnten sich nur dann aus ihrer nahezu hoffnungslosen Lage befreien, wenn sie endlich jenes geheimnisvolle Wesen fanden, von dem in der Uralten Offenbarung die Rede war: das Kind des Dunklen Blutes, das ihnen zum Sieg über die Mächte des Lichts verhelfen konnte. So blieb dem Fhurhur nichts anderes übrig, als Kontakt mit Beliaal aufzunehmen, dem gefürchteten Dämon des Todes – auch wenn ihm davor schon seit Tagen angst und bange war.
    Doch es gab keinen anderen Weg!
    Der Fhurhur stellte das Elixier in den Schrank zurück und nahm stattdessen zwei Lederbeutel heraus. Dann trat er vor den offenen Kamin, in dem ein Holzfeuer loderte. Einen guten Schritt von den Flammen entfernt ließ er sich auf den Boden nieder, griff in einen der Beutel, holte eine Handvoll graues Pulver daraus hervor und streute es ins Feuer.
    Während die Flammen ein unheimliches Fauchen von sich gaben und hell aufloderten, streckte der Fhurhur die Hände zur Decke und murmelte eine Beschwörungsformel: »O mächtiger Beliaal, Herrscher der Finsternis und Herr aller Dämonen, ein ergebener Diener der Dunkelheit fleht Euch an: Zeigt Euch mir, o mächtiger Beliaal, damit ich in Verbindung mit Euch treten kann!« Damit kreuzte er die Arme vor der Brust und verneigte sich, bis seine Stirn die steinernen Bodenfliesen berührte.
    Augenblicklich erhob sich ein gespenstisches Brausen. Das Feuer prasselte und zischte, und ein schauriges Haupt zeichnete

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