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Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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seufzte leise. »Wahrscheinlich bleibt mir nichts anderes übrig, als eine Traumreise dorthin zu unternehmen.«
    »Aber wieso denn, Laura?«, neckte sie der Geflügelte. »Es gibt andere Wege – oder weshalb sonst haben die Geister, die über den Lauf der Welten bestimmen, mir Flügel verliehen?«
     
    W ie der Schädel eines Furcht erregenden Urzeittieres ragte der mächtige Vulkankegel in den Himmel, den die Dämmerung mit lichtem Grau einfärbte. Der schneebedeckte Schauderberg erhob sich am Rand einer ausgedehnten Ebene, die von einer schroffen Gebirgskette nahezu vollständig eingekreist wurde. Aus der Tiefe des Sees, der den größten Teil des Plateaus einnahm, schossen immer wieder mächtige Feuerzungen empor und tauchten das Hochtal in zuckendes Licht. Obwohl das Gewässer zu brennen schien, war es bitterkalt. Unter dem frostigen Wind, der ohne Unterlass von den Bergkämmen herabheulte, zuckten die eisigen Flammen, die der Ebene ihren Namen verliehen, wie eine Meute rastloser Irrwische.
    Beolor jedoch konnte die grimmige Kälte schon lange nichts mehr anhaben. Nur mit einem einfachen Leinenkittel und der ledernen Schmiedeschürze bekleidet, verharrte der hünenhafte Anführer der Dunkelalben reglos vor seiner Höhle. Wie ein schwarzer, zahnloser Schlund gähnte der Eingang am Fuß des Schauderberges. Der Dunkelalb wartete auf die Besucherin, die der Nebelflößer ihm angekündigt hatte.
    Der schemenhafte Fährmann, der eher einem Nebelschleier denn einem körperhaften Wesen glich, diente ihm schon seit Urzeiten. Die Sprache der Nebelflößer, die sich nur mittels ihrer Gedanken zu verständigen pflegten, war Beolor daher bestens vertraut. Noch ehe ein Besucher bei ihm ankam, wusste er deshalb stets, wer den See an Bord des Nebelfloßes überquerte. Die heutige Besucherin allerdings hatte die Hilfe des Fährmanns nicht nötig, und so blickte der Herr der Dunkelalben auch nicht hinaus auf die lodernden Flammen, sondern hielt die kohlschwarzen Augen zum Himmel gerichtet.
    Es dauerte nicht lange, bis sich die Umrisse eines mächtigen Flügelwesens aus dem Dämmergrau lösten. Es war die Gestaltwandlerin Syrin, die sich in eine Harpyie verwandelt hatte. In dieser Form kam sie nicht nur weit schneller voran als auf jedem Reittier, sondern hatte auch kaum jemanden zu fürchten. Pfeilschwinge, der Adler des Lichts, würde sie nie ohne Grund angreifen, und auch die mächtigen Drachen ließen Syrin in Frieden, solange sie die Grenzen ihres Reichs nicht verletzte.
    Der Anblick des Sturmdämons war Beolor bestens vertraut, und dennoch zuckte er auch diesmal wieder zusammen. Ohne es zu merken, trat er einen Schritt zurück, während das schauderhafte Wesen – halb Geier, halb hässliche Greisin – auf ihn zuflatterte. Ein pestartiger Gestank wehte dem Geschöpf voraus, und das irre Gelächter, das es beim Anblick des Dunkelalben ausstieß, setzte Beolor mehr zu als die harscheste Kälte.
    Kaum hatte die Harpyie auf dem geröllbedeckten Boden aufgesetzt, als Syrin ihre wahre Gestalt annahm. Die hagere Frau im smaragdgrünen Gewand trat zu Beolor und streckte ihm die krallenartige Hand entgegen. »Seid mir gegrüßt, Meister der Schmiede. Ich freue mich, Euch wiederzusehen!«
    Der Dunkelalb verzog das Gesicht. Im dichten Bartgestrüpp war sein schiefes Grinsen jedoch kaum zu erkennen. »Die Freude ist ganz auf meiner Seite.« Mit einer angedeuteten Verbeugung drückte er die Hand der Gestaltwandlerin in seiner schraubstockartigen Pranke. »Was führt Euch diesmal zu mir?«
    Obwohl der Griff höllisch wehtun musste, zeigte Syrin nicht die geringste Reaktion. Kein Laut kam über ihre schmalen Lippen, und nicht ein Muskel im bleichen Gesicht zuckte. »Nun …« Ihre gelben Reptilienaugen leuchteten auf. »Wie mir meine Gewährsleute berichten, hat sich der Besuch Eures Vetters Kroloff schon bis ins Lager unserer Feinde herumgesprochen.«
    »Tatsächlich – hat er das?« Der Dunkelalb bedachte die Besucherin mit einem schrägen Blick. »Und weiß man dort auch, worüber wir geredet haben?«
    »Aber natürlich, großer Schmiedemeister.« Ein breites Grinsen verunstaltete Syrins hässliches Antlitz noch mehr. »Dieser verfluchte Pfeilschwinge besitzt nicht nur scharfe Augen, sondern vermutlich auch das beste Gehör auf ganz Aventerra. Deswegen sind Elysion und die anderen Hunde des Lichts längst darüber informiert, dass die Wolfsköpfigen und Ihr Borboron jede weitere Unterstützung verweigern wollen.«
    »Gut!« Bedächtig

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