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Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Der Junge aus dem Meer

    Vom Watt herüber trabten sie noch hintereinander her wie eine Gruppe von Langläufern, die gerade erst in die zweite oder dritte Runde gegangen ist.
    Aber als die Glorreichen Sieben jetzt in die Dünen kamen, war es mit dem flotten Tempo ziemlich schnell vorbei.
    Von der Kuppe herunter und durch die Mulden schlug ihnen ein steifer Wind in die Gesichter. Sie spürten Meersalz auf ihren Zungen, und je höher sie hinaufkletterten, um so häufiger brachen sie bis über die Knöchel und manchmal bis zu den Knien in den Sand ein, der immer noch ganz naß und schwer war. In der Nacht hatte nämlich eine plötzliche Sturmflut den ganzen Strand mit haushohen Brechern zugedeckt, und mehr als ein halbes Dutzend Gewitter waren nacheinander über die Insel hergefallen. Hagelböen hatten gegen die Fenster der Häuser geschlagen und das Schilf aus den reetgedeckten Dächern herausgerissen. Bei der Apotheke neben dem Postamt hatte der Wind eine Schaufensterscheibe eingedrückt, und bei jedem Blitz hatte man für den Bruchteil einer Sekunde bis nach Hörnum und bis zum rot-weißen Leuchtturm hinüberblicken können, wie sonst nur an ganz klaren Sonnentagen.
    Aber schon in den ersten Morgenstunden hatte der Sturm die schwarzen Wolkenberge zur dänischen Küste hinübergetrieben. Man sah sie jetzt nur noch ganz fern und als dunkle Striche am Horizont. Über der ganzen Insel war es wieder blau und wolkenlos wie schon alle Tage vorher.
    Der kleine Karlchen Kubatz kletterte auf allen vieren und als letzter über den oberen Rand der Düne. Dabei rutschte ihm seine riesige Taucherbrille von der Stirn über die Augen.
    „Das geht über meine Zentrifugalkräfte“, keuchte er und richtete sich dabei auf.
    Aber auch die anderen pumpten nach Luft wie Maikäfer und waren deshalb zuerst einmal sprachlos.
    Aber wie die Glorreichen Sieben jetzt in ihren knallroten,
    gelben oder erbsengrünen Badehosen     Nur saßen die Glorreichen Sieben leider nicht auf Pferden und hatten auch keine Gewehre und nicht einmal Tomahawks bei sich. Dafür stimmte die Hautfarbe einigermaßen: nach der ersten Woche Schulferien waren sie rundherum schon so braungebrannt wie waschechte Rothäute.
    „Einfach phänomenal“, japste Karlchen Kubatz überwältigt. Er hatte sich wieder einigermaßen erholt und hielt jetzt die flache Hand über die Augen, weil die Sonne haargenau in seinem Blickfeld stand.
    „Ja, es ist enorm“, bestätigte Hans Pigge und nahm jetzt auch eine Hand über die Augen. „Ganz enorm, sozusagen!“
    Nirgendwo war die Insel so schmal wie an dieser Stelle. Man konnte von hier aus gleichzeitig zum Watt hinüberblicken, in dem sich die Sonne spiegelte wie in einem dunklen See, und man sah auf der anderen Seite den schneeweißen Sandstrand mit dem Meer, das immer noch graugrüne Brecher gegen das Ufer warf. Kurz bevor sie das Land erreichten, schlugen sie hintereinander und übereinander zusammen wie kochendes Wasser, brandeten über den Sand und wirbelten Schaum vor sich her wie kleine Gebirge aus schmutziger Watte. Und überall segelten Silbermöwen in aller Ruhe durch den Himmel oder flatterten aufgeregt mit einer Beute im Schnabel zu den Dünen zurück.
    „Eigentlich war ich ja dagegen“, bemerkte Emil Langhans nach einer Weile und fingerte dabei ein wenig verlegen an seiner Hornbrille herum. „Ich meine, als es darum ging, ob wir jeden Tag vor dem Kaffeetrinken mit einem Strandlauf beginnen sollten.“ Er schüttelte den Sand aus seinen langen Haaren. „Damals war ich noch der Meinung, daß Ferien nur zum Faulenzen da sind. Man legt sich auf den Rücken und macht nichts als in die Bäume gucken.“
    „So was Ähnliches hatte ich mir auch vorgestellt“, gab Sputnik zu, der eigentlich Otto Hugendubel hieß und ein wenig zu dick war.
    „Heute möchte ich mich in aller Form korrigieren“, grinste jetzt der Junge mit der Hornbrille. „Es wäre geradezu ein Jammer gewesen, wenn ich mich bei unserer Abstimmung durchgesetzt hätte.“
    „Ich möchte mich dieser Meinung anschließen“, erklärte

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