Lauras Zauberritt
ihnen im Wald war jemand!
„Achtung!“, wisperte sie Sternenschweif ins Ohr. „Da unten ist jemand!“
Sternenschweif begann noch höher zu steigen, da erkannte Laura, wer so spät im Wald noch spazieren ging.
„Mrs Fontana! Komm, lass uns zu ihr fliegen.“ Kaum waren sie gelandet, fragte Laura: „Was machen Sie denn hier?“
Mrs Fontanas strahlend blaue Augen zwinkerten verschmitzt. „Ich gehe mit Walter spazieren. Was hast du denn gedacht?“ Sie pfiff leise und Walter, ihr kleiner schwarz-weißer Terrier, stürmte aus dem Dickicht. Sternenschweif senkte seinen Kopf zur Begrüßung. Walter lief zu ihm, leckte ihm einmal kurz über die Nüstern und bellte leise. Dann setzte er sich neben Mrs Fontana.
„Er freut sich, euch zu sehen“, erklärte sie. Lachfältchen überzogen ihr Gesicht. „Und ich freue mich ebenfalls. Was habt ihr beiden denn heute Abend noch vor?“
„Wir wollen das Lieblingsstofftier meines kleinen Bruders wieder zurückholen“, antwortete Laura. „Ein paar Jungs haben es auf einen Baum geworfen.“
„Dann helft ihr also immer noch anderen?“
Laura nickte eifrig. Seitdem sie Sternenschweif das erste Mal in ein Einhorn verwandelthatte, hatte sie schon öfters ihren Freunden helfen können – natürlich ohne dass sie etwas von Sternenschweifs magischen Kräften erfahren hatten. Es war das Schicksal der Einhörner, so lange als kleine graue Ponys umherzuziehen, bis sie ein Kind fanden, das ein gutes Herz hatte und an Magie glaubte. Wenn das Kind das Pony zum ersten Mal in ein Einhorn verwandelt hatte, dann gehörten die beiden zusammen. Ihre Bestimmung war es, gemeinsam anderen zu helfen.
„Das ist schön, dass du das für deinen Bruder tun willst“, freute sich Mrs Fontana. „Mein Einhorn und ich konnten auch vielen Menschen helfen.“
„Was ist denn aus Ihrem Einhorn geworden?“, fragte Laura. Sie erinnerte sich, worüberSternenschweif und sie in der vergangenen Nacht gesprochen hatten. „Ist es ... ist es etwa gestorben?“ Lauras Stimme zitterte. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Sternenschweif irgendwann sterben könnte.
Mrs Fontana lächelte beruhigend. „Aber nein. Er ist nach Arkadia zurückgekehrt – so wie das eines Tages jedes Einhorn tut.“
Laura und Sternenschweif schauten sie verständnislos an.
„Einhörner kommen in unsere Welt, um anderen zu helfen“, erklärte Mrs Fontana ihnen. „Dann kehren sie wieder nach Arkadia zurück, in das magische Land, in dem sie geboren wurden. Die Tapfersten und Klügsten verdienen sich die Ehre, ein Goldenes Einhorn und damit einer der weisen Herrscher von Arkadia zu werden. Das ist auchder Grund, warum ihr beiden ganz allein herausfinden müsst, welche magischen Fähigkeiten Sternenschweif hat“, fuhr sie fort. „Hier auf der Erde zu sein, ist eine Prüfung für Sternenschweif. Wenn er genug Gutes tut, wird er vielleicht eines Tages ein Goldenes Einhorn werden.“
Laura wollte es nicht glauben. Sternenschweif würde sie eines Tages verlassen? Das konnte er nicht! Sie beide gehörten doch zusammen!
Sternenschweif schien das genauso zu sehen. Aufgeregt scharrte er mit einem Vorderhuf. „Aber ich will doch gar nicht nach Arkadia zurück! Ich will hier bei Laura bleiben!“
„Eines Tages wirst du anders darüber denken“, erwiderte Mrs Fontana. „Das ist deine Bestimmung.“
Als sie jedoch sah, wie aufgewühlt und unglücklich die beiden waren, sagte sie mit sanfter Stimme: „Aber deswegen müsstihr euch noch lange keine Sorgen machen. Das Wichtigste ist doch, dass ihr jetzt zusammen seid.“ Sie zwinkerte ihnen aufmunternd zu.
„Jetzt muss ich aber gehen, meine Lieben. Komm mit, Walter.“
Der Terrier sprang auf und gemeinsam verschwanden die beiden zwischen den Bäumen.
5
Mrs Fontana hinterließ eine bedrückende Stille. Niedergeschlagen hingen Laura und Sternenschweif ihren Gedanken nach. Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, eines Tages voneinander getrennt zu sein.
Schließlich holte Laura tief Luft. „Wir sollten jetzt Eselchen holen“, sagte sie leise. „Es wird sonst zu spät.“
Sternenschweif nickte nur. Wortlos schwang er sich in die Luft. Aber anders als sonst fühlte Laura sich diesmal beim Fliegenkein bisschen glücklich. Ein Gedanke ging ihr ständig durch den Kopf, aber sie konnte ihn nicht in Worte fassen. Sie wusste nur, dass es etwas Wichtiges war und mit dem zu tun hatte, was Mrs Fontana ihnen gerade erzählt hatte.
„Wir sind da“, sagte
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