Lauras Zauberritt
Sternenschweif, als sie den Bach erreichten. „Wir sollten jetzt Max’ Stofftier vom Baum holen.“
Laura holte einmal tief Luft, dann stimmte sie ihrem Freund zu.
Die Worte von Mrs Fontana fielen ihr wieder ein: Einhörner kommen in unsere Welt, um Gutes zu tun, und dann kehren sie nach Arkadia zurück.
Der Gedanke, den sie vorher nur verschwommen wahrgenommen hatte, stand jetzt klar und deutlich vor ihr.
Natürlich! Das war die Lösung! Plötzlich wusste Laura genau, was sie zu tun hatten.
„Sternenschweif!“, rief sie, als das Einhorn auf den Baum zufliegen wollte. „Stopp! Halt sofort an!“
Sternenschweif stand wie angewurzelt in der Luft. „Was ist los?“
„Verstehst du denn nicht?“, sagte Laura. „Je mehr Gutes wir tun, desto eher wirst du von hier fortgehen.“
„Das begreife ich nicht“, erwiderte Sternenschweif verwundert.
„Mrs Fontana hat doch gesagt, dass du auf der Erde bist, um eine Prüfung zu bestehen“, erklärte Laura. „Und um sie zu bestehen, musst du anderen helfen. Das heißt also, dass du dann wieder zurück nachArkadia gehen wirst, wenn wir genug Gutes getan haben.“
„Du meinst also“, sagte Sternenschweif nachdenklich, „je mehr ich anderen helfe, desto eher muss ich wieder fortgehen?“
„Genau das meine ich“, flüsterte Laura.
Beide schwiegen lange.
Dann blickte Laura nach oben in den Baum, dorthin, wo Eselchen hing. Sie kaute auf ihrer Lippe herum. „Weißt du, vielleicht will Max Eselchen ja gar nicht wirklich wiederhaben?“
Natürlich will er das, widersprach eine leise Stimme in ihr. Aber Laura beschloss, nicht auf sie zu hören.
„Ich meine, schließlich hat er doch selbst gesagt, dass Stofftiere nur was für kleineKinder sind“, fuhr sie mit erhobener Stimme fort.
Sie sah Max’ Gesicht vor sich. Wie unglücklich er gewesen war, als er Eselchen hoch oben im Baum entdeckt hatte. Doch Laura verdrängte dieses Bild wieder.
„Und er hat Recht. Mit sechs ist er wirklich zu alt, um noch jeden Abend ein Schmusetier mit ins Bett zu nehmen.“
„Dann holen wir Eselchen also nicht herunter?“, führte Sternenschweif zögernd ihren Gedanken fort.
„So ist es.“ Aber dabei hatte sie ein schrecklich schlechtes Gewissen. Doch das wollte sie nicht wahrhaben. „Eselchen kann ruhig da oben bleiben.“
„Meinst du das wirklich?“, fragte Sternenschweif forschend.
„Ich bin mir ganz sicher“, antwortete Laura. „Lass uns nach Hause fliegen.“
Aber tief in ihrem Inneren war sie alles andere als sicher. Schweigend flogen sie zurück.
„Gute Nacht“, verabschiedete Laura sich von Sternenschweif, nachdem sie ihn wieder verwandelt hatte. „Bis morgen.“
Sternenschweif nickte, aber Laura bemerkte einen bekümmerten Ausdruck in seinen Augen.
Auf dem Weg ins Haus versuchte Laura sich selbst zu überzeugen, dass sie das Richtige getan hatten. Max brauchte Eselchen doch gar nicht mehr.
Doch die Stimme in ihrem Inneren meldete sich wieder: „Du willst Max nicht helfen, weil du Angst hast, dass Sternenschweif dann früher von dir fortmuss“, flüsterte sie.
„Das stimmt doch gar nicht“, sagte Laura laut. Sie wünschte, diese Stimme würde endlich Ruhe geben.
Bevor sie nach oben ging, schaute sie noch im Wohnzimmer vorbei. „Ich gehe jetzt ins Bett“, sagte sie zu ihren Eltern. Ihr Vater warf einen Blick auf die Uhr. „Warst du bis jetzt draußen bei Sternenschweif?“, fragte er überrascht.
„Ja, war ich.“
„Aber es ist doch schon ganz dunkel“, bemerkte ihre Mutter. „Was hast du denn die ganze Zeit gemacht?“
Laura zuckte die Achseln. „Na ja, mich mit ihm unterhalten – so dies und das eben.“
Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Um ehrlich zu sein, Laura Foster, hatte ich befürchtet, dass du vielleicht das Interesse an Ponys verlierst, wenn du erst einmal ein eigenes hast. Aber da habe ich mich wohl geirrt.“
Ihre Mutter lächelte. „Du hängst wirklich sehr an Sternenschweif, nicht wahr, Laura?“
Laura nickte. „Ja, das tue ich.“
Die Vorstellung, dass Sternenschweif sie eines Tages verlassen würde, brach ihr das Herz.
Tränen stiegen in ihr hoch. Rasch rieb sie sich mit der Hand über die Augen, so dass es aussah, als sei sie sehr müde. Ihre Mutter stand auf und gab ihr einen Kuss. „Du siehst erschöpft aus, mein Schatz. Ab nach oben und dann ins Bett. Ich komme gleich nach und sage dir noch Gute Nacht.“
In dieser Nacht schlief Laura schlecht. Sie wälzte sich hin und her. In einem Moment stellte
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