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Lausbubengeschichten. Aus meiner Jugendzeit

Lausbubengeschichten. Aus meiner Jugendzeit

Titel: Lausbubengeschichten. Aus meiner Jugendzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Thoma
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wenn er mich sah: »Warte nur, du Lausbub, ich krieg dich schon noch.«
    Vom Fenster aus konnte man auf die Straße hinunterspucken, und es klatschte furchtbar, wenn es daneben ging. Aber wenn man die Leute traf, schauten sie zornig herum und schimpften abscheulich. Da habe ich oft gelacht, aber sonst war es gar nicht lustig.
    Der Professor konnte mich nicht leiden, weil er sagte, daß ich einen sehr schlechten Ruf mitgebracht hatte.
    Es war aber nicht wahr, denn das schlechte Zeugnis war bloß deswegen, weil ich der Frau Rektor ein Brausepulver in den Nachthafen getan hatte.
    Das war aber schon lang, und der Professor hätte mich nicht so schinden brauchen. Der Onkel Franz hat ihn gut gekannt und ist oft hingegangen zu ihm.
    Dann haben sie ausgemacht, wie sie mich alle zwei erwischen können.
    Wenn ich wieder von der Schule heimkam, mußte ich mich gleich wieder hinsetzen und die Aufgaben machen.
    Der Onkel schaute mir immer zu und sagte: »Machst du es wieder recht dumm? Wart' nur, du Lausbub, ich komm' dir schon noch.«
    Einmal mußte ich eine Arithmetikaufgabe machen. Die brachte ich nicht zusammen, und da fragte ich den Onkel, weil er zu meiner Mutter gesagt hatte, daß er mir nachhelfen will. Und die Tante hat auch gesagt, daß der Onkel so gescheit ist, und daß ich viel lernen kann bei ihm.
    Deswegen habe ich ihn gebeten, daß er mir hilft, und er hat sie dann gelesen und gesagt: »Kannst du schon wieder nichts, du nichtsnutziger Lausbub? Das ist doch ganz leicht.«
    Und dann hat er sich hingesetzt und hat es probiert. Es ging aber gar nicht schnell. Er rechnete den ganzen Nachmittag, und wie ich ihn fragte, ob er es noch nicht fertig hat, schimpfte er mich fürchterlich und war sehr grob.
    Erst vor dem Essen brachte er mir die Rechnung und sagte: »Jetzt kannst du es abschreiben; es war doch ganz leicht, aber ich habe noch etwas anderes tun müssen, du Dummkopf.«
    Ich habe es abgeschrieben und dem Professor gegeben. Am Donnerstag kam die Aufgabe heraus, und ich meinte, daß ich einen Einser kriege. Es war aber wieder ein Vierer, und das ganze Blatt war rot, und der Professor sagte: »So eine dumme Rechnung kann bloß ein Esel machen.«
    »Das war mein Onkel,« sagte ich, »der hat es gemacht, und ich habe es bloß abgeschrieben.« Die ganze Klasse hat gelacht, und der Professor wurde aber rot.
    »Du bist ein gemeiner Lüger,« sagte er, »und du wirst noch im Zuchthaus enden.« Dann sperrte er mich zwei Stunden ein. Der Onkel wartete schon auf mich, weil er mich immer durchhaute, wenn ich eingesperrt war. Ich schrie aber gleich, daß er schuld ist, weil er die Rechnung so falsch gemacht hat, und daß der Professor gesagt hat, so was kann bloß ein Esel machen.
    Da haute er mich erst recht durch, und dann ging er fort. Der Greither Heinrich, mein Freund, hat ihn gesehen, wie er auf der Straße mit dem Professor gegangen ist, und wie sie immer stehen blieben und der Onkel recht eifrig geredet hat.
    Am nächsten Tag hat mich der Professor aufgerufen und sagte: »Ich habe deine Rechnung noch einmal durchgelesen; sie ist ganz richtig, aber nach einer alten Methode, welche es nicht mehr gibt. Es schadet dir aber nichts, daß du eingesperrt warst, weil du es eigentlich immer verdienst, und weil du beim Abschreiben Fehler gemacht hast.«
    Das haben sie miteinander ausgemacht, denn der Onkel sagte gleich, wie ich heimkam: »Ich habe mit deinem Professor gesprochen. Die Rechnung war schon gut, aber du hast beim Abschreiben nicht aufgepaßt, du Lausbub.«
    Ich habe schon aufgepaßt, es war nur ganz falsch.
    Aber meine Mutter schrieb mir, daß ihr der Onkel geschrieben hat, daß er mir nicht mehr nachhelfen kann, weil ich die einfachsten Rechnungen nicht abschreiben kann, und weil er dadurch in Verlegenheit kommt.
    Das ist ein gemeiner Mensch.
     

Der Kindlein
     
    Unser Religionslehrer heißt Falkenberg.
    Er ist klein und dick und hat eine goldene Brille auf.
    Wenn er was Heiliges redet, zwickt er die Augen zu und macht seinen Mund spitzig.
    Er faltet immer die Hände und ist recht sanft und sagt zu uns: »ihr Kindlein«.
    Deswegen haben wir ihn den Kindlein geheißen.
    Er ist aber gar nicht so sanft. Wenn man ihn ärgert, macht er grüne Augen wie eine Katze und sperrt einen viel länger ein, wie unser Klaßprofessor.
    Der schimpft einen furchtbar und sagt »mistiger Lausbub«, und zu mir hat er einmal gesagt, er haut das größte Loch in die Wand mit meinem Kopf.
    Meinen Vater hat er gut gekannt, weil er im Gebirg

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