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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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gebrauchen sollten.
    Die Anwälte machten sich daraufhin auf den Weg zu Colonel Andy Powells Büro, um die Akten über Ibrahim, Yousaf, Ben und Abu Hassan einzusehen. Es wurde ihnen gewährt. Der schlimmste Teil aber kam, als ihnen die Akten vorlagen. Ihren vier Mandanten wurden entsetzliche Verbrechen zur Last gelegt, insbesondere Akbar, der die Kinder bei einer Bar-Mitzwa in Be’er Scheva auf dem Gewissen hatte.
    Sogar der sonst so skrupellose Myerson war erschüttert, als er erkannte, mit welchen Verbrechern sie es hier zu tun hatten. Aber vor seinem geistigen Auge sah er Josh Epstein, und so machte er sich Kopien, studierte die Dokumente und war entschlossen, die Honorarrechnung nach oben zu treiben, komme, was da wolle.
    Am darauffolgenden Abend trafen sie wieder in Washington ein und machten sich unverzüglich an die Abfassung der Berufungsanträge. Damit wurden sie im Pentagon vorgeladen und schließlich weiter nach Guantanamo geschickt, wo sie die Unterschrift aller vier Gefangenen einholten sowie die des Kommandeurs im Gefangenenblock, der die Entlassungspapiere der Insassen unterzeichnen musste.
    Der Antrag wurde eingereicht, und das Berufungsgericht legte als Termin Montag, den 19. Februar, fest. Als Vorsitzender Richter war Stanford Osborne vorgesehen, der bei der Verhandlungvon den Richtern Art Cameron und Merrick Rosser assistiert wurde. Alles lief ohne Verzögerung ab.
    Das Verfahren fand in Gerichtssaal 11 im dritten Stock des E. Barrett Prettyman Courthouse statt, benannt nach dem brillanten, von Truman ernannten Oberrichter, jenem Richter, der damals entscheiden musste, ob sich Frances Gary Powers richtig verhalten hatte, nachdem sein U-2-Spionageflugzeug 1962 über dem Gebiet der Sowjetunion abgeschossen worden war.
    In dem gewaltigen Gerichtsgebäude sind daneben die Justizbeamten samt ihrer Verwaltung untergebracht, die Bewährungshelfer, die Bibliothek des Gerichtsbezirks sowie die Bezirksrichter mit ihren Mitarbeitern, alles streng bewacht von US-Marshals. Das Gebäude ist eine Kathedrale des amerikanischen Rechts, und am 19. Februar wurde hinter seinen massiven grauen Betonmauern eine gerichtliche Entscheidung zu einer wahrhaft erstaunlichen Eingabe getroffen, bei der es um die Freilassung von gefährlichen Verbrechern ging.
    Das Verfahren wurde so geräuschlos wie möglich durchgezogen. Die tendenziöse liberale Presse der USA machte nicht viel Aufhebens um die Sache, und auch die Meinungsseiten erörterten kaum, ob es weise sei, diese Terroristen, die vom Militär des Mordes und anderer schrecklicher Verbrechen gegen die USA für schuldig befunden worden waren, in den Genuss der Menschenrechte kommen zu lassen.
    Aber es war ein eindeutiger Richterspruch ergangen. Richter Kennedy hatte beschlossen, dass die seit Jahrhunderten in den USA praktizierten ethischen und juristischen Grundsätze nicht außer Kraft gesetzt werden dürften, nur weil ein Haufen nahöstlicher Durchgeknallter wahllos Leute umbrachte. Es sei nur recht und billig, dass Amerikas Gesetze immer und überall Geltung hatten. Die Mehrheit der Richter glaubte daran, der Präsident glaubte entschieden daran, und deshalb landete am 19. Februar um 7.30 Uhr eine Militärmaschine aus Guantanamo, Kuba, auf der Andrews Air Force Base nordöstlich von Washington D.

C.
    Aus der Maschine stiegen, noch immer in Fesseln und von bewaffneten Militärwachen begleitet, die vier Terroristen Ibrahim Sharif, Yousaf Mohammed, Ben al-Turabi und Abu Hassan Akbar. Ein Gefangenenwagen des US-Militärs wartete auf sie und brachte sie zu einer letzten Besprechung mit ihren Anwälten in die 12 th Street.
    Um 9.43 Uhr wurden sie im großen Berufungsgericht an der Constitution Avenue zu den Aufzügen geführt, und von dort ging es in den Gerichtssaal im dritten Stock.
    Es war ihnen nicht erlaubt, während der Anhörung das Wort zu ergreifen. Ihr Berufungsanwalt James Myerson würde auf ihre Freilassung plädieren, und das Militär, das formell Widerspruch einlegte, würde lediglich fünf Minuten Zeit bekommen, seine Ansicht darzulegen. Diese bestand ganz allgemein darin, dass Ibrahim, Yousaf, Ben und Abu umgehend nach Guantanamo zurückgebracht und eingesperrt werden sollten, wobei man die jeweiligen Zellenschlüssel am besten in die ausgedehnten Minenfelder nördlich der Basis schleuderte. Biff Ransom wäre wahrscheinlich noch einen Schritt weitergegangen.
    Fälle wie dieser waren im Grunde Neuland. Es gab dafür noch keine bewährten Rezepte.

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