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Stürmische Verlobung

Stürmische Verlobung

Titel: Stürmische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Caskie
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Regel eins
    Wer geschlossen steht, einig im Ziel, wird den Sieg davontragen.
    London, April 1814
     
    Eliza Merriweather sah ihre Schwester mit solch unerbittlichem Sturmschritt in dem eleganten Stadthaus ihrer Großtanten am Hanover Square auf und ab marschieren, dass sie versucht war, den türkischen Teppich auf Schäden zu untersuchen.
    »Falls du beabsichtigst, ein Loch in das Parkett zu laufen, dann ist es dir leider noch nicht gelungen, Grace. Vielleicht solltest du etwas schneller gehen.« Eliza grinste hinter den dünnen Dampfschwaden, die von ihrer Teetasse aufstiegen, und räkelte sich behaglich auf den weichen Polstern des gemütlichen Sofas.
    Grace blieb mit einem aufgebrachten Seufzer stehen. »Ich habe alle Zeit der Welt, Eliza, ich kann warten. Du wirst mir noch dein Versprechen geben.«
    Eliza stellte ihre blaue, zart gemusterte Teetasse auf dem Tisch ab und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe dir gesagt, dass ich mich benehmen werde. Was willst du denn noch von mir?«
    »Ich will, dass du aufhörst, dich ständig und überall zu blamieren, denn sonst werde ich nie einen Mann finden und diese ganze Ballsaison wäre verschenkt!«

    Eliza lachte. »Ach, was du dich nur wieder aufregst. Beruhige dich, Grace, sonst bekommst du nur einen hektischen Ausschlag in deinem hübschen Gesicht.«
    Grace stieß einen entsetzten Laut aus und eilte zu dem antiken Spiegel an der Wand. Sie tastete panisch ihre Wangen ab, so als suche sie nach den ersten Anzeichen von verunstaltenden Flecken und Pusteln.
    »Meine Liebe, du weißt, dass mir dein Glück mehr am Herzen liegt als mein eigenes, aber ich weiß nicht, wie viel Pomp ich ertragen kann.«
    Grace wandte ihren Kopf wieder zu Eliza um und sah sie wütend an. Ein frustriertes Aufstöhnen kam zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wenn du dich schon nicht um meinetwillen benehmen willst, dann denke wenigstens an unsere Tanten. Kannst du dich ihren Wünschen nicht fügen, zumindest für eine Ballsaison? Das schuldest du ihnen - und mehr.«
    »Niemand ist dankbarer für ihre Großzügigkeit als ich. Himmel auch, sie haben uns bei sich aufgenommen. Das habe ich nicht vergessen.«
    »Sie haben weit mehr getan als das, Eliza.« Grace setzte sich neben sie auf das Sofa. »Sie haben dafür gesorgt, dass unsere Schwester Mrs. Bellburys Mädchenpensionat besuchen kann. Selbst wenn unsere Eltern noch am Leben wären, hätten wir uns niemals das Schulgeld und den Unterhalt für Meredith leisten können.«
    »Das ist mir bewusst, aber …«
    » Und unsere Tanten haben sich bereit erklärt, eine Saison für uns beide auszurichten. Da könntest du doch wohl wenigstens ein paar Bälle mit einem Lächeln auf dem Gesicht über dich ergehen lassen.«
    Eliza blies sich eine zarte Strähne ihres dunklen Haars aus dem Gesicht. »Ja, ein paar könnte ich schon überstehen.
Aber warum sollte ich? Ich habe nicht die Absicht zu heiraten. Nicht die geringste .«
    »Aber Eliza …«
    » Nein , mein Entschluss steht fest. Sobald diese vermaledeite Saison zu Ende ist, mache ich mich auf den Weg nach Italien. Ich lasse mich nicht davon abbringen, Malerei zu studieren. Nie und nimmer. Also frage ich dich, warum sollten Tante Letitia und Tante Viola unter diesen Umständen ihr Geld für Ballkleider und Putz und Schmuck für mich verschwenden?«
    Grace schnaubte unwirsch. »Ich verstehe einfach nicht, was du gegen die Ehe hast. Ich persönlich kann mir keinen ehrenvolleren Stand für eine Frau vorstellen.«
    »Ich habe überhaupt nichts gegen das Eheglück.« Wenn es so etwas geben sollte. Zeit ihres Lebens hatte Eliza noch keinen Beweis dafür gesehen. Und schon gar nicht daheim.
    Eliza stand auf und ging zum Fenster, neben dem ein halb fertiges Bild auf einer hölzernen Staffelei auf ihre Rückkehr wartete. Sie nahm es sehr behutsam in die Hände.
    Eliza atmete den einladenden Geruch der Ölfarben ein. Sie hielt die Leinwand schräg zum Fenster, so dass das nachmittägliche Licht auf die sonnendurchflutete Landschaft fiel, die sie gemalt hatte.
    »Ich bin eine Künstlerin, Grace.« Noch immer mit der Leinwand in der Hand, drehte Eliza sich um. »Aber im Gegensatz zu Mutter, werde ich diese Gottesgabe nicht verkümmern und sterben lassen, nur weil ein Ehemann meine ganze Aufmerksamkeit fordert. Meine Kunst bedeutet mir zu viel.«
    Grace fuchtelte aufgebracht mit den Händen. »Ach, Eliza. Nicht alle Männer sind wie Vater. Viele Ehemänner ermuntern ihre Frauen, sich ein

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