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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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gilt für Washington und jede beliebige andere amerikanische Stadt. Man braucht amerikanische Anwälte – erst recht, wenn man eine Habeas-Corpus-Klage vor das Washingtoner Gericht bringen will.«
    »Können wir nicht einen republikanischen Senator auftreiben, der eine Gesetzesänderung einbringt, nach der es illegal wäre, dass ein US-Anwalt einen Nicht-US-Bürger vor Gericht vertritt, wenn dieser vom US-Militär der Verbrechen gegen den Staat angeklagt ist?«
    »Das wäre vielleicht unter Präsident Reagan noch möglich gewesen«, antwortete der Botschafter, »oder unter Präsident Bush. Aber nicht unter diesem Typen. Er will , dass sie freigelassen und nach Hause geschickt werden, damit der Nahe Osten ihn liebt, wenn er Guantanamo schließt.«
    »Sie meinen, wir können also nur rumsitzen und mit ansehen, wie diese Mörder von US-Richtern freigelassen werden, weil irgendein US-Anwalt schlagkräftige Argumente vorbringt?«
    »Ganz richtig«, sagte der Botschafter, »Genau das meine ich.«
    »Es sei denn, es gelingt uns, diese sogenannten Anwälte etwas abzuschrecken«, warf der israelische Militärattaché ein, ein Cousin des ehemaligen Premierministers Ariel Scharon. »Vielleicht sollten wir sie wissen lassen, dass es einflussreiche Kräfte gibt, die ihr Auftreten weder im Gefangenenlager noch vor Gericht zu schätzen wissen.«
    »Das sollte ihnen bereits klar sein«, sagte David Gavron. »Aber das Honorar für ihre Dienstleistungen ist enorm. Und skrupellose Anwälte gibt es seit Menschengedenken.«
    Im Raum kehrte Stille ein, bis Itzak Steiner, der jüngste der dem Mossad angehörigen Kulturattachés, das Wort ergriff. »James Myerson hat mit seinem Plädoyer die Argumente des US-Navy-Anwalts ausgehebelt. Seine Rede hat es dem Richter leicht gemacht, zugunsten der Antragsteller zu entscheiden. Hätte er nicht über Rechtsstaatlichkeit und das amerikanische Gerechtigkeitsempfinden gesprochen …«
    »Wäre die Sache nicht durchgegangen«, sagte Gavron. »Da stimme ich Ihnen zu.«
    In den Büros von Epstein, Myerson and Marsh brannte spät noch Licht. Josh Epstein war noch da, obwohl es bereits auf Mitternacht zuging. James Myerson und Tom Renton tranken mit ihm Kaffee und warteten auf eine Verlautbarung aus dem Zellentrakt an der 500 Indiana Avenue – währenddessen die Uhr für die Honorarabrechnung unablässig weitertickte und mit jeder Stunde 3000 Dollar hochzählte.
    Die Marshals hatten ihnen den Zugang zum Zellentrakt unter dem nicht hinterfragbaren Vorwand der »nationalen Sicherheit« verwehrt, ihnen aber versprochen, dass alle vier am Morgen in einer Air-France-Maschine nach Paris sitzen würden. Das wurde mit nicht ganz ungetrübter Freude aufgenommen, hieß es doch auch, dass die Abrechnungsuhr sehr bald zum Stillstand kommen würde.
    Mitternacht brach an und ging vorüber. Die Abrechnungsuhr piepte ihren besonderen digitalen Ton, der den Beginn eines neuen Tages anzeigte und mit ihm die stete Anhäufung saudischer Rials. Dieses Piepen aber war auch der letzte Ton, der in diesem Raum gehört wurde, denn im gleichen Augenblick wurde in einer wahrhaft gewaltigen Explosion Hausnummer 296 in der 12 th Street vom Antlitz der Erde getilgt.
    Es begann im Keller und setzte sich nach oben hin fort, bis das gesamte Gebäude, Stockwerk für Stockwerk, in Stücke gesprengt wurde, bevor oben in der Nähe des Daches eine zweite Detonation ertönte, die Betonteile Hunderte Meter hoch in die Luft schleuderte. Die Explosion war so gewaltig, dass sie auch das Kapitol zum Einsturz gebracht hätte.
    Zerborstene Gasleitungen erhellten die Straße wie am 4. Juli. Und dennoch, die Explosion hatte etwas Professionelles an sich. Sie war einzig und allein auf ein Gebäude beschränkt, die angrenzenden Häuser erlitten nur oberflächliche Schäden; das Zielobjekt allerdings war so gut wie ausgelöscht.
    Der letzte Akt in dieser Nacht fand auf dem Parkplatz statt. Ein gewaltiger Brocken aus der Fassade schien unmittelbar aus der Stratosphäre herabzukrachen und durchschlug das dunkelblaue Dach von Josh Epsteins Bentley. Die Leichen von Josh Epstein, James Myerson und Tom Renton wurden nie gefunden. Es dauerte sogar drei Tage, bis man sich sicher war, dass sie sich überhaupt in dem Gebäude aufgehalten hatten. Der Mossad-Lieferwagen, der gegen 23.45 Uhr die Gegend verließ, war von niemandem bemerkt worden.
    London auf der anderen Seite des Atlantiks lag zum größten Teil noch im Schlaf, als um fünf Uhr Ortszeit ein gesamter

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