Lauschangriff - Im Visier der Feinde
sollte, danach zu verschwinden.
Da die Einreise in die USA so gut wie unmöglich war, sollten sich die vier in die langen Schlangen mexikanischer Arbeiter einreihen, die über die südliche Grenze nach Texas einzudringen versuchten. Khan war sich bewusst, dass zahllose Mexikaner nach Durchquerung des berüchtigten Wüstenstreifens aufgegriffen und wieder zurückgeschickt wurden. Aber das würde nicht auf Ibrahim und seine Männer zutreffen. Sie würden moderne Waffen und hohe Bargeldbestände bei sich haben, außerdem waren sie skrupellose Killer, die unter dem unbesiegbaren Banner des Propheten Mohammed und im Namen Allahs vor nichts zurückschrecken würden, um über die Grenze zu kommen.
Shakir Khan würde sich nun daranmachen, die »Schläfer« zu wecken – die Terrorzellen, die in den USA bereits vor Ort waren und deren Zahl von Präsident Bush einmal auf über 5000 geschätzt wurde. So viele waren es mittlerweile nicht mehr, aber eine davon würde jetzt in Aktion treten und sich mit ihrem unbegrenzten Sprengstoffvorrat auf den Angriff gegen den Großen Satan vorbereiten.
Endgültig wollte man sich erst dann auf ein Ziel festlegen, wenn Ibrahims Gruppe in Mexiko eingetroffen war. Das war allerdings ein weiteres Problem. Der beste und bewährte Weg aus Afghanistan und dem Hindukusch führte über Großbritannien, wo die Labour Party in ihrer 13-jährigen Regierungszeit das Land beinahe in den Bankrott geführt hatte und zum Machterhalt auf ihre muslimischen Wähler angewiesen war. Die britischen Grenzbeamten hätten sogar Osama und seine besten Kumpel ins Land gelassen, solange sie offizielle Papiere vorlegen und bestätigen konnten, dass sie Studenten am Pakistan Culture and Commonwealth Centre for Advanced Literary Studies waren, dessen ausgedehnter »moderner Campus« direkt über einem Fish-and-Chips-Laden in Bradford lag.
Seit Jahren trieben diese skandalösen Schein-Universitäten ihr Unwesen, dazu kamen die nicht minder skandalösen britischen Gesetze, die nahezu jedem die Einreise erlaubten – Terroristen, Stammeskriegern, Dschihadisten, Fanatikern, Verrückten, Typen, deren Urgroßväter bei den Bengal Lancers gedient hatten, Mullahs, Schlangenbeschwörern, Kameltreibern, Bombenbastlern, Fakiren und weiß Gott noch wem. Nach der letzten Zählung hatte die britische Labour-Regierung zum großen Unwillen der Polizei jedes Jahr an die 10
000 Studentenvisa an Pakistani vergeben; zwischen 2004 und 2008 wurden über solche Visa 42
292 Pakistani die Einreise gestattet.
Selbst Abdul Rahman, der 2007 zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde, weil er britische Muslime zum heiligen Krieg aufgerufen hatte, reiste mit einem solchen Studentenvisum ein. Er lebte in Cheetham Hill, Manchester, wo im April 2009 die Polizei in einem Internet-Café elf mutmaßliche Terroristen festnahm, die mit Studentenvisa ins Land gekommen waren. Es stellte sichheraus, dass nur einer von ihnen eine »allgemein anerkannte Universität« besuchte.
In Großbritannien gibt es schätzungsweise an die 2000 betrügerische Bildungseinrichtungen, Schein-Colleges mit tollen Websites, von denen viele in ethnisch dominierten Stadtteilen angesiedelt sind. Sie geben sich großartige Namen: Oxford and Cambridge World Scientific College; UK Harvard Advanced Studies; Commonwealth Literature and Engineering School; London Language School. Die Letztere offeriert für 250 Pfund einen Kurs für »Türinspektion« – ein interessanter Euphemismus für Studenten, die sich zum Rausschmeißer in einem Nachtklub ausbilden lassen wollen.
Selbst der peinlich berührte pakistanische Hochkommissar in London beschwerte sich bei Premierminister Gordon Brown über die nachlässigen britischen Behörden. Etwa zur selben Zeit stellte sich heraus, dass zum Sicherheitsteam, das für den Dienstwagen des Premiers zuständig war, ein illegaler Immigrant aus Pakistan gehörte.
Shakir Khan wusste, wie man in den Westen gelangte. Ibrahim, Yousaf, Ben und Abu würden von Karatschi nach Europa fliegen, wahrscheinlich nach Amsterdam, und von dort zum Leeds-Bradford International Airport. Sie würden mit pakistanischen Pässen und Studentenvisa, die mithilfe von Islamabad ausgestellt wurden, in Großbritannien einreisen, sich zunächst für einige Wochen in Bradford niederlassen, wo es einen großen pakistanischen Bevölkerungsanteil gab, bevor sie sich vermutlich über Madrid auf den Weg nach Mexiko machten.
Das war zeitraubend, aber sicher. Und wenn die Jungs erst
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