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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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weiteres Wort ging er zum nördlichen Ende des riesigen Felsens, sah in den Himmel, um sich zu vergewissern, dass die Sonne ihren Scheitelpunkt überschritten hatte. Dann sprach er mit fester Stimme die Worte, die die Imame weltweit sprechen, wenn sie auf ihren Minaretten die Gläubigen zum Gebet rufen. Scheich Abdullah hatte hier kein Minarett, aber seine Worte loderten vor Inbrunst und hallten über die öde und verlassene Heidelandschaft:

    Gott ist groß.
    Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Gott.
    Ich bezeuge, dass Mohammed der Gesandte Gottes ist.
    Eilt zum Gebet!
    Eilt zur Seligkeit!
    Gott ist groß.
    Es gibt keinen Gott außer Gott.
    Dann wandte er sich nach Osten in Richtung des uralten West-Yorkshire-Dorfes Burley-in-Wharfedale. Sein Blick aber war weit darüber hinaus gerichtet und ging über die Heidelandschaft, den Ärmelkanal und Europa nach Osten, zur Kaaba in der heiligen Stadt Mekka, die in den Gedanken der treuen AnhängerAllahs immer präsent ist. Scheich Abdullah sprach das heilige Wort »Takbir!«, und Ibrahim, Yousaf, Ben und Abu antworteten »Allahu Akbar!« . Gott ist groß.
    Auf der Heide des Ilkley Moors warfen sich die fünf Männer vor ihrem Gott auf den Boden, und der Imam murmelte das Mantra des Propheten Mohammed, das erneut mit dem Ausruf »Allahu Akbar« endete, dem Satz, der sich auf den Nationalflaggen der islamischen Republiken Afghanistan, Irak und Iran wiederfindet. Es waren die Worte, die auch von den vier Terroristen gesprochen wurden, wenn ihre Sprengsätze explodierten und hundertfach Trauer und Leid brachten.
    Imam Abdullah Bazir nahm jeden der vier Männer an der Hand und sprach zu ihnen. »Meine Söhne, die Schergen der Ungläubigen überwachen Tag und Nacht meine Moschee. Sie halten Ausschau nach meinen Besuchern, vor allem aber nach meinen Kriegern. Ich kann es nicht wagen, euch Zutritt zu gewähren, wir können uns also nur hier treffen. Aber habt keine Angst, hier sind wir Allah näher.«
    Ibrahim dankte ihm. Der Scheich fuhr fort: »Entweder komme ich persönlich, ansonsten wird jeden Abend um 19 Uhr einer meiner Abgesandten hier erscheinen. Hier ist es sehr einsam, niemand wird uns stören. Solltet ihr die Unterweisung des Propheten benötigen, werden wir immer für euch da sein.«
    »Und, Imam, Ihr betet doch für uns?«, fragte Yousaf.
    »Ich oder meine Abgesandten werden hier jeden Abend für euch beten. Vergesst nicht, egal, wo ihr euch gerade aufhaltet, sprecht eure Gebete – Allah allein ist es würdig, verehrt zu werden, Lob und Dank sei ihm, dem Herrscher der Welt. Vergesst nicht, er richtet am Tag des Gerichts, ihn allein beten wir an, ihn allein ersuchen wir um Hilfe, ihm allein unterwerfen wir uns. Wiederholt daher: O Allah, halte uns auf dem rechten Weg und nicht auf dem Weg derer, die irregehen. «
    Darauf drehte er sich um, kehrte zum Range Rover zurück und bedeutete ihnen, einzusteigen. »Ich werde euch nicht begleiten«, sagte er. »Man wird euch an einen sicheren Ort bringen, wo ihr nicht weit zu mir habt. Ich allein kenne eure neue Adresse. Shakir Khan hat mich damit betraut, mich um euch zu kümmern. Wenn es so weit ist, wird man es euch sagen. Dann werdet ihr eure lange Reise in die Vereinigten Staaten fortsetzen, wo ihr Gottes Werk verrichten werdet. In der Zwischenzeit, bis die Vorkehrungen abgeschlossen sind, werdet ihr unsere Gäste sein.«
    Alle dankten Scheich Abdullah, der nun vom schwarzen Wagen zurücktrat und sich in den Schatten des gewaltigen Felsens stellte. Der junge muslimische Fahrer machte sich ohne ihn auf den Weg nach Süden in das islamische Viertel von Bradford.
    Detective Sergeant Owen Thomas, der etwa 80 Meter weiter östlich flach zwischen den Felsen lag, sah dem Range Rover hinterher und legte schließlich die Kamera ab.
    Er und sein jüngerer Kollege Constable Tom Wainright hatten die Moschee in der Innenstadt schon die gesamte Woche von ihrem dunkelblauen Zivilwagen aus observiert. Als Scheich Abdullah dort losfuhr, setzten auch sie sich in Bewegung und folgten ihm in einem Abstand von 300 Metern zum Ilkley Moor. Nachdem der Geistliche ausgestiegen war, stellten sie ihren Wagen ab und bezogen, halb laufend, halb kriechend, ihr jetziges Versteck.
    Sergeant Thomas war mit seiner altmodischen Analogkamera und dem Teleobjektiv eine Reihe von hervorragend scharfen Aufnahmen gelungen. Er hatte keine Ahnung, wer die vier Besucher waren, aber sein Bildmaterial würde ausreichen, um die Betenden zu

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