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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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Spiel.
    Dr. Kamil, versehen mit einem Doktortitel der juristischen Fakultät der Universität Kairo, arbeitete in Großbritannien nicht als Anwalt, sondern als juristischer Berater. Sein Fachgebiet war ausschließlich Terrorismus. Da er niemals die nötigen juristischen Examen abgelegt hatte, war es ihm nicht möglich, vor einem Crown Court aufzutreten, ganz zu schweigen vor einem High Court, an dem sich Terroristen üblicherweise zu verantworten hatten.
    Ahmed Kamil, in Pakistan geboren und in allen großen Polizeidienststellen Nordenglands nur allzu bekannt, besaß elegante Büroräumlichkeiten in Deansgate, einem relativ exklusiven Viertel in Manchester, in dem man nicht unbedingt einen nicht sonderlich qualifizierten Anwalt vermutete, dessen Mandanten aus unrasierten Killern und Bombenbastlern bestanden. Niemand wusste, wer ihn für seine Dienste bezahlte, aber irgendjemand musste ihn ganz offensichtlich sehr schätzen. Denn Dr. Kamil fuhr einen nagelneuen Rolls-Royce.
    Und dieses dunkelrote Phantom Drophead Coupé flog nun den langen Anstieg zum Lakewood-Moor am Westrand der steilen Pennines hinauf. Am Steuer saß Ahmed Kamil, der stirnrunzelnd und mit Höchstgeschwindigkeit zu Scheich Abdullah in Bradford unterwegs war. Seinem Zahlmeister.
    Er brachte die 70 Kilometer lange Strecke in einer halben Stunde hinter sich und bog kurz nach elf Uhr in den Privatparkplatz neben der Moschee ein. Kurz darauf stand er im Büro des Scheichs, um dessen Anweisungen entgegenzunehmen.
    Dr. Kamil notierte sich die voraussichtlichen Anklagepunkte. Er bat um die Namen und Adressen der früheren Anwohner der 289 Darsfield Road, wollte auch den Besitzer des Anwesens erfahren, doch Scheich Abdullah sagte dazu nur, dass dies wenig hilfreich sei und zur Sache nichts beitrage. Nach drei Stunden machte sich Dr. Kamil auf, um gegen die West Yorkshire Police in die Schlacht zu ziehen. In seinem Aktenkoffer führte er Abschriften des neuen Gesetzes mit sich, das regelte, wie viele Tage jemand ohne Gerichtsverfahren festgehalten werden durfte.
    Im Unterhaus waren tumultartige Debatten vorausgegangen, bis man sich auf maximal 28 Tage hatte einigen können. Nötig waren dafür jedoch richterliche Beschlüsse und andere Voraussetzungen. Die entscheidende Zahl lautete jedoch 48 – so viele Stunden nämlich konnte jemand ohne Anklage in Polizeigewahrsam festgehalten werden. Dank des fleißigen Freddie wusste Dr. Kamil, dass die vier Gefangenen zwei Tage zuvor um 19 Uhr festgenommen worden waren.
    Kamil stellte den Rolls-Royce auf den nächsten freien Platz des Polizeiparkplatzes im sicheren Wissen, dass niemand auf die Idee käme, dem Besitzer eines solchen Wagens die Berechtigungdazu abzusprechen. Er betrat die Dienststelle, marschierte direkt zum Empfangstresen, ignorierte die Schlange der Wartenden und stellte sich als Anwalt der vier Gefangenen vor, die mittlerweile seit über vierzig Stunden in Gewahrsam waren. »Ich möchte sie umgehend sehen«, sagte er und wusste, dass seine Bitte abschlägig beschieden würde.
    Der diensthabende Sergeant griff zum Telefonhörer und informierte Len Martin, dass jemand ihn sprechen wolle: »Er vertritt die vier inhaftierten Pakistani«, sagte er.
    Len Martin war darüber alles andere als glücklich. Schon jetzt bewegte er sich auf dünnem Eis, der Neuankömmling würde für ihn alles nur noch heikler machen. Er wies an, Dr. Kamil in sein Büro zu führen.
    »Sir«, begrüßte Kamil ihn, »ich bin mit der Vertretung der vier Männer betraut, die, soweit ich weiß, seit vorgestern 18 Uhr festgehalten werden, ohne dass bislang Anklage gegen sie erhoben wurde. Meine Frage: Haben Sie vor, Anklage gegen sie zu erheben, und falls ja, weswegen?«
    Len Martin musste improvisieren. »Ich werde sie höchstwahrscheinlich noch diesen Nachmittag der versuchten Herstellung von USBVs anklagen in der Absicht, den Bürgern der Stadt Bradford damit Schaden zuzufügen.«
    »Haben Sie sie verhört?«
    »Noch nicht.«
    »Woher wollen Sie dann ihre Absichten kennen? Außerdem würde ich gern wissen, ob Sie Beweise für das Vorhandensein von Sprengstoffen haben. Fand sich TNT oder Dynamit im Haus?«
    »Es fanden sich keine eigentlichen Sprengstoffe, aber mehrere elektrische Zünder sowie eine umfangreiche Menge von Dünger, aus dem Sprengstoff hergestellt werden kann.«
    »Superintendent, meine Frage lautet, ob sie im Begriff gewesen sind, daraus Sprengstoff herzustellen.«
    »Nun, nicht unbedingt zum Zeitpunkt ihrer

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