Lauschangriff - Im Visier der Feinde
Festnahme.«
»Sind die vier Männer die Besitzer des Düngers und der Zünder?«
»Das wissen wir nicht.«
»Dann haben wir es hier ausschließlich mit Indizien zu tun, die darauf basieren, dass sich meine Mandanten zufällig in einem Haus aufgehalten haben, in dem sich auch die von Ihnen genannten Materialien befanden.«
»Das lässt sich kaum leugnen.«
»Superintendent, wissen Sie, wie lange sich meine Mandanten insgesamt in der 289 Darsfield Street aufgehalten haben, als Ihre Beamten dort die Razzia durchführten?«
»Nein, das weiß ich nicht.«
»Keine fünf Stunden. Sie sind erst am Morgen des fraglichen Tages aus Pakistan eingetroffen. Das heißt, meine vier Mandanten wurden nahezu unmittelbar, nachdem sie das Haus bezogen haben, von der britischen Polizei festgenommen, in Handschellen gelegt, inhaftiert, kein einziges Mal verhört und seitdem ohne Anklage festgehalten, noch dazu unter Angabe eines falschen Festnahmezeitpunktes.«
»Was meinen Sie damit?«
Dr. Kamil ließ es darauf ankommen. »Laut Ihren Aufzeichnungen wurden sie um 19 Uhr festgenommen, daher wären Sie berechtigt, sie bis heute Abend um 19 Uhr festzuhalten. Ich behaupte aber, dass sie sich bereits seit 18 Uhr in Polizeigewahrsam befinden, nicht erst seit 19 Uhr.«
»Wir haben sie um 19 Uhr hier eingeliefert«, erwiderte Martin.
»Aber Sie haben sie um 18 Uhr verhaftet, in Handschellen gelegt, in einen Polizeiwagen verfrachtet und sie somit ihrer Freiheit beraubt.«
»So geht das nicht«, entgegnete Martin. »Ihre Ankunft in der Polizeidienststelle markiert den Beginn ihres Gewahrsams. Und sie kamen um 19 Uhr hier an.«
»Dann bestreiten Sie also, dass jemand seiner Freiheit beraubt wird, wenn man ihn in Handschellen legt und unter Bewachung in einen vergitterten Polizeiwagen schafft? Ihrer Meinung nach kann er unter diesen Umständen nach wie vor seine Rechte als freier Bürger wahrnehmen?«
»Nun, nicht ganz …«
»Die Justiz, Superintendent, gibt sich mit solch schwammigen Aussagen nicht zufrieden«, erwiderte Dr. Kamil. »Ich bestreite, dass Sie das Recht haben, meine Mandanten auch nur eine Sekunde länger als bis heute 18 Uhr ohne Anklageerhebung festzuhalten.«
»Und wie wollen Sie Ihren Widerspruch geltend machen?«
»Ach, vorbehaltlich einer nicht zufriedenstellenden Einigung zwischen uns habe ich mich bereits um eine richterliche Verfügung und eine Anhörung bemüht. Mr. Martin, ich fürchte, dass Sie entweder Anklage erheben oder meine Mandanten um Punkt 18 Uhr freilassen müssen.«
»Dann gehen Sie mal davon aus, dass wir Anklage erheben werden.«
»Das ist Ihr gutes Recht. Aber ich hoffe um Ihretwillen, dass Sie dann auch in der Lage sind, die angeblich gefundenen und für die Herstellung von Sprengsätzen notwendigen Materialien eindeutig auf die Anwesenheit meiner Mandanten zurückzuführen. Denn soweit ich weiß, wurden die vorherigen Bewohner der 289 Darsfield Street nach ihrer Verhaftung in London terroristischer Umtriebe angeklagt. Meine Mandanten werden nachdrücklich abstreiten, von diesen Dingen überhaupt gewusst zu haben. Sie waren soeben erst eingetroffen, und mit Ausnahme einiger Kaffeetassen werden Sie nirgends ihre Fingerabdrücke finden.
Meiner Meinung nach werden Sie kaum einen Richter auftun, der sie unter diesen Voraussetzungen wegen irgendetwas schuldig spricht. Worauf ich natürlich Sie belangen werde – wegen ungesetzlicher Festnahme und weil Sie ihnen über vierzig Stunden lang das gesetzlich festgeschriebene Recht auf einen Anwalt verweigert haben. Unsere Kanzlei wird entsprechende Entschädigungsforderungen einklagen.«
Vom Standpunkt der Polizei aus lief die Sache damit gehörig aus dem Ruder. Die Operation war in so ziemlich allen Punkten gescheitert. Zu befürchten stand eine verheerende Publicity, Schäden für das Image der Polizei sowie Anklagepunkte, denen die Polizei nicht viel entgegenzusetzen hatte. Ganz zu schweigen vom Zorn des Verteidigungsministeriums, von Scotland Yards Antiterror-Abteilung, der CIA, des SAS und von weiß Gott noch wem. Ein Wort zur Presse, und über Len Martin würde die Hölle hereinbrechen. Er erhob sich. »Dr. Kamil, ich denke, wir verstehen uns. Lassen Sie mich mit meinen Kollegen Rücksprache halten, möglicherweise können wir später noch einmal zusammenkommen.«
»Das würde ich sehr zu schätzen wissen«, antwortete Dr. Kamil. »Wie wäre es heute Nachmittag um 16.45 Uhr?«
Nachdem er dem Rolls hinterhergesehen hatte, der den Parkplatz
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