Lauschangriff - Im Visier der Feinde
Nerven und machten keinerlei Anstalten, zu ihren Kalaschnikows zu greifen.
Miguel auf der anderen Seite des Zauns hatte sich hinter einigen Sträuchern in Deckung begeben. Abu Hassan, ausgestattet mit dem animalischen Instinkt des geborenen Killers, robbte sich lautlos durch die Lücke im Zaun und beobachtete, gegen den Boden gepresst, das Geschehen. Leise legte er ein Magazin in den Schacht seiner Kalaschnikow und schob sich von hinten an den Jeep heran.
Keiner der beiden Grenzschützer bemerkte ihn, sie waren damit beschäftigt, Ibrahim, Yousaf und Ben zusammenzutreiben, die ihre Ponchos und Hüte ablegen und ihre Ausweise vorzeigen sollten. Langsam trat Abu Hassan vom Jeep weg und schoss den beiden amerikanischen Sicherheitsbeamten von hinten durch den Kopf. Aus der kalten Dunkelheit der Chihuahua-Wüste war nur ein lautes Keckern zu hören, gefolgt von einem »Bis dann, Gringos! Es hieß doch, ihr könntet mit Waffen umgehen!«
Ibrahim übernahm die Führung und schlug, geleitet von seinem kleinen Taschenkompass, die Richtung nach Norden ein, hin zur Route 9, die nach Westen zur Kleinstadt Columbus an den südlichen Hängen der weiß Gott warum so genannten Florida Mountains führt.
K APITEL S IEBEN
Nichts mehr war zu hören in der rauen, von niedrigen Sträuchern bestandenen Gegend, durch die die vier islamischen Killer marschierten. Die beiden Grenzschutzbeamten lagen 200 Meter hinter ihnen tot im Staub. Zermürbt von den unerwarteten und aufreibenden Ereignissen der letzten Viertelstunde, rannte Ibrahim plötzlich los.
Ihre Lage hatte sich nicht unbedingt gebessert. Er und seine Gefährten waren zwar auf freiem Fuß, würden aber von nun an von den Behörden gesucht werden. Falls ihre Fluchtfahrzeuge am verabredeten Ort standen, wäre alles in Ordnung. Sollte aber irgendjemand sie gesehen haben, würde es keine Stunde dauern, und sie wären wieder auf dem Weg nach Kuba. Sie hatten Dokumente und Pässe, die auf falsche Namen ausgestellt waren, aber die Amerikaner besaßen von ihnen hervorragende Gefängnisfotos, wahrscheinlich würden sie sogar den Scheißkerl Sergeant Biff Ransom aus Guantanamo einfliegen, damit er sie identifizieren konnte.
Mit ihrer jetzigen Kleidung und den Waffen würden sie, Ibrahims Ansicht nach, in den USA nicht weit kommen. Weder besaßen sie das Wissen noch die Erfahrung, um sich auf unbestimmte Zeit vor den Behörden zu verstecken. Er hatte zwar in Harvard studiert, aber das war Jahre her.
Ibrahim hoffte inständig, dass sie in nicht allzu ferner Zukunft ihre Rachepläne in die Tat umsetzen konnten, im Moment aber sah es nicht gut für sie aus. Es war nur eine Frage von wenigen Stunden, bis sie landesweit wegen der Morde zur Fahndung ausgeschrieben werden würden.
Sie konnten nicht einfach ihre Waffen wegwerfen, weil sich darauf ihre Fingerabdrücke befanden. Also mussten sie vorerst in ihren Ponchos, unter denen sie die Kalaschnikows verbergen konnten, weitertraben. Das Einzige, was ihnen blieb, war zu beten. Ibrahim flehte Allah an, er möge sie sicher zu ihren islamischen Brüdern geleiten, die irgendwo in knapp zwei Kilometern Entfernung auf sie warteten. Daneben beschloss er, sich wieder seinen Vollbart stehen zu lassen – im US-Gefängnis hatte man ihn jahrelang gezwungen, sich zu rasieren.
Nach weiteren zehn Minuten sahen sie Lichter vor sich, die Scheinwerfer der Autos auf der Route 9. Ibrahim hielt nach dem Getreidesilo Ausschau, der ihm als Orientierungspunkt genannt worden war. Irgendwo links davon lag ihr Treffpunkt, wo drei Wagen warteten, damit sie sich aufteilen konnten. Denn die Polizei würde nach einer Gruppe von vier Männern, nicht nach einem oder zweien suchen.
Ibrahim, mittlerweile leicht außer Atem, teilte Yousaf, Ben und Abu keuchend mit, dass sie sich von ihren Ponchos, Hüten, Stiefeln und Waffen trennen müssten, sobald sie den Treffpunkt erreichten – sie sollten sie in den Kofferraum werfen, damit die Fahrer sie irgendwo unterwegs loswurden. Abu Hassan wollte nur ungern seine Kalaschnikow hergeben, doch selbst er sah ein, wie unklug es wäre, es nicht zu tun.
Sie erreichten die Straße, fanden die Wagen und reichten den Fahrern die Hand. Dann stopften sie ihre Sachen in den Kofferraum der jeweiligen Fahrzeuge und machten sich auf den Weg zum Bahnhof in Albuquerque, das über 400 Kilometer im Norden direkt an der Interstate 25 lag.
Ibrahim und Yousaf waren jeweils in einem Ford untergebracht, Ben und Abu saßen auf der Rückbank eines
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