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Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Lauschangriff - Im Visier der Feinde

Titel: Lauschangriff - Im Visier der Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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zum Gehen und viel zu öde und trostlos zum Denken.
    »Ich glaube, das ist der schrecklichste Ort, an dem ich jemals gewesen bin«, sagte Abu Hassan auf Arabisch, »eingeschlossen Camp Five.«
    Die vier Männer ließen sich auf der Holzbank mitten auf dem Marktplatz nieder und sahen dem klapprigen Bus nach, der in einer Staubwolke verschwand.
    Es gab keinen Schatten, aber es war vereinbart, dass sie auf der Bank auf ihren Kojoten warten würden. Ibrahim hätte allesdafür gegeben, aus der Sonne zu kommen, aber wie für seine Feinde vom SAS und von den SEALs kam es auch für ihn nicht infrage, von einem einmal beschlossenen Einsatzplan abzuweichen. Er befahl den anderen, bei ihm zu bleiben.
    Abu war damit nicht einverstanden. Er meinte, er wolle auf der Veranda der Bar warten, worauf Ibrahim ihn anherrschte: »Was, wenn der Kojote nach vier Männern Ausschau hält und nur drei auf der Bank sitzen sieht? Vielleicht fährt er dann einfach weiter und kommt nicht mehr zurück. Setz dich auf die Bank.«
    Damit untermauerte Ibrahim seinen Status als Anführer. Der muskulöse, für Bin Ladens Führungsriege vorgesehene El-Kaida-Krieger und Sprengstoffexperte hatte sich als kluger, überlegter Stratege erwiesen. Er hatte Abu Hassan wie ein kleines Kind behandelt, was der Palästinenser klaglos hingenommen hatte. Ohne ein weiteres Wort nahm Abu auf der Bank Platz, und Ibrahim bot ihm die letzte ihrer kalten Wasserflaschen an, eine Geste der Freundschaft und die Tat eines Mannes, der nur das Beste für seine Soldaten will.
    Sie harrten länger als eine Stunde in der Hitze aus, bevor sie einen Pick-up erblickten, der, eine lange Staubfahne hinter sich herziehend, mit Höchstgeschwindigkeit über den sandigen Schieferboden der Wüste bretterte und auf das Dorf zusteuerte. Kurz darauf kam er auf den Marktplatz gerast, wo er mit einer halben Drehung schlitternd zum Stehen kam. Ein völlig verbeultes Wrack, das von einem Wahnsinnigen gesteuert wurde.
    »Da steigen wir doch nicht ein, oder?«, fragte Yousaf. »Das kann Allah uns nicht antun.«
    »Außer er will uns zu Märtyrern machen«, sagte Ibrahim. Der Fahrer hatte sich aus seiner Kabine gehievt und kam auf sie zu, ein junger Mexikaner Anfang zwanzig mit einem breiten Ledergürtel, an dem lässig ein großkalibriger Revolver baumelte.
    »Ich bin Miguel«, sagte er. »Euer Guide zur Grenze.«
    »Wir machen das zu Fuß, oder?«, fragte Ibrahim.
    »Anders geht es nicht«, antwortete Miguel. »Es sind acht Kilometer, wir müssen um zehn Uhr dort sein, dann ist bei der Grenzpatrouille Schichtwechsel. Der Zaun ist dann für kurze Zeit unbewacht.«
    »Woher wissen wir, wann genau das stattfindet?«, fragte Ibrahim. »Es ist dann doch ziemlich dunkel, oder?«
    »Das überlasst mal mir. Dafür werde ich bezahlt.«
    »Okay, Boss«, grinste der Afghane. »Was jetzt?«
    »Es gibt für euch ein bisschen was zu tun. Ihr braucht bessere Sachen zum Anziehen. Es wird dort draußen sehr schnell sehr kalt. Ich habe Decken dabei – Ponchos, da steckt ihr eure Köpfe durch wie richtige Mexikaner, okay?« Aus irgendeinem Grund fand Miguel das überaus komisch, er warf den Kopf zurück und brach in schallendes Gelächter aus. »Ihr seid Mexikaner für eine einzige Nacht! Ich habe Waffen für euch. Ihr habt reiche Freunde.«
    »Ich hoffe nur, wir müssen sie nicht benutzen«, sagte Ibrahim. »Wir wollen die Grenze still und leise überqueren.«
    »Ihr braucht sie nicht zu benutzen«, sagte Miguel. »Sind nur für den Notfall. Das haben mir eure Leute gesagt. Nur wenn wir in der Wüste angegriffen werden oder die Wachen das Feuer auf uns eröffnen. Dann töten wir sie, bevor sie uns töten.«
    »Du hast recht mit den Decken«, sagte Abu Hassan. »Es wird jetzt schon kühler.«
    »Hey, es ist nicht das erste Mal, dass ich so was mache«, antwortete Miguel. »Das ist mein Beruf. Noch ein paar Jahre, dann studiere ich Medizin. Doktor Miguel, so schnell könnt ihr gar nicht schauen. Vielleicht kann ich dir diese Narbe in deinem Gesicht richten. Plastische Chirurgie, kostet einen Haufen Kohle, was?«
    Alle fünf auf dem Marktplatz lachten. Vier Massenmörder und ein Junge mit einer gewaltigen Pistole kriegten sich kaum mehr ein, bevor sie darangingen, die schwer bewachte US-Grenze zu überschreiten, die Texas, New Mexico, Arizona und Kalifornien von Mexiko abriegelte.
    Heute Nacht würden sie die Barrikade erstürmen, hinter der der US-Bundesstaat New Mexico lag, in dem 45 Prozent der Bevölkerung aus

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