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Lauter reizende Menschen

Lauter reizende Menschen

Titel: Lauter reizende Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Tages fuhr Philipp Ross durchs Tor des Trainingsgestüts. Jim war gerade in der Geschirrkammer damit beschäftigt, das Zaumzeug zu putzen, und >Raubritter< steckte neugierig den Kopf herein, um sich ja keine Bewegung entgehen zu lassen. Kaum verriet der erste Laut das Nahen eines Fremden, da legte er die Ohren zurück und fuhr mit einem Ruck herum. Mit scharfem Zuruf sprang Jim auf und lief heraus, um mögliches Unheil zu verhüten.
    »Guten Tag. Ich habe Sie fast erwartet. Ich schließe nur schnell das Pferd ein, und dann gehen wir ins Haus!«
    Bald saßen die beiden Männer sich in der kleinen Küche gegenüber. Jim schaute den Besucher herausfordernd an. »Was sollte das ganze Gerede um Kelly? Warum haben Sie meine Schwiegermutter über seine Vergangenheit ausgequetscht? Wen geht seine Scheidung überhaupt etwas an?«
    Ross stieß einen Seufzer aus. »Man meint, Miss Field zu hören! Sie hat sich gestern in eine ganz ansehnliche Wut über mein Benehmen hineingesteigert. Bei ihr mag so etwas nur natürlich sein, aber von Ihnen, Jim, hätte ich doch ein bißchen mehr Verständnis erwartet — nach all Ihren Erfahrungen vom vorigen Jahr, und nach allem, was Wright mir von Ihnen erzählt hat. Sehen Sie denn nicht ein, daß in einem Fall, in dem Erpressung eine Rolle spielt, die Vergangenheit keines Menschen nur mehr ihn allein angeht?«
    »Aber Mick Kelly! Welche Verbindung zwischen ihm und diesem Davis wäre auch nur denkbar?«
    »Offenbar doch die eine oder andere. Ich bin gekommen, Jim, um mich darüber mit Ihnen in aller Ruhe zu unterhalten. Sie wissen, daß wir uns gründlich in das gesamte Geschäftsgebaren von Davis versenkt und seine verschiedenen Einkommensquellen erforscht haben. Da ein Mord vorliegt, hatten wir sogar Zugang zu seinem Bankkonto. Nun, schwarz auf weiß haben wir kaum etwas gefunden; er war vorsichtiger als der durchschnittliche Erpresser im Kriminalroman. Keinerlei Listen. Keine Daten mit den Anfangsbuchstaben von Namen. Aber ein wenig Bargeld war da, und darunter eine Zehnpfundnote.«
    »Na und? Sogar ich habe manchmal einen Zehner — obwohl er es nie lange bei mir aushält.«
    »Die Note war anders als die meisten ihrer Art. Man hatte sie nämlich auf der Bank ausgebessert. Der Kassierer stellte mir die Sache genau dar; Sie wissen ja, daß es nur eine kleine Filiale ist, wo auch Kleinigkeiten auffallen. Die Bank also zahlt den Männern im Brückenbaulager wöchentlich die Löhne aus. Der einzelne Betrag kommt in einen Umschlag, auf dem außen der Name des Empfängers steht. Vor vierzehn Tagen nun hatte man nicht genügend Fünfer, und so nahm der Kassierer den Zehner, den er kurz vorher zerrissen eingenommen und neu zusammengeklebt hatte. Er tat ihn in Kellys Umschlag, weil er meinte, der Vormann könnte einen großen Schein am ehesten verwerten. Deshalb ist der Kassierer bereit zu beschwören, daß die Note, die in Davis’ Geldschrank gefunden wurde, die ist, die er Kelly in die Lohntüte getan hatte.«
    »Teufel! Aber warten Sie! Warum soll Kelly ihm den Schein nicht für etwas gegeben haben, das Davis ihm besorgt hatte?«
    »Davis erledigte keine Besorgungen für andere. Solche Belästigungen lehnte er stets rundweg ab. Es ist kein einziger Fall einer derartigen Transaktion bekannt, seit das Montagelager besteht.«
    »Trotzdem! Sie meinen also, Davis habe Kelly erpreßt, und das schließen Sie aus dem, was meine Schwiegermutter gestern geschwafelt hat. Dazu muß ich Ihnen sagen, daß sie vollkommen unzuverlässig ist. Sie hat ein vorzügliches Gedächtnis für Gesichter; aber Fakten bedeuten ihr überhaupt nichts!«
    »Diesmal stimmen die Fakten aber einwandfrei. Gleich gestern abend habe ich auf dem Präsidium angerufen, und heute früh wurde mir bestätigt, daß Michael Kelly vor fünfzehn Jahren die Ehe mit Judith Sims eingegangen ist.«
    »Nun, eine Scheidung ist kein Verbrechen.«
    »Von einer Scheidung ist ja gar nichts bekannt. Es hieß, Judith Kelly sei vor sieben Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Und einen Monat, nachdem diese Nachricht in den Zeitungen gestanden hatte, heiratete Kelly eine gewisse Mollie Moore.«
    »Na also! Dann ist doch für Kelly alles in Ordnung.«
    »Sachte! Leider hatte die Frau, die damals das Leben verlor, mit der Judith Kelly, auf die es Mick ankam, nichts zu tun. Offenbar hat Kellys erste Frau ihren Mädchennamen angenommen und war noch am Leben, als er zum zweitenmal heiratete.«
    »So ein unglückseliger Irrtum. Der Name ist ja

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