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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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tausend Mann«, sagte sie leise. »Ich gebe es nur ungern zu bedenken, aber mir kommt das Ganze ein bisschen vor wie ›Mein Freund Harvey‹.«
    »Ich weiß, dass ich voll war«, sagte O'Connor unwillig. »Ich bin grundsätzlich voll. Er ging an mir vorüber, Kika, Seite an Seite mit einem anderen Typen, und sie trugen beide die gleiche Kleidung.«
    »Es ist üblich, dass die Technik hin und wieder Mitarbeiter von Fremdfirmen beschäftigt«, sagte die Frau. »Wenn er auf deren Lohnliste steht, können wir ihn lange suchen.«
    »Nein.« O'Connor schüttelte den Kopf. »Auf dem Rücken stand irgendwas von Köln/Bonn oder CGN Airport.«
    »Vielleicht heißt Ihr Freund ja gar nicht mehr Clohessy.«
    »Was?«
    »Ich meine, vielleicht hat er geheiratet.«
    »Er heißt Patrick«, sagte O'Connor eine Spur zu freundlich. »Nicht Patricia.«
    Wagner trat ihm auf den Fuß.
    »Es soll vorkommen, dass Männer wie ihre Frauen heißen wollen. Wir schreiben das Jahr 1999. Gemeinsam mit Kika Wagner dringt Liam O'Connor in Galaxien vor, die nie zuvor ein Mann betreten hat.«
    »Spock hebt eine Braue«, sagte O'Connor. »Der einzige Grund für einen Mann, den Namen seiner Frau anzunehmen, ist, wenn er von der Fremdenlegion gesucht wird. Aber gut. Können Sie bitte nachsehen, ob es jemanden in der Technik gibt, dem das Schicksal wenigstens den Vornamen Patrick gelassen hat?«
    Die Frau zögerte. Offenbar begann sie sich etwas verspätet zu fragen, ob sie zu alldem überhaupt befugt war.
    »Wer sind Sie denn eigentlich?«, fragte sie misstrauisch.
    Wagner klärte sie in kurzen Zügen auf. Die Erwähnung der Nobelpreisnominierung schien keinen sonderlichen Eindruck auf die Frau zu machen, aber als Wagner hinzufügte, er schreibe Romane, ging ein Leuchten über ihre Züge.
    »Warten Sie.«
    Sie verschwand in einem angrenzenden Zimmer. Als sie kurze Zeit später zurückkam, folgte ihr ein Mann mittleren Alters, der sich als stellvertretender Personalchef auswies.
    »Sie müssen verstehen, dass wir keine Auskünfte über unsere Mitarbeiter herausgeben können«, erklärte er freundlich. »Ich werde in diesem Fall eine Ausnahme machen. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, Dr. O'Connor, ich habe Ihr letztes Buch mit großem Vergnügen gelesen. Glauben Sie wirklich, Ameisen seien intelligent?«
    »Der Gedanke kommt mir jedes Mal, wenn ich im Flugzeug sitze und herunterschaue«, sagte O'Connor liebenswürdig.
    Der Personalchef lachte kultiviert. »Ja, mir auch. Jedenfalls, ich habe mit der Flughafensicherheit telefoniert. Dazu sind wir verpflichtet. Man hat dort keinerlei Bedenken, Ihnen zu helfen, wenngleich es den Mann, den Sie suchen, offenkundig in Köln-Bonn nicht gibt. – Andererseits haben wir tatsächlich einen Iren. Er ist Fassadentechniker. Möglich, dass der eine den anderen kennt. Sie können mit ihm sprechen, wenn Sie wollen. Er heißt Ryan O'Dea.«
    »Ryan O'Dea«, wiederholte O'Connor.
    »Sagt Ihnen der Name etwas?«
    »Nein.«
    »Er ist auf einem Reparatureinsatz. GAT 1, glaube ich. Egal, Sie dürfen ohnehin nicht auf die Vorfelder. Wenn Sie mir eine Telefonnummer hinterlassen, ruft er Sie vielleicht zurück.«
    »Ich bin nicht mehr lange in Köln. Um genau zu sein, nur noch ein paar Stunden«, log O'Connor. »Können Sie es nicht einrichten, dass ich ihn jetzt sprechen kann? Es ist sehr wichtig.«
    Der Mann überlegte.
    »Wir sind Ihnen gern behilflich. Bitte warten Sie noch einen Augenblick.«
    Er telefonierte erneut. Dann sagte er:
    »Ja, er ist draußen am Hangar 1. Fahren Sie rüber ins Hauptgebäude. Kennen Sie sich aus? Gut. Warten Sie im A-Bereich an der Bar der Cafeteria. Während Sie sich auf den Weg machen, richte ich O'Dea aus, dass er dort hinkommen soll.«
    »Sie sind sehr freundlich.«
    »Vielleicht war der andere Techniker, den du gesehen hast, dieser O'Dea«, meinte Wagner, als sie hinüber zum Terminal fuhren und den Wagen auf dem Platz für Kurzzeitparker abstellten.
    »Möglich.« O'Connor hielt das Gesicht in die Sonne. »Ich habe eine andere Vermutung. Sollte ich Recht behalten, sattle ich um auf Kriminalromane.«
    Sie warteten etwa eine Viertelstunde an der Bar der Cafeteria und tranken etwas, das sich Kakaoheißgetränk nannte und genauso schmeckte.
    »Da«, sagte O'Connor plötzlich leise.
    Wagner folgte seinem Blick. Durch die Flucht des Terminals kamen zwei Männer. Beide trugen Overalls mit der Aufschrift CGN und Fotoausweise an der Brust. Sie unterhielten sich gestikulierend.
    »Ist er dabei?«, fragte

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