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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Maßen zufrieden stellend.
    »Das hat ja geschmeckt«, sagte Kuhn artig, nachdem sie dem Vorstand gedankt hatten und zu ihren Autos schlenderten. »Und was machen wir jetzt, Kinder?«
    »Kika und ich fahren zum Flughafen«, belehrte ihn O'Connor in einem Tonfall, der eine Beteiligung Kuhns an dem Unterfangen kategorisch ausschloss.
    Kuhn blieb stehen.
    »So?«, sagte er lahm. »Wo soll's denn hingehen?«
    »Shannonbridge«, sagte Wagner.
    »Ach. Nun, dann werde ich wohl … Liam, entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen unsere geschätzte Kika einen Augenblick entführe.«
    Er umfasste Wagners Oberarm und zog sie ein Stück beiseite.
    »Was war denn nun gestern Abend?«, zischelte er.
    »Was soll gewesen sein?«, flüsterte sie zurück. »Er war in der Friesenstraße. Das ganze Programm. Ich konnte ihn nur mit Mühe davon abbringen, das Land zu verlassen.«
    »Du meine Güte!«, stöhnte Kuhn. »Was haben wir ihm denn bloß getan? Ich weiß ja, dass diese Schauspielerin ihn  …«
    »Nichts! Wir haben ihm gar nichts getan. Er wollte mit einem Haufen betrunkener Iren nach Shannonbridge abhauen in irgendeinen Pub. Ich hätte ihn nicht mit zehn Pferden ins Hotel zurückbekommen, also musste ich wohl oder übel mit ihm durch die Kneipen ziehen.«
    Kuhn blinzelte sie zweifelnd an.
    »Scheint Sie nicht viel Überwindung gekostet zu haben, wenn ich es mal so ausdrücken darf.«
    »Wie Sie es ausdrücken, ist mir verdammt piepegal.« Wagner schaute zu O'Connor herüber, der an ihrem Golf lehnte und freundlich herüberwinkte. »Sie müssen mir schon vertrauen, Franz. Ich bin mitgeschickt worden, damit er keine Zicken macht, und die macht er auch nicht.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Er war beim Golf, er war beim Mittagessen, und heute Abend wird er lesen. In Ordnung?«
    Kuhn hob eine Braue und sah sie von unten herauf an.
    »Na gut. Sie müssen wissen, was Sie tun.«
    »Weiß ich auch.«
    »Sie wissen gar nichts. Aber meinetwegen. Was will er denn überhaupt am Flughafen?«
    »Paddy Clohessy suchen.«
    »Verstehe. Das ist der ominöse Jemand, dessen Namen er gestern durchs Terminal gebrüllt hat, richtig?«
    »Genau.«
    Kuhn nickte.
    »Um sechs in der Buchhandlung«, sagte er. »Und keine Minute später. Bitte, Kika, ich flehe Sie an. Ich liege auf den Knien. Machen Sie mich nicht unglücklich. Und wenn Sie unbedingt mit ihm … äh … also, Sie wissen schon, ich meine nur …«
    Wagner beugte sich zu ihm herab.
    »Ja?«, sagte sie gedehnt.
    Kuhn verstummte, kratzte sich am Kinn und ging achselzuckend zu seinem Wagen.
     
    »Wo willst du deinen Paddy überhaupt finden?«, fragte Wagner, nachdem sie die Flughafen-Ausfahrt genommen hatten und den Zubringer entlangfuhren. Etwa einen Kilometer vor ihnen tauchte das charakteristische weiße Schichtwerk des alten Terminals mit dem Tower und der Sony-Säule davor auf, die sich seit Anbeginn ihrer Aufstellung nicht recht entscheiden konnte, ob sie Werbung oder Kunst sein wollte.
    O'Connor kniff die Augen zusammen.
    »Was steht da?«, fragte er und deutete auf die Schilder, die die Straße überspannten.
    »P2 und P3. Ankunft, Abflug.«
    »Nein. Ich meine das Schild daneben, wo es rechts abgeht.«
    »Flughafenverwaltung.«
    »Da fahren wir hin.«
    »Kann es sein, dass du eine Brille brauchst?«
    »Kika«, belehrte sie O'Connor, »du darfst alles fragen, aber nicht alles wissen. Sobald du alles über mich weißt, wirst du nichts mehr von mir wissen wollen. Schau mal, sieht das nicht aus wie ein öffentlicher Parkplatz?«
    Sie waren vor einem mehrstöckigen, quadratischen Bauwerk angelangt. Eine Auffahrt mündete in einen runden Vorplatz mit begrüntem Mittelpunkt und strahlenförmig angeordneten Parknischen.
    »Müsste die Verwaltung sein«, sagte Wagner, während sie den Wagen die Auffahrt hinaufrollen ließ. Zügig bugsierte sie den Golf in die letzte freie Nische. Sie stiegen aus. Auf dem Weg zum Eingangsbereich des Verwaltungsgebäudes trug O'Connor eine merkwürdig siegesgewisse Miene zur Schau, als sei er weniger gekommen, um einen alten Studienfreund wiederzusehen, als vielmehr, ihn diverser Schandtaten zu überführen und coram publico zu verhaften.
    »Und wen willst du jetzt fragen?«
    O'Connor zuckte die Achseln.
    »Sag du es mir. Du bist meine Presseagentin. Solltest du auf die Marotten deiner Schutzbefohlenen nicht vorbereitet sein?«
    »Auf dich kann keiner vorbereitet sein.«
    »Seltsam. Das hat meine Mutter auch gesagt, als man mich ihr in den Arm legte.«
    »Im Ernst? Was

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