Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
verstanden, aber der ganze Ehrgeiz eines Airports, der sich anschickte, sich aus seiner provinziellen Larve zu schälen, um in der Weltspitze mitzumischen, wurde hier oben auf einen Blick deutlich.
    Und jetzt kam die weltpolitische Elite.
    Kein Wunder, dass sie Sorgen hatten. Die Frage war, ob sie gewillt waren, sich noch ganz andere Sorgen zu machen.
    Lavallier musste die Air Force One umleiten!
    O'Connor sah sich genauer um. Auf den zweiten Blick wirkte die Abflughalle weniger leer. Überall zogen sich Gerüste hoch. O'Connor hatte Geschäftigkeit erwartet, aber es waren nur wenige Menschen in dem Terminal. Zwischen den Arbeitern bewegten sich einige Zivilisten.
    »Wir bauen überall gleichzeitig«, sagte Mahder, der unbemerkt neben ihn getreten war. Er wies mit einer Kopfbewegung zum Dach hinauf. »Clohessy hat vornehmlich auf den Gerüsten gearbeitet. Elektrische Leitungen in die Stangen unterm Dach gelegt.«
    »Wo genau?«, fragte O'Connor.
    »Südöstliche Schmalseite. Zum alten Terminal hin.«
    »Richtung Frachtflughafen also?«
    »Gewissermaßen.«
    Sie durchschritten die Halle, vorbei an Gerüsten, Maschinen und provisorischen Verschlägen für Geräte. Mehrmals wurde Mahder gegrüßt. Er trug seinen Ausweis deutlich sichtbar am Overall. Einmal wurden sie angesprochen, und Mahder erklärte, dass O'Connor mit seinem Einverständnis auf ein paar Gerüste klettern würde. Der Mann, offenbar jemand von der Flughafensicherheit, nickte, und sie gingen weiter bis ans Ende des Glasbaus.
    Von dort überblickte man das alte Terminal und einen großen Teil des Frachtflughafens mit dem Tower.
    Sie waren hoch. Dennoch reichte die Höhe nicht aus. Irgendwo dort hinten musste es einen weiteren Spiegel geben, an einem der höheren Gebäude im Frachtbereich, auch wenn Paddy dort angeblich nicht gearbeitet hatte. Ja, das war möglich. Einer im T2, ein weiterer drüben.
    O'Connor lief ein Stück an den Scheiben entlang und deutete zur Decke.
    »Wie hoch ist das?«
    Mahder legte den Kopf in den Nacken.
    »Im Durchschnitt sechzehn Meter.«
    »Im Durchschnitt?«
    »Das Dach ist wie eine Ziehharmonika gefaltet. Unterschiedliche Höhen. Die Differenz beträgt etwa zwei Meter.« Er machte eine Armbewegung, die die gesamte Schmalseite einbezog. »Hier sind überall Gerüste, wie Sie sehen. Alle reichen bis unters Dach. Von einigen kommen Sie übrigens auch nach draußen, man kann außen herumturnen, auch da war Clohessy zugange.« Er machte eine Pause. »Sagen Sie mal, sind Sie wirklich überzeugt von dem, was Sie mir eben erzählt haben?«
    O'Connor sah ihn mit reglosem Gesicht an.
    »Ich habe keine andere Wahl, als davon überzeugt zu sein«, sagte er. »Die Alternative wäre, aufzustehen und zu gehen. Vor einer Stunde habe ich von einem klugen Mann gelernt, dass das keine Lösung ist. Also werde ich jetzt da hochsteigen.«
    »Gut. Ich hole Verstärkung.«
    Eigentlich, dachte O'Connor, hättest du das schon auf unserer Herfahrt tun können, Dummkopf. Warum hatte er selbst nicht daran gedacht? Die Zeit lief ihnen davon, und Lavallier war nicht zu erreichen.
    »Versuchen Sie vor allem weiterhin, den Kommissar zu erreichen«, sagte O'Connor. »Versuchen Sie es alle dreißig Sekunden. Wenn er fragt, was los ist, sagen Sie ihm einfach, dass ich gerade durch sein neues Terminal turne und versuche, Bill Clintons Leben zu retten. Ich glaube, er wird schneller hier sein, als man Kirk auf die Brücke beamen kann.«
    Mahder blinzelte ihn unentschlossen an. Dann nickte er mit zusammengekniffenen Lippen und lief los.
    »Brechen Sie sich nicht den Hals«, rief er O'Connor im Davoneilen zu.
    O'Connor sah ihm nach.
    Der Mann war wirklich ein Trottel. Warum schickte er nicht ein paar von denen, die hier Dienst taten, zu ihm rüber? Fürs Erste wenigstens?
    Einen Moment lang überlegte er, ob er selbst welche von den Männern ansprechen sollte.
    Aber dann müsste er alles ein weiteres Mal erklären. Vielleicht würden ihn die Sicherheitsleute mit Fragen bombardieren und nicht mehr auf die Gerüste lassen. So dynamisch, wie Mahder ihm erschien, stand zu befürchten, dass es Ewigkeiten dauerte, bis überhaupt jemand käme, um das Dach in Augenschein zu nehmen.
    Er strich seinen teuren Anzug glatt, öffnete die Jacke und kletterte die nächststehende Leiter hoch.
JANA
    Verkleidung war Routine, und doch wieder nicht. In die meisten Rollen war Jana schon mehrfach geschlüpft. Man wurde vertraut mit einer Signora Baldi oder der ukrainischen

Weitere Kostenlose Bücher