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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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»Mahder schickt mich.«
    Na wunderbar. Wenigstens einer.
    Pecek begann, die Leiter zu ersteigen.
    »Bin gleich bei Ihnen«, sagte er.
    O'Connor nickte und wandte sich wieder den Gestängen zu. Die Plattform des Gerüsts, auf der er sich befand, war schätzungsweise drei Meter breit und nahm die komplette Breitseite des Glasbaus ein. Er ging einige Meter weiter, dorthin, wo die Schmalseite der Abflughalle im rechten Winkel an die Front stieß und eines der tragenden Rohre von unten hochwuchs und in die Decke mündete. Solche Schnittstellen waren mit Sicherheit am ehesten geeignet, um von dort aufs Dach zu gelangen, aber er konnte keine Luke und nichts dergleichen entdecken.
    Hinter sich hörte er Schritte über die Planken näher kommen. Er drehte sich um und gewahrte die bullige Statur Peceks.
    »Was suchen Sie denn?«, fragte der Techniker.
    »Hat Mahd er das nicht gesagt?«
    »Er war sehr in Eile.« Pecek ging an ihm vorbei und inspizierte mit flüchtigem Blick die Gerüstebene. »Will noch ein paar Leute rüberschicken. Ich war zufällig in der Nähe. Hat es was mit Ryan zu tun?«
    »Ryan?«
    Ach richtig, für Pecek war Paddy immer noch Ryan O'Dea. Vermutlich hatte ihm auf der Wache niemand Paddys wahren Namen genannt.
    Pecek schaute ihn an.
    »Ja, Ryan. Hat es was mit ihm zu tun? Ist er wieder aufgetaucht?«
    »Nein. Aber was wir hier machen, hat in der Tat einiges mit Ryan zu tun. Wir suchen Spiegel.«
    »Spiegel?«
    »Eigentlich eher transparente Scheiben. Von der Größe eines Tellers. Oder auch kleiner. Bläulich schimmernd. Möglicherweise hat er so was hier eingebaut.«
    Pecek zog die Brauen zusammen.
    »Und wozu soll das gut sein?«
    »Ich erzähl's Ihnen später«, sagte O'Connor. Dann kam ihm eine Idee. Im Grunde war es eine glückliche Fügung, dass Mahder ausgerechnet Pecek über den Weg gelaufen war!
    »Haben Sie hier oben zusammen gearbeitet?«, fragte er. »Sie und Ryan?«
    »Ja, einige Male.« Pecek umfasste eine der Dachstreben. Es sah nach einer überflüssigen Geste aus, als rüttele jemand an einem Baum, um sich zu vergewissern, dass er nicht umfällt. »Aber wir waren zumeist an unterschiedlichen Stellen. Ich zum Beispiel habe bei Schweißarbeiten geholfen, hier und weiter hinten. Paddy hat Kabel verlegt.«
    »Wo sind die Kabel?«
    »In den Rohren.«
    Pecek kam näher. Unter seinen Schritten geriet der Bretterboden in Schwingungen. Jemandem wie O'Connor, der große Höhen nicht schätzte, entgingen sie keineswegs. Unwillkürlich hielt er sich mit einer Hand am Geländer fest.
    »Also versteckt?«
    »Natürlich, wie sähe das denn aus.«
    Der Techniker kam auf seine Höhe und deutete nach oben.
    »Wenn er was installiert hätte, das keiner sehen durfte, wäre das hier drin wohl schwierig geworden«, sagte er. »Was anderes ist es draußen auf dem Dach. Das haben sie draufgesetzt und Amen.«
    Natürlich, dachte O'Connor, so schlau bin ich auch. Ich habe nur keine Lust, auf das verdammte Dach hinauszuklettern.
    »Wie kommt man aufs Dach, Herr Pecek?«
    »Nennen Sie mich Jo. Alle nennen mich so. Bin's nicht anders gewohnt.« Pecek sah ihn skeptisch an. »Es wäre gut zu wissen, wohin aufs Dach«, sagte er. »Das Dach ist groß.«
    O'Connor ließ das Geländer los und sah nach oben. Pecek hatte Recht. Er konnte Wochen damit zubringen, auf dem Dach herumzukriechen.
    Denk nach, Liam!
    Der Spiegel muss so installiert sein, dass er eine schnurgerade Verbindung zu dem anderen Spiegel am Frachtflughafen ermöglicht. Es muss diesen zweiten Spiegel geben! Egal, was Mahder sagt. Paddy muss es gelungen sein, an einem der dortigen Gebäude einen weiteren Spiegel zu installieren, wie immer er das angestellt hat.
    Damit kam hier nur eine Stelle in Frage.
    »Dort vorne«, sagte er und zeigte in die Richtung, wo die tragende Strebe aus dem Hallenboden ins Dach mündete.
    Pecek kniff die Augen zusammen. Dann zog er ein großes Taschentuch hervor und schnäuzte sich geräuschvoll. Allmählich begann er O'Connor auf die Nerven zu gehen mit seiner Behäbigkeit. War Mahder verrückt geworden? Hatte er chinesisch gesprochen, als er dem Abteilungsleiter gesagt hatte, was passieren würde?
    »Da gibt's einen Ausstieg«, sagte Pecek, während er das Taschentuch sorgfältig wieder zusammenlegte und wegsteckte. »Kommen Sie, ich zeig's Ihnen.«
    O'Connor folgte dem Techniker und zwang sich, nicht hinunterzusehen. Das Gerüst erzitterte unter jedem Schritt. Sie erreichten das Ende der Plattform, wo Längs- und Schmalwand

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