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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nach Krieg der Sterne.«
    »Jede Menge verrückte Dinge haben schon funktioniert. Zum Beispiel zig Tonnen Stahl das Fliegen beizubringen.«
    Mahder steuerte bis dicht an die gläserne Front vor einen Bauzaun und stellte den Motor ab. Vereinzelt standen weitere Privatfahrzeuge herum, außerdem Transporter, Pritschenwagen und ein Mannschaftswagen der Polizei.
    »Vertrauen Sie mir«, sagte O'Connor. »Ich verstehe mehr davon, als mir im Augenblick lieb ist.«
    »Und was jetzt?«
    »Zeigen Sie mir einfach, wo genau Paddy gearbeitet hat«, sagte O'Connor. »Und schicken Sie mir ein paar Leute, die suchen helfen. Am besten eine ganze Hundertschaft.«
    »Und … wonach suchen wir?«
    »Spiegel«, sagte O'Connor. »Kleine Spiegel, wahrscheinlich nicht größer als ein Teller. Oder einfach nur bläulich schimmernde Glasplatten. Möglicherweise irgendwo versteckt und auf ein technisches Gerät montiert. So was fällt in einer modernen Architektur wie dieser, wo alles im halb fertigen Zustand ist, kaum auf. Ich schätze, Paddy wird sie gut getarnt haben.«
    Er stieg aus und sah die gewaltige gläserne Front empor.
    Mahder schloss den Wagen ab.
    »Kommen Sie.«
    Auf dem Weg ins Innere ließ O'Connor den Blick schweifen, und sofort war ihm klar, dass er im unteren Bereich nicht fündig werden würde. Sie durchquerten eine schätzungsweise fünf Meter hohe Halle von beträchtlicher Länge und Tiefe. Förderbandähnliche Konstruktionen nahmen den größten Teil davon ein. Über die Decke liefen gewaltige Rohre. Es waren kaum Arbeiter zu sehen.
    »Das ist die Gepäcksortieranlage«, erläuterte Mahder. »Wir befinden uns auf Level 0, das heißt ebenerdig in Relation zum Vorfeld. Im Querschnitt des Bauplans ist das Ebene 5.«
    »Wie das?«
    »Das Terminal hat einen überirdischen und einen unterirdischen Teil. Hier sind wir auf der Seite der Flugzeuge. Zur anderen Seite hin«, er deutete auf die einzige Wand, die das Terminal der Länge nach durchteilte, »wird die neue Vorfahrt für Autos und Busse entstehen. Sie liegt tiefer als das Vorfeld, gut fünf Meter darunter. Es geht dann weiter abwärts bis Ebene 1.«
    »Wie tief ist das?«
    »Knapp achtzehn Meter unter der Erde. In zwei Jahren werden Sie da mit dem ICE einfahren können. Von dort bis zum Check-in-Schalter sind es dann keine hundert Schritte mehr. Schon praktisch.«
    Mahder betrat den Schacht eines Treppenhauses. O'Connor warf einen letzten Blick auf die Gepäckbänder und folgte ihm nach oben.
    »Der Flughafen hat sich für diesen Entwurf entschieden, weil er auf vergleichsweise kleinem Raum alles unterbringt«, sagte Mahder. »Wir nennen es das Terminal der kurzen Wege. Alles ist übereinander geschichtet, wie bei einem Hamburger. Das Gepäck wird auf null sortiert und eins drunter in der Vorfahrtebene ausgegeben. Von da kommen Sie ebenerdig zum Taxi oder runter zum Bahnhof.«
    »Schön, aber wir müssen in die Höhe«, sagte O'Connor.
    »Hier haben Sie Ihre Höhe.«
    Sie traten aus dem Schacht hinaus. Einen Moment lang fiel kein Wort, dann sagte der Abteilungsleiter mit einiger Würde:
    »Die Abflughalle.«
    O'Connor ging ein paar Schritte in den Raum hinein und nahm die Atmosphäre in sich auf. Sein erster Eindruck war der unendlicher Weite. Ohne Zwischenwände erstreckte sich die Halle, in der später die Check-in-Schalter, Lounges und Gates sein würden, über mehrere hundert Meter Länge. Aber nicht das machte die Faszination aus, nicht die enorme Raumausdehnung, sondern die Tatsache, dass der komplette Oberbau des Terminals aus nichts als Glas zu bestehen schien. In regelmäßigen Abständen entwuchsen der Halle filigrane Konstruktionen aus Stahlrohren. Jedes der Rohre musste dick wie ein Mensch sein, aber im Verhältnis zu den Gesamtdimensionen wirkten sie wie in die Luft gemalte Pinselstriche. Darüber spannte sich das transparente, gefältelte Dach.
    Ungefiltertes Licht durchströmte die Halle. Es war, als stünde man im Freien. Den kompletten Flughafen konnte man von hier überblicken, das Umland, die ferne Stadt. O'Connor sah eine startende 747 von British Airways an seinen Augen vorbeiziehen, nah genug, dass er Lust bekam, aufzuspringen und sich mit über die Wolken tragen zu lassen. Er sah über die Vorfelder hinaus auf die Heidelandschaft und die angrenzenden Wälder bis hin zur verwaschenen Silhouette Kölns.
    Von hier abzufliegen, musste ein Erlebnis sein.
    Plötzlich verstand er, warum am Flughafen alle so nervös waren. Er hatte es auch vorher

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