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Lautlos

Lautlos

Titel: Lautlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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killen, bringt sie hinterher um und präsentiert sie dem Westen auf dem silbernen Tablett. Die Spuren führen nach Serbien.«
    »Und alle haben, was sie wollten«, schloss O'Connor. »Die Rüstung einen neuen Kalten Krieg, die Republikaner einen neuen Präsidenten.«
    Jana wollte das nicht hören. Angewidert, voller Abscheu und zugleich fasziniert von der Möglichkeit lauschte sie trotzdem.
    Die Ahnung, die vorhin in ihr aufgestiegen war.
    So würde alles einen Sinn ergeben.
    »Das klingt furchtbar«, sagte Wagner.
    O'Connor zuckte die Achseln. »Nur eine Theorie.«
    »Geben Sie auf, Jana«, sagte Silberman sanft. »Sie haben sich mit den Falschen angelegt. Die Verschwörung der Rechten ist eine Verschwörung der Reichen. Letztlich geht es nur darum, wer der nächste Präsident wird. Dafür müssen die nicht nur Clinton vernichten, sondern auch sein Amt. Sie müssen die einzige nationale Institution schwächen, die der Allgewalt des Kapitals noch Grenzen setzen kann. Stecken Sie Ihre Waffen weg. Lassen Sie uns frei und bringen Sie sich in Sicherheit, bevor noch mehr Unheil geschieht.«
    O'Connor trat neben ihn.
    »Sie kann uns nicht laufen lassen«, sagte er grimmig. »Ihr amerikanischer Freund da draußen wird seinen Humor eingebüßt haben, er muss handeln. Sie kann nicht raus und er nicht rein, ist es nicht so?«
    Jana schüttelte den Kopf.
    »Ihr könnt auch nicht raus«, sagte sie. »Mirko steht unter Zeitdruck. Er wird euch töten, notfalls mit seiner eigenen Waffe.«
    »Und wenn wir einfach die Polizei rufen?«, schlug Wagner vor. »Wir haben Telefone im Dutzend. Was will er dagegen unternehmen?«
    »Das wäre nicht in meinem Interesse«, gab Jana trocken zurück.
    »Welch ein Dilemma«, bemerkte O'Connor. »Ein etwas fader Abschluss nach einer an sich schönen und gelungenen Entführung.« Er legte den Zeigefinger auf die Nasenwurzel. Dann sagte er: »Es gibt dennoch eine Möglichkeit, mit der wir alle irgendwie leben können.«
    »Welche wäre das?«, fragte Wagner.
    »Nun ja.« O'Connor begann auf und ab zu gehen. »Wir haben keinen Grund mehr, uns hier drinnen zu beharken. Das Problem heißt Mirko, und dieses Problem hat hier jeder auf seine Weise, richtig?«
    Jana nickte langsam. »Richtig.«
    »Du willst entkommen. Wir wollen leben.« O'Connor blieb vor ihr stehen. Jana sah ihm in die Augen und wusste, was er meinte.
    »Gut«, sagte sie. »Holen wir uns den Scheißkerl. Gemeinsam.«
MALZMÜHLE
    Schon dreimal war Guterson auf die Toilette gegangen, ohne sie ein einziges Mal zu benutzen.
    Lommerzheim, wie das ominöse Etablissement hieß, in dem van der Ree zufolge Menschen auf Kisten saßen und monströse Koteletts verzehrten, hatte sich selbst ins Aus geschossen. Tatsächlich hatten sie blitzartig Informationen über das Lokal zusammengetragen, das offenbar eine Legende in der Domstadt darstellte, und schließlich den Chef des deutschen Protokollstabs dort anfragen lassen, ob ein Tisch für zwanzig Personen frei sei.
    Der Mann am anderen Ende der Leitung war schlecht zu verstehen gewesen. Er hatte grummelige Antworten gegeben, denen zu entnehmen war, dass der Laden voll sei. Daraufhin hatten sie den Zauberspruch gebracht, der normalerweise jedes Eis brach:
    »Wir kommen aber mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten.«
    Die Antwort erfolgte prompt.
    »Und ich bin der Kaiser von China.«
    Dann Stille. Die taube, unangenehme Stille im Hörer, nachdem jemand kommentarlos aufgelegt hatte. Guterson war nicht traurig darüber. Die Malzmühle wenigstens hatten Drake und Nesbit schon am Vortag inspizieren lassen und dem Wirt hinterlassen, er werde am folgenden Tag einen stressigen Abend haben. Also hatte sich die Kolonne erneut in Bewegung gesetzt, diesmal reduziert auf die Präsidentenlimousine und einige gepanzerte Vans, voll besetzt mit Agenten des Secret Service und des FBI, gefolgt von den Audi-8-Limousinen des BKA. Da der Zufall in Präsidentenkreisen etwas weniger zufällig funktionierte als anderswo, waren jegliche Vorkehrungen bereits getroffen und die Deutzer Brücke für die Überfahrt gesperrt worden. Auch der Schiffsverkehr hatte für eine kurze Weile stillgestanden. In den kommenden Tagen würde es nicht anders sein. Wann immer Clinton aus protokollarischen oder persönlichen Gründen wünschte, den Rhein zu überqueren, würde sich kein Schiff der Brücke nähern dürfen. Regeln, die Amerika machte.
    Vor einer Viertelstunde waren sie in der Malzmühle aufgekreuzt, Clinton in Begleitung von John

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