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Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten

Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten

Titel: Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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und die anderen mächtigen Tiere anfielen, war er hilflos wie ein Kaninchen; an Ausdauer war er den anderen Geschöpfen weit unterlegen; im ganzen Bestand gab es kaum ein Tier, das ihn nicht an Schnelligkeit zu Lande beschämte; an Schnelligkeit zu Wasser konnte jeder Fisch ihn übertrumpfen; seine Sehkraft war ein Hohn – was die Wahrnehmung kleinster Dinge betraf, war er mit Blindheit geschlagen, verglichen mit der Sehkraft der Insekten, und derKondor konnte ein Schaf aus größerer Entfernung erkennen als er ein Hotel. Mit dem Erfindungsreichtum seines Geistes jedoch hat er sich mit all diesen Gaben künstlich ausgestattet und sie unschlagbar wirkungsvoll gemacht. Seine Lokomotive übertrifft alle Vögel in der Luft und alle Tiere auf dem Felde an Schnelligkeit und überbietet sie an Ausdauer; es gibt im Tierreich keine Augen, die sich mit seinem Mikroskop und seinem Teleskop messen können; die Stärke des Tigers und des Elefanten ist Schwäche, verglichen mit der Durchschlagskraft seiner schrecklichen Kanone, die eine Reichweite von einer Meile hat. Zu Beginn wurde ihm die »Herrschaft« über alles Getier übertragen – ein sehr hübsches Präsent, aber doch nur schöne Worte, die eine nicht existierende Souveränität bezeichneten. Diese aber hat er selbst in eine real existierende umgewandelt und ist in jüngerer Zeit tatsächlich »Herr« geworden. Als er antrat, war er arm an physischen Talenten; inzwischen ist er kraft seines Intellekts das mit Abstand reichste aller Tiere. Aber in Fragen der Moral ist er noch immer arm – in dieser Hinsicht das mit Abstand ärmste der Geschöpfe. Die Götter schätzen allein die Moral; dem Intellekt haben sie weder Komplimente gemacht noch irgendeine Belohnung ausgesetzt. Sollte Intellekt in der nächsten Welt irgendwo willkommen sein, dann in der Hölle, nicht im Himmel.Alles Menschliche ist leidbestimmt. Selbst des Humors geheime Quelle ist nicht Freude, sondern Leid. Im Himmel gibt es keinen Humor.
    Wenn der Wunsch zu töten und die Gelegenheit zu töten immer zusammenträfen, wer würde dem Henker entrinnen?
    Mitleid den Lebenden, Neid den Toten.
    Wir alle sind Bettler. Jeder auf seine Weise. Der eine Bettler ist zu stolz, als dass er um Pennys bettelt, aber er wird um ein Dollar-Darlehen betteln in dem Wissen, dass er es nicht zurückzahlen kann; ein anderer bettelt nicht um ein Darlehen, sondern um eine Stelle als Postmeister; ein anderer bettelt nicht darum, sondern um eine Einführung in die »Gesellschaft«; einer, der reich ist, wird die Eisenbahngesellschaft nicht um einen Eimer Kohlen anbetteln, dafür aber um eine Fahrkarte; sein Nachbar wird weder Kohlen noch eine Fahrkarte erbetteln, jedoch in einem privaten Gespräch mit einem Anwalt diesem einen hypothetischen Fall vorlegen in der Hoffnung, ihm eine unentgeltliche Meinung zu entlocken; einer, der es verschmähen würde, um irgendetwas dieser Art zu betteln, wird unverhohlen um das Amtdes Präsidenten betteln. Keiner von diesen schämt sich seiner selbst, sondern verachtet alle übrigen Bettler.
    Ich respektiere meine eigene Art, den Hut herumzureichen, aber nicht die anderer Leute. Das ist nur natürlich.
    Komplimente werden nicht oft verschenkt. Man erwartet eine Rendite. Wenn ein Publikum applaudiert, ist es sich gar nicht bewusst, dass es für dieses Kompliment Bezahlung verlangt. Aber das tut es; und falls der Applaus vom Empfänger nicht dankbar honoriert wird – etwa mit einer lächelnden Verbeugung –, wird das Publikum schnell merken, dass es sehr wohl mit einem Gegenwert gerechnet hat. Und es wird sich sogleich aus dem Handel zurückziehen; es ist nicht bereit, etwas für nichts zu geben, nicht wenn es sich kennt. Wenn ein schönes Mädchen ein Kompliment von unseren Augen auffängt, zahlt sie dafür sofort in bar: mit einem leichten lieblichen Erröten. Wir waren uns nicht gewahr, dass wir eine Gegenleistung erwarten, aber wenn sie uns, statt leicht zu erröten, mit gekränkter Würde anfunkelt, wissen wir es besser.
    Ich bin zu der Annahme berechtigt, dass es im Menschen viel mehr Gutes als Böses gibt, denn wenn dies nicht derFall wäre, dann hätte der Mensch sich längst selbst ausgerottet. Ich verabscheue den Menschen, dennoch ist es die Wahrheit.
    In Wahrheit ist der Mensch unheilbar dumm.
Wir brauchen Zivielcourage
    Das Menschengeschlecht war stets interessant, und aus seiner Vergangenheit ersehen wir, dass es immer interessant bleiben wird. Auf monotone Weise. Es bleibt sich immer

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