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Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten

Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten

Titel: Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Unterdrückungsbemühungen nicht zweifelte. Deshalb war ich in all meiner Schuld ebenso glücklich, wie wenn ich unschuldig gewesen wäre.
    Allein ein Zufall stellte mich schließlich bloß. Eines Morgens ging ich ins Badezimmer, um Toilette zu machen, und ließ die Tür unvorsichtigerweise einen Spalt offen. Es war das erste Mal, dass ich vergessen hatte, sie ganz zu schließen. Ich wusste, wie notwendig es war, auf diese Vorkehrung zu achten, denn Rasieren bedeutete für mich eine unendliche Qual, und nur selten konnte ich die Rasur ohne verbale Hilfe zu Ende bringen. Diesmal war ich ungeschützt und ahnte es nicht. Zwar hatte ich bei dieser Gelegenheit keine außergewöhnliche Mühe mit dem Rasiermesser und konnte mir mit bloßem Gemurre und Geknurre der ungebührlichen Art behelfen, ohne jeden Lärm oder Nachdruck – kein Blaffen und kein Wettern. Dann aber zog ich ein Hemd an. Meine Hemden sind meine eigene Erfindung. Sie sind hinten offen und werden im Rücken geknöpft – wenn es denn Knöpfe gibt. Diesmal fehlte der Knopf. Im Nu nahm meine Gereiztheit um mehrere Grade zu, und meine Äußerungen nahmen ebenfalls zu, an Lautstärke wie an Ausdruckskraft. Aber ich machte mir keine Sorgen, denn die Badezimmertür war massiv, und ich nahm an, dass sie fest geschlossen war. Ich stieß das Fenster auf und warf das Hemd hinaus. Es landete im Gebüsch, wo die Leute es auf dem Weg zur Kirche bewundern konnten, wenn ihnen danach war; Hemd und Passanten trennte nur ein fünfzehn Meter breiter Rasenstreifen. Noch immer von ferne grollend und donnernd, zog ich ein anderes Hemd an. Wieder fehlte der Knopf. Entsprechend meiner Notlageverstärkte ich meine Sprache und warf auch dieses Hemd aus dem Fenster. Ich war zu wütend – zu unzurechnungsfähig –, um das dritte Hemd vorab in Augenschein zu nehmen, sondern zog es wild geworden an. Wieder fehlte der Knopf, und das dritte Hemd folgte seinen Kameraden durchs Fenster. Dann richtete ich mich auf, sammelte meine Reserven und lancierte einen Kavallerieangriff. Mitten in diesem großen Sturm fiel mein Blick auf die offen stehende Tür, und ich erstarrte.
    Ich brauchte eine gute Weile, um meine Toilette zu beenden. Ich dehnte die Zeit unnötig aus, um zu entscheiden, was unter den gegebenen Umständen zu tun sei. Ich versuchte zu hoffen, dass Mrs. Clemens noch schlief, wusste es aber besser. Durchs Fenster konnte ich nicht entkommen. Es war schmal und eignete sich nur für Hemden. Schließlich entschloss ich mich, mit der Miene eines Menschen, der nichts verbrochen hat, mutig durchs Schlafzimmer zu schlendern. Die Hälfte der Strecke legte ich erfolgreich zurück. Ich wandte meinen Blick nicht in ihre Richtung, das wäre zu riskant gewesen. Es ist sehr schwierig, so auszusehen, als habe man nichts verbrochen, wenn die Fakten dagegensprechen, und mein Vertrauen in meine Darbietung sickerte, je weiter ich kam, umso mehr aus mir heraus. Ich hielt auf die linke Tür zu, die von meiner Frau am weitesten entfernt war. Seit dem Tag, als das Haus erbaut worden war, war sie nie geöffnet worden, doch jetzt schien sie mir den erhofften Ausweg zu bieten. Das Bettwar dasselbe, in dem ich jetzt liege und Vormittag um Vormittag mit gleichbleibender Gelassenheit diese Geschichten diktiere. Es war dasselbe alte, kunstvoll geschnitzte schwarze venezianische Bett – das bequemste Bett, das es je gegeben hat, mit genügend Platz für eine ganze Familie und genügend geschnitzten Engeln, die seine gewundenen Säulen, sein Kopf- und sein Fußende krönen, um den Schläfern Frieden und angenehme Träume zu schenken. Mitten im Zimmer blieb ich stehen. Ich hatte nicht die Kraft, weiterzugehen. Ich fühlte mich anklagenden Augen ausgesetzt – glaubte, dass selbst die geschnitzten Engel mich mit unfreundlichen Blicken prüften. Sie wissen, wie es ist, wenn Sie überzeugt sind, dass hinter Ihnen jemand Sie mit Blicken verfolgt. Sie müssen sich einfach umdrehen – es geht nicht anders. Ich drehte mich also um. Das Bett stand, wo es jetzt steht, aber das Fußende war da, wo das Kopfende hätte sein sollen. Hätte das Bett richtig herum gestanden, das hohe Kopfbrett hätte mich geschützt. Aber das Fußbrett bot keine hinreichende Deckung, so dass ich zu sehen war – exponiert, ohne jeden Schutz. Ich drehte mich um, weil ich nicht anders konnte – und nach all den Jahren erinnere ich mich noch lebhaft daran, was ich sah.
    Vor den weißen Kissen sah ich den schwarzen Schopf – sah ich das junge,

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