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Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)

Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)

Titel: Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Powell
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sehen und leise zu mir zu sagen: »Fast Eddie, lass uns ein bisschen Pool spielen.« Ich liege vielleicht zurück, aber ich bin nicht besiegt. Ein Infanterieoffizier kann alles erreichen.
    Übrigens, nur um das Bild zu vervollständigen: Paul Newman ist der Star. Am Ende des Films gibt es ein Revanchespiel, und er besiegt Fats. Diese Szene schaue ich mir nie an.

Lass es raus, und dann lass es hinter dir
    Jeder wird mal wütend. Es ist ein natürliches und gesundes Gefühl. Man ist sauer auf seine Kinder, seinen Ehepartner, seine besten Freunde, seine Gegner. Aber es ist meiner Erfahrung nach kontraproduktiv, wütend zu bleiben. In diesem Punkt wurde ich einmal von meinem Amtskollegen, dem französischen Außenminister Dominique de Villepin, der mich – und die meisten Amerikaner – wütend, sehr wütend machte, auf eine schwere Probe gestellt.
    Dominique war ein Karrierediplomat, der prestigeträchtige französische Elitehochschulen absolviert hatte, ein bekannter Historiker und ein begabter Dichter, und er war ein sehr enger Vertrauter des damaligen französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac. Mit seinem wallenden silbernen Haar und seinen makellosen Anzügen und Krawatten gab er eine recht elegante Figur ab.
    Anfang 2003 , der Zeit unmittelbar vor dem Zweiten Golfkrieg, wurde die Situation im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wiederholt diskutiert. Der Vorsitz des 15 Mitglieder zählenden Sicherheitsrats wechselt monatlich; im Januar war turnusgemäß Frankreich an der Reihe, sodass Dominique auf dem Stuhl des Ratsvorsitzenden saß. Die Franzosen waren strikt gegen ein militärisches Eingreifen im Irak und führten die Gruppe der Gegner an. Deutschland, Russland und eine Reihe weiterer Länder hatten sich ihnen angeschlossen. Wahrscheinlich hatten wir mehr Gegner als Unterstützer.
    Während ihrer Amtszeit schlagen die Vorsitzenden des Sicherheitsrats normalerweise ein Besprechungsthema vor, das ihnen besonders am Herzen liegt. Dominique setzte für ein Außenministertreffen der 15 Sicherheitsratsmitglieder das Thema Terrorismus auf die Tagesordnung.
    Mir war nicht ganz wohl bei dem Gedanken an dieses Treffen. Würde es ausufern? Die meisten meiner Kollegen in Washington glaubten, die Franzosen würden es zu einer Sitzung über den Irak machen – was eine schlechte Idee wäre; bei den Vereinten Nationen wollten sie den Irak vom Tisch haben. Doch Dominique versicherte mir, bei dem Treffen solle es ausschließlich um Terrorismus gehen; der Irak würde nicht erörtert werden. Ich vertraute seiner Zusicherung.
    Die Zusammenkunft verlief bestens … bis Dominique die Konferenz verließ, um zu den zahlreich versammelten Pressevertretern zu sprechen, vor denen er unsere Position zum Irak attackierte und klarstellte, dass Frankreich sich jedem Schritt, der auf ein militärisches Eingreifen hinauslief, widersetzen würde. Ich wurde überrumpelt; die Telefone im Weißen Haus liefen heiß. Die Abendnachrichten im Fernsehen und die Zeitungen am nächsten Tag machten meine Verlegenheit komplett. Die Presse liebte diese Geschichte, aber sie machte mir das Leben in Washington und bei den Vereinten Nationen sehr schwer. Ich war wütend und brachte das gegenüber Dominique klar zum Ausdruck. Unterdessen löste Dominiques Verhalten in den gesamten USA Empörung aus. Zeitungen forderten einen Boykott von französischem Wein und die Umbenennung von »French Fries« (Pommes frites) in »Freedom Fries«. Kurz und gut, Dominique hatte aus meiner Sicht ziemlichen Mist gebaut.
    Dabei war er keineswegs ein schlechter Kerl. Er vertrat lediglich den Standpunkt seiner Regierung, er würde französischer Außenminister bleiben, und er wurde so etwas wie ein strahlender Held derjenigen, die gegen uns waren. Etliche Monate lang war Dominique in der Irakfrage mein Gegenspieler, aber ich wusste, dass ich ihn nicht als Feind behandeln durfte.
    Ungeachtet des Widerstands bei den Vereinten Nationen und andernorts entschied sich Präsident George W. Bush für ein militärisches Vorgehen, und es gelang uns, Saddam Hussein zu stürzen.
    Als wir nach dem Sturz von Hussein auf UN -Resolutionen angewiesen waren, um die öffentliche Ordnung im Irak wiederherzustellen und mit dem Wiederaufbau des Landes zu beginnen, unterstützte uns Frankreich bei sechs UN -Resolutionen in Folge.
    Im Februar 2004 zwang uns eine Krise in Haiti dazu, Präsident Jean-Bertrand Aristide zu Rücktritt und Ausreise zu bewegen. Als sich eine aufgebrachte Menge seinem

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