Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)
die ich auswählte, erschienen dann in einem abgesetzten Feld neben dem Haupttext.
Nachdem sie erstmals in
Parade
abgedruckt worden waren, stießen die dreizehn Regeln zu meiner großen Überraschung auf eine weithin positive Resonanz. In den letzten 23 Jahren haben meine Mitarbeiter Hunderte von Exemplaren dieser Liste in unterschiedlichster Form verteilt; sie wurden in Vorträgen präsentiert und kursierten weltweit im Internet.
Nachfolgend finden Sie meine Regeln und die Gründe, weshalb ich daran festgehalten habe.
Es ist nicht so schlimm, wie Sie glauben; morgen sieht es schon besser aus
Nun, vielleicht – vielleicht auch nicht. Diese Regel bringt eine Einstellung zum Ausdruck, sie liefert keine Vorhersage. Ich habe immer versucht, zuversichtlich und optimistisch zu bleiben, ganz egal, wie schwierig die Lage ist. Eine Nacht darüber schlafen – und einfach acht Stunden verstreichen lassen – wird die Infektion eindämmen. Wenn man das Büro abends mit der Einstellung verlässt, dass man es schon schaffen wird, dann wirkt sich das nicht nur auf einen selbst aus; es vermittelt diese Einstellung auch Ihren Mitarbeitern. Es stärkt deren feste Überzeugung, dass wir jedes Problem lösen können.
Auf der Infantry School bläuten sie uns permanent ein, dass ein Infanterieoffizier alles könne. »Für uns ist keine Herausforderung zu groß und keine Schwierigkeit unüberwindbar.« Denken wir zurück, wie Churchill der Welt sagte, Großbritannien werde »niemals, niemals, niemals aufgeben«. Oder, umgangssprachlich ausgedrückt: »Lass dich von den Dreckskerlen nicht fertigmachen.«
»Die Dinge werden besser werden. Du wirst sie besser machen.« Wir machten den Abschluss in dieser festen Überzeugung, und ich glaube das auch heute noch, obwohl oftmals das genaue Gegenteil wahr zu sein scheint.
Eine Variation dieses Themas wurde uns ebenfalls eingebläut: »Lieutenant, selbst wenn Sie total ausgehungert sind, dürfen Sie das nicht zeigen; Sie essen immer als Letzter. Selbst wenn Sie frieren oder kurz vor einem Hitzschlag stehen, dürfen Sie niemals zeigen, dass Ihnen kalt oder heiß ist. Und Sie dürfen auch niemals Ihre Angst zeigen, selbst wenn sie noch so groß ist. Sie sind der Anführer, und Ihre Gefühle gehen auf Ihre Soldaten über.« Ihre Untergebenen müssen glauben, dass Sie selbst in scheinbar aussichtsloser Lage noch das Ruder herumreißen können.
Ich liebe alte Filme und entnehme ihnen viele lehrreiche Exempel, die ich zur persönlichen Ermunterung verwende.
Der klassische Film
Haie der Großstadt
beginnt mit einer meiner absoluten Lieblingsszenen. Sie spielt in einem New Yorker Billardzimmer. Ein junger Billardcrack, Eddie Felson, gespielt von Paul Newman, fordert den gegenwärtigen Champion, Minnesota Fats, heraus, der von Jackie Gleason gespielt wird. Ebenfalls anwesend ist der Manager des Champions, Bert Gordon, eine mephistophelische Figur, verkörpert von George C. Scott, und eine Handvoll Zuschauer.
Das Match beginnt, und es ist klar, dass Fast Eddie Felson sehr gut ist – vielleicht überragend. Spiel für Spiel gewinnt er immer mehr die Oberhand über Minnesota Fats. Fats kommt ins Schwitzen. Andere versammeln sich um den Tisch und sehen den beiden zu. Fast Eddie und sein Manager wittern schon den Sieg. Der König scheint todgeweiht; lang lebe der neue König. Fats, der bereit ist aufzugeben, sieht zu Bert hinüber, von dem er sich ein paar aufmunternde Worte wünscht. Bert sagt nur: »Nicht aufhören, er ist ein Verlierer.« Bert ist ein Zocker und hat eine Schwäche Eddies entdeckt, ein übersteigertes Selbstbewusstsein, die Fats zu seinem Vorteil nutzen kann. Aber Fats wirkt immer noch angeschlagen. Er entschuldigt sich und geht zur Toilette. Nachdem er sich Hände und Gesicht gewaschen hat, kommt er heraus, scheinbar bereit, sich zu verabschieden. Er gibt dem Bediensteten ein Zeichen, und Fast Eddie lächelt siegessicher, da er glaubt, Fats bitte um seinen Mantel. Aber nein, Fats streckt seine Hände aus, damit der Bedienstete sie mit Talkum einpudert. Dann sagt er, verschlagen lächelnd: »Fast Eddie, lass uns ein bisschen Pool spielen.« Sie kennen den Rest – er schlägt Eddie vernichtend.
Viele Male vor einer schwierigen Sitzung, einer unangenehmen Begegnung, einer feindseligen Pressekonferenz oder einer aggressiven Anhörung im Kongress war das Letzte, was ich vorher tat, auf die Toilette zu gehen, meine Hände und mein Gesicht zu waschen und zu trocknen, in den Spiegel zu
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