Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)
geflohen sein und hat sie irgendwo liegengelassen. Wir können ja versuchen, Frau Berg anzurufen.«
Er hatte den Satz noch nicht vollendet, da zog er bereits sein Handy aus der Tasche und drückte den entsprechenden Knopf. Er hatte alle Mitarbeiter der Kriminalpolizei mit Kurzwahlnummern gespeichert und war stolz, sich diese ohne Adressbuch zu merken.
»Sind Sie verrückt?«
Thal sprang auf ihn zu und schlug ihm das Handy aus der Hand, das polternd auf das Kopfsteinpflaster fiel. Dabei sprang der Deckel des Batteriefachs auf und verschwand in einem Gulli. Das Handy rutschte noch fünf Meter weiter, ehe es an einer Treppenstufe zum Stillstand kam. Thal hechtete in Richtung dieses Hauseingangs und riss es vom Boden. Als er den Aus-Knopf drückte, erkannte er auf dem Display, dass die Verbindung bereits aufgebaut war.
***
»So, du Schlampe. Mach die Beine breit! Wie du es für deinen Kommissar tust.«
Speer kniete zwischen Bettinas Beinen und versuchte, den Schlitz im Unterteil seines Kostüms zu öffnen. In diesem Moment klingelte es unter Bettinas Kopf.
»Verdammt!«
Speer riss die Jacke unter Bettinas Kopf weg, der hart auf den Boden neben der Matratze aufschlug. Es klingelte zum zweiten Mal. Wo war das verdammte Ding? Er zerrte an den Reißverschlüssen der Jackentaschen. Endlich hatte er sie geöffnet. Er nahm das Handy heraus. Das Klingeln hörte auf, bevor er das Telefon ausstellte.
Wie konnte ihm das passieren? Heutzutage trug jeder so ein Ding in der Tasche - Polizisten zumal. Handys konnte man orten. Ob er daran gedacht hatte, der Herr Kommissar? Ihm blieb nicht mehr viel Zeit.
»Schade, das wird nichts mehr mit uns beiden.«
Speer beugte sich über den Rucksack und holte die silbern glänzende Pistole heraus. Seine Versicherung für den Fall, dass hier gleich die Polizei hereinstürmte. Ins Gefängnis würde er nie gehen.
Speer zog Bettina an den weiß bestrumpften Beinen ein Stück die Matratze herunter. Er griff unter ihre Schenkel und winkelte sie an, bis die Füße auf dem Boden standen.
Wir wollen doch schließlich noch ein paar schöne Fotos von dir machen für den Kommissar. Diesmal wird er mehr als sechs Bilder bekommen.
***
Thal bekam einen hochroten Kopf, als er Schober anschrie.
»Sie haben die einzige Möglichkeit, Bettina zu finden, zunichtegemacht, Sie Idiot!«
In diesem Moment klingelte sein Handy. Grendel meldete sich:
»Wir haben sie. Die Funkzelle umfasst folgende Straßen: Hohenhausgasse, Zollernstraße bis zur ›vor der Halde‹, Hofhalde. Hast du das?«
Thal wiederholte die Straßen und legte auf. Glück gehabt, die Peilung war vor Schobers Fehler erfolgreich gewesen. Thal teilte die anwesenden Polizisten - inzwischen waren es zwölf – auf die verschiedenen Straßen auf.
»Schober, Sie gehen mit Wagner«, ordnete er an, als wäre er der Chef.
»Haben Sie Ihre Waffe dabei?«
»Nein, ich trage doch nie eine«, antwortete der Polizeidirektor kleinlaut. Wagner deutete auf sein Holster. Eine Waffe musste reichen.
Thal nickte Stefanie Bohlmann zu.
»Du kommst mit mir.«
Nach zwei Sekunden waren alle Polizisten in Hauseingängen verschwunden.
***
Speer legte die Kamera auf eine alte Kommode, die neben der Matratze stand. Er schwitzte in seinem Kostüm, das Wasser lief ihm am ganzen Körper herunter, obwohl es auf dem Dachboden kaum mehr als fünf oder sechs Grad hatte.
»Du wirst frieren, mein kleines, schönes Modell«, sagte er fast zärtlich.
»Aber nicht lange. Gleich wird dir warm werden. Ganz warm.«
Er griff hinter sich und nahm den zerschnittenen Slip in die Hand. Langsam ließ er ein Ende über ihren Bauch wandern. Diesen letzten Moment vor Vollendung seines Werks wollte er genießen. Nur ein paar Sekunden.
***
Thal rannte mit Stephanie Bohlmann aus einem Haus auf der Hofhalde. Hier wie im Nachbarhaus waren Keller und Dachboden verschlossen. Sie ließen sie von einem verschreckten Mieter öffnen. Nichts. Es gab in beiden Häusern keine leerstehenden Wohnungen, und es war unwahrscheinlich, dass Speer zu einer der bewohnten Zugang hatte. Thal war sicher: Er hockte mit Bettina in einem Keller oder auf einem Dachboden.
Verdammt! Sie brauchten zu viel Zeit. Spätestens seit Schobers dämlichem Anruf auf Bettinas Handy stand Speer unter Druck. Die Tür zum nächsten Haus war angelehnt. Bohlmann, die Hand mit der Pistole in die Seitentasche ihrer Uniformjacke gesteckt, um Passanten und Hausbewohner
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