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Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Leb wohl, liebes Hausgespenst!

Titel: Leb wohl, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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eine kurze Jacke.
    Die Band intonierte den nächsten Limbo, und Jonny tanzte. Er hatte den Rhythmus heraus, als würde er sich nie anders bewegen. Nicht nur die Beine, sein ganzer Körper schwang sich rhythmisch. Im Tanzen beugte er sich nach hinten und schlüpfte so unter der Stange durch.
    „Das ist leicht!“ rief Ingrid, und die anderen dachten das gleiche.
    Aber die beiden Jungen ließen die Stange immer tiefer herab, immer wieder um etwa zehn Zentimeter. Jedesmal gelang es Jonny, im Rhythmus durchzuschlüpfen, ohne die Stange zu berühren. Endlich lag die Stange so tief über dem Boden, daß es unmöglich schien, daß irgend jemand darunter durchkommen konnte. Aber Jonny schaffte es. Er schob die Knie vor und legte sich so weit zurück, daß sein Körper ganz waagrecht war. Dann schob er sich vor, ohne mit den Händen den Boden oder mit der Brust die Stange zu berühren. Erst als er mit dem Kopf unter der Stange hindurch war, richtete er sich wieder auf.
    Beifall und Händeklatschen belohnten ihn für diese Leistung. Monika und Günther applaudierten am lautesten.
    Jonny verbeugte sich mit einem schwachen Lächeln und sagte etwas auf englisch.
    „Jetzt kann es jeder versuchen“, übersetzte Günther.
    „Wer’s am besten kann, wird Limbo-König“, fügte Herr Stein hinzu.
    Ein weißer Junge von etwa siebzehn Jahren, in blauen Jeans und einem über die Taille geknoteten blauen Hemd, kam auf die Tanzfläche. Der Limbo-Rhythmus gelang ihm nicht, aber sonst schaffte er es ziemlich gut. Erst als die Stange etwa in Kniehöhe war, kippte er nach hinten um.
    Er erntete Beifall und Gelächter.
    Ihm folgte eine junge Frau im Cocktailkleid. Den Limbo hatte sie gut heraus, und sie tanzte eine Weile, von Beifall begleitet, bis sie sich rückwärts unter der Stange durch wagte. Aber schon beim zweiten Versuch berührte sie die Stange und mußte ausscheiden.
    Nach ihr wagten sich noch einige Gäste auf die Tanzfläche, aber keiner kam weiter als der erste junge Mann. Aber gerade darin lag für die Zuschauer der Spaß. Es war lustig anzusehen, wie sich alle mit mehr oder weniger Erfolg plagten, und besonders komisch war es, wenn sie hinplumpsten.
    „Ich möchte auch mal“, erklärte Günther plötzlich.
    „Warum denn nicht?“ gab Herr Stein zurück.
    „Aber zieh deine Jacke aus!“ empfahl Monika. „Dann tust du dich leichter.“
    Günther befolgte ihren Rat und begab sich auf die Tanzfläche. Jonny wechselte ein paar Worte mit ihm. Dann setzte die Band wieder ein. Günther versuchte erst gar nicht, den Limbo-Rhythmus nachzuvollziehen, sondern konzentrierte sich ganz auf das turnerische Kunststück. Es gelang ihm tatsächlich, noch tiefer herunterzukommen als der erste Junge, und der Beifall war groß.
    Strahlend kam er zum Tisch zurück. „Es ist gar nicht so schwer!“ behauptete er. „Versuch’s doch auch mal, Monika.“
    „Soll ich wirklich?“ fragte Monika und sah sich um; sie hatte Lust mitzumachen, es kribbelte ihr schon in den Füßen, aber es widerstrebte ihr auch, sich vor so vielen Leuten zu produzieren.
    „Aber ja doch!“ drängte Günther. „Es ist doch nichts dabei.“
    „Na los, Moni!“ rief Ingrid. „Zier dich nicht!“
    „Du zuerst“, sagte Monika.
    „Ich!? Nein, für mich ist das nichts. Ich bin nicht so gelenkig wie du.“
    „Ich finde auch, du solltest es mal versuchen!“ meinte Frau Stein. „Es ist doch nichts dabei, und nachher hast du sonst womöglich das Gefühl, du hättest etwas verpaßt.“
    „Also gut!“ Monika stand auf und ging etwas unsicher auf die Tanzfläche.
    Jonny streckte ihr seinen Arm entgegen und zog sie herauf.
    Wieder erklang ein Limbo. Monika wagte einige zaghafte Schritte, und plötzlich — oh Wunder — hatte der Rhythmus sie gepackt. Beifall klang auf.
    Die ersten Male kam sie mit Leichtigkeit unter der Stange durch. Zum Glück ließ ihr das weiße, bestickte Kleid genügend Bewegungsfreiheit. Als die Stange bis zur Kniehohe heruntergelassen war, schleuderte sie ihre Sandalen von den Füßen. Auch diese Runde schaffte sie, vom Limbo und vom Beifall angespornt.
    Endlich war die Stange nicht höher als etwa dreißig Zentimeter vom Boden entfernt. Darunter durchzukommen, wollte Monika gar nicht erst versuchen. Nur Jonny hatte das bisher geschafft.
    Aber man ließ nicht zu, daß sie aufgab. Die Gäste riefen ihr zu, und Jonny nickte ermunternd. Monika begriff, daß sie allen den Spaß verdarb, wenn nicht auch sie zum Schluß noch umkippte. Da sie kein

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