Leb wohl, liebes Hausgespenst!
einer gewöhnlichen Soße, und sie trank Wein dazu.
Wie schon beim Mittagessen lief die Unterhaltung flott dahin. Monika erzählte von ihrer Kreuzfahrt, für die Günthers Mutter sich sehr interessierte. Das Essen war vorzüglich, und Monika entschied sich, zum Nachtisch noch Kokosnußeis zu nehmen. Es war ihr zwar ein bißchen peinlich, so viel zu essen, weil die anderen schon satt waren. Aber wann würde sie wieder Eis aus frischen Kokosnüssen bekommen? Es schmeckte dann auch so gut, daß Günther mitaß.
Inzwischen war es dunkel und immer dunkler geworden; die samtblaue südliche Nacht hatte sich auf die Insel herabgesenkt. Die Golfer hatten das Spiel aufgegeben, und nur noch die Straße war an beiden Seiten von Laternen beleuchtet. Auch im Hotel waren die Lichter angegangen.
Frau Schrenck und Monika unterschrieben die Rechnungen und fügten ihre Zimmernummern hinzu. Dann brachen sie alle drei auf, Monika und Günther mit Bedauern, denn auf der Tanzfläche bewegten sich jetzt schon einige junge Leute, die auch nicht viel älter waren als sie. Hinter dem Rücken von Frau Schrenck verständigten sie sich durch Zeichen, daß sie unbedingt wieder hierherkommen wollten.
Die Nacht war angenehm warm. Ein Fenster des Clubs war anscheinend geöffnet, so daß die Diskomusik sie noch ein Stückchen begleitete. Die Elektrokarren fuhren jetzt nicht mehr, und so gingen sie nebeneinander, Frau Schrenck in der Mitte, gemütlich auf das Hotel zu.
„Weißt du, daß du ein sehr nettes Mädchen bist?“ fragte Frau Schrenck und legte die Hand auf Monikas Schulter.
„Das finde ich auch!“ platzte Günther heraus.
Frau Schrenck hatte eigentlich hinzufügen wollen: Abgesehen davon, daß du einige Flausen im Kopf hast!
Aber dazu kam es nicht mehr, denn in diesem Augenblick passierte es: sämtliche Lichter auf einmal gingen aus, und da der Mond sich gerade hinter einer kleinen Wolke verbarg, wurde es von einem Augenblick zum anderen stockdunkel.
Frau Schrenck schrie auf, und vom Clubhaus ertönten aufgeregte Stimmen wild durcheinander.
Günther schob sich zwischen seine Mutter und Monika. „Immer mit der Ruhe!“ verkündete er. „Kein Grund zur Panik! Das ist bloß ein Kurzschluß!“ Er faßte links seine Mutter und rechts Monika bei der Hand.
„Aber was ist das?!“ rief Frau Schrenck.
Eine weiß glühende Kugel rollte plötzlich vor ihnen her und im Zickzack-Kurs auf das Hotel zu.
„Ein Kugelblitz!“ verkündete Monika und drückte dreimal kräftig Günthers Hand, um ihm klarzumachen, daß es sich um Amadeus handelte. Aber sie wußte nicht, ob er sie auch verstand.
„Bestimmt hat der auch den Kurzschluß verursacht“, behauptete Günther.
„Das ist ja schrecklich!“ meinte Frau Schrenck. „Immer diese Gewitter! Aber ich habe gar keinen Donner gehört.“
„Wahrscheinlich, weil alle Leute so geschrien haben“, schwindelte Monika.
„Auf alle Fälle... so schön es hier ist... die Gegend ist doch ziemlich aufregend!“
„Das kann man wohl sagen!“ Monika mußte lachen.
„Was um Himmels willen findest du daran komisch?“
„Alles!“ erklärte Monika.
Günther stimmte in ihr Gelächter ein.
Im gleichen Augenblick war der Spuk vorbei. Die Lichter leuchteten so plötzlich auf, wie sie erloschen waren.
„Das kann ich beim besten Willen nicht finden“, erklärte Frau Schrenck.
„Aber, Mutti, es ist doch schon alles wieder in Ordnung!“ sagte Günther beruhigend.
Frau Schrenck zog sich die Stola um die Schultern. „Ich weiß nicht, mir war das Ganze unheimlich! Wie heute nacht.“
„Das kann man doch gar nicht vergleichen!“
„Jedenfalls habe ich beide Male einen schönen Schreck bekommen.“
„Tut mir leid, Mutti!“
Frau Schrenck blieb stehen und sah ihren Sohn an. „Aber du kannst doch nichts dafür. Oder etwa doch? War das etwa einer deiner Streiche? Nein, das kannst du nicht. Du hast ja auch deinen Chemiekasten gar nicht dabei!“
Günther lachte. „Aber, Mutti, langsam fängst du wirklich an, Gespenster zu sehen!“
„Mir kommt das Ganze auch tatsächlich gespenstisch vor. Was sagst denn du zu dem allen, Monika?“
„Es liegt wohl am Tropenklima.“
„Ja, da kannst du recht haben.“
Sie waren wieder beim Hotel angelangt, bei einem Nebeneingang, der nicht in die Halle, sondern zu den Speisesälen und Aufenthaltsräumen führte.
„Und was machen wir jetzt?“ fragte Günther.
„Ich nehme ein Bad und gehe zu Bett“, entschied seine Mutter.
„Aber ich darf doch
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