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Leben bis zum Anschlag

Leben bis zum Anschlag

Titel: Leben bis zum Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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stellt er eine Frage, die Hoffnung macht, dass er was kapiert hat. »Denk weiter, dann hast du die Lösung.«
    »Hä?«
    Die Hoffnung schwindet.
    »Wenn ich’s rauskriege, kommst du dann mit Grillen?«
    »Zu Dick und deinen Kumpels Paul, Joe, Jan und Loop an den Pool?« Nora sieht ihn an, direkt in die Augen.
    »Ja.«
    »Mit dir«, Pause, »Mick?«
    »Ja.« Schuhmacher schiebt sein Heft weg.
    »Was soll ich da? Mich abspritzen lassen?« Mit einem Knall klappt Nora das Physikbuch zu.
    Er starrt sie an, lässt seinen Blick an ihr hinuntergleiten und wieder hoch. »Ja.«
    Seine Pupillen sind riesig. Scheiße, das hätte ihr schon früher auffallen können.
    »Schlechte Idee«, sagt Nora und packt ihr Buch in den Rucksack.
    Schuhmacher rollt mit einem Ruck seinen Schreibtischstuhl an ihre Seite. »Wieso?«
    Heißer Atem an ihren Haaren. Sein Arm drückt im Nacken. Sie kann nicht ausweichen. Rechts stößt sie ans Tischbein, nach hinten blockiert er ihren Stuhl. Sie sieht geradeaus durchs Fenster. Elbblick. »Schuhmacher, du stinkst und bläst mir ins Ohr.«

    »Wo du blasen sagst …« Er knabbert an ihrem Ohrläppchen und schleckt über ihr Ohr.
    Nora zieht den Kopf weg und schüttelt sich vor Ekel.
    »Komm schon, du bist echt scharf.«
    Sie spürt seine klebrige Hand an ihrem Schenkel und brüllt ihm direkt ins Gesicht: »Pfoten weg! Sofort!«
    Vor Schreck lässt er sie kurz los. »Du willst es doch auch«, sagt er beleidigt, fast empört. Dann verzieht er den Mund zu einem Lächeln, atmet schwer und quetscht seine Hand zwischen ihre Beine.
    Nora packt die Tischplatte mit beiden Händen und lässt sie mit voller Kraft gegen das Fensterbrett krachen. Laptop, Bücher, das Glas mit Stiften fliegen gegen die Scheibe und auf den Boden. Das schafft Platz. Sie zieht die Beine hoch, dreht sich zu Schuhmacher und rammt sie ihm in den Schoß.
    Er heult vor Schmerz auf, der Bürostuhl schlingert rückwärts, bis er an die riesige Lautsprecherbox stößt.
    Nora schnappt sich ihren Rucksack und ist schon halb die Treppen runter, als sie ihn brüllen hört: »Ich mach dich fertig!«
     
    Gewaltbereitschaft liegt in der Luft.
    Dennis sieht ein schwarz glänzendes Achselhaarbüschel, beißender Schweißgeruch steigt ihm in die Nase, dann breitet Rons Faust Schwärze um ihn aus.
    Sandro fängt Dennis auf und legt ihn auf dem Boden ab.
    »Ich hab nich voll zugeschlagen«, verteidigt sich Ron. »Aber mit dem Gerede muss Schluss sein.« Mit einem Schlag hat er das zweistündige Club-Übernahme-Strategie-Treffen beendet.
    Im Stillen gibt ihm Sandro recht.
    »Der kann nicht ewig den Teamchef raushängen lassen.« Ron
ist schwindelig von dem endlosen, sinnlosen Gerede, aber er will Sandros Zustimmung. »Du bist der Einzige mit Kohle. Dennis hat keine Kohle, keine Kraft, keine Ideen und macht auf großen Führer. Das hält keine Sau aus.«
    Sandro nickt.
    Das reicht Ron als Zustimmung. »Wir brauchen Kapital. Und es muss was passieren.«
    »Du laberst wie ’n Scheißpolitiker«, sagt Sandro.
    »Danke.« Ron nimmt es als Kompliment. »In der Politik arbeitet man mit Druck, Gewalt und Denunziation. Das beschleunigt Prozesse.«
    »So, so«, sagt Sando. »Komm zum Punkt, Mann.«
    Vom Boden her stöhnt Dennis.
    »Leif Borg muss verkaufen. An uns. Und zwar zu einem sehr guten Preis für uns. Der Club läuft aber gar nicht schlecht. Was für’n Grund soll er haben, uns seinen Laden zu verkaufen?«
    »Sag an, Alder.«
    »Der Laden schnurrt, weil seine Leute ihn am Laufen halten. Borg selber ist ja kaum da. Deshalb nehmen wir ihm die Leute weg.«
    »So, so.« Sandros Stimme klingt gelangweilt.
    Aus der Tasche zaubert Ron ein Handy und hält es Sandro vor die Nase. »So, so.« Eine perfekte Imitation. »Das ist geklaut, Alder.« Er wählt. »Hallo? Zufällig weiß ich aus zuverlässiger Quelle, dass heute Abend im Sound Club eine gewisse Nora Lewandowska Drogen verkaufen wird.« Ron unterbricht die Verbindung. »Das war die Davidswache. Seit Wochen lass ich die kleine Polenschlampe nicht aus den Augen. Die wechselt regelmäßig bei verschiedenen Banken kleine Scheine in große.«
    »Und?«, fragt Sandro.

    »Alder, bist du dumm, oder was?«
    »Die hat ’n Geschäft am Laufen.«
    »Arschklar«, bestätigt Ron. »Morgen wissen wir was für’n Geschäft, Alder. Weil die Schlampe heute auffliegt. Und dann mach ich sie fertig. Und den Nigger am Einlass gleich mit. Wenn der weg ist, bleiben die Tussen auch weg. Neunzig Prozent gehen bloß wegen dem

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