Leben im Käfig (German Edition)
sich voneinander und Sascha machte sich auf den Weg nach Hause. Er war schon fast an der Gartentür vom Haus seiner Tante, als er einen Blick zur Winterfeldschen Villa warf.
Nach einer Woche, die er dort verlebt hatte, war es seltsam gewesen, sich zu trennen. Wie ein verheiratetes Ehepaar – gut, ein sehr jungverheiratetes Ehepaar – hatten sie zusammengelebt und festgestellt, dass sie sich auch dann gut verstanden, wenn sie 24 Stunden am Tag umeinander waren. Es hatte Sascha gut getan, nachts lediglich die Hand ausstrecken zu müssen, um Andreas' Haut zu berühren.
Es war immer jemand für ihn da gewesen. Zum Trösten, Ablenken.
Und er hatte einen guten Grund, zuerst zu Andreas zu gehen. Es war besser, ihm so früh wie möglich von der Party zu berichten.
Kurz entschlossen zuckte Sascha die Achseln und machte er auf dem Absatz kehrt. Wie so oft war es Ivana, die ihn mit einem verschwörerischen Lächeln hineinbat. Ohne mehr als ein freundliches „Hallo“ mit ihr zu wechseln, ging er hinauf zu Andreas, der ihm überrascht, aber hocherfreut entgegen kam.
Kaum war die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, küssten sie sich zur Begrüßung. Nur kurz und fast rituell.
„Hey, was macht du denn hier?“, wollte Andreas wissen, als sich ihre Lippen voneinander lösten. „Wolltest du nicht erst heute Abend kommen?“
„Ursprünglich ja, aber ich dachte, ich ändere fix den Plan“, grinste Sascha schelmisch. „Oder hast du etwas dagegen?“
„Sicher nicht. Ganz im Gegenteil ...“
Das Zögern in Andreas' Stimme war so offensichtlich, dass es nahezu physische Präsenz annahm.
Fragend legte Sascha die Hände auf die Schultern seines Freundes: „Ist alles in Ordnung bei dir?“
Er hoffte es. Nicht nur für Andreas, sondern auch für sich selbst.
„Ja, denke schon“, murmelte Andreas seufzend. „Bin nur ein bisschen hysterisch, glaube ich.“
„Führen deine Eltern sich immer noch eigenartig auf? Also noch eigenartiger als sonst?“
Langsam drängte Sascha seinen Freund in Richtung Bett und setzte sich mit ihm zusammen hin. „Komm schon, was ist los?“
„Nichts“, wehrte Andreas sich. „Lass es gut sein. Du kommst gerade aus der Schule und hast sicher noch nichts gegessen. Ich muss dir nicht gleich wieder ...“
„Andreas“, unterbrach Sascha ihn mit einem liebevollen Nasenstüber. Seine eigenen Sorgen waren vergessen. Wie ein gut trainierter Hund wandte er sich Andreas' Problemen zu. „Spuck es aus.“
Blitzschnell wechselte Andreas die Strategie und zerrte an Saschas Jacke, um ihn mit sich nach hinten auf die Matratze zu ziehen. Halb schob er sich über seinen Freund, während sie sich küssten und vertraut ihre Zungenspitzen gegeneinander schnellen ließen.
Doch Sascha fiel nicht auf diesen Trick herein, schob Andreas nach einer guten Minute puren Genusses von sich: „Netter Versuch, aber jetzt erzähl!“
Murrend beugte Andreas sich seinem Schicksal: „Keine Ahnung. Ich habe starke Schmerzmittel gefunden und meinen Vater gefragt, ob wirklich alles in Ordnung ist. Und naja, er sagt, meine Mutter wäre nicht richtig krank. Nur überarbeitet. Aber wofür braucht sie dann die Tabletten?“
„Migräne, Frauenprobleme?“, mutmaßte Sascha ins Blaue hinein, während er sich die schmutzigen Schuhe von den Füßen streifte.
„Vielleicht, aber das ist nicht alles.“ Andreas atmete zischend durch die Zähne aus. „Sie braucht mich. In der Firma. Als Entlastung. Sie ist total überarbeitet.“
„Und du bist krank“, entgegnete Sascha mit wachsend dunklerer Miene. „He, lass dich nicht stressen, ja? Wenn sie überarbeitet ist, soll sie jemanden einstellen.“
„Söhne lassen sich nicht im Branchenverzeichnis finden ...“
Ärgerlich setzte Sascha sich auf und öffnete seine Jacke. Während er sich aus den Ärmeln kämpfte, verbiss er sich ein paar böse Bemerkungen über die von Winterfelds.
Interessant. Frau von Winterfeld war krank und nun sollte Andreas gefälligst sehen, dass er funktionierte. Wie er das schaffte, war egal.
Hauptsache, er nahm endlich seinen Platz im Familienunternehmen ein. Ob er das konnte oder wollte, interessierte niemanden.
„Meine Fresse, dein Clan kotzt mich echt an“, knurrte Sascha schließlich. Seine Jacke landete auf dem Fußboden, bevor er sich wieder zu Andreas legte und sein Gesicht mit beiden Händen umfasste: „Mach langsam, okay? Lass dich nicht unter Druck setzen. Dazu haben sie kein Recht.“
Andreas räusperte sich: „Sie sind
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