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Leben im Käfig (German Edition)

Leben im Käfig (German Edition)

Titel: Leben im Käfig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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schlecht die Finger voneinander lassen und manchmal redeten sie über Dinge, die sie aktuell bedrückten oder nervten.
    Über Andreas' Krankheit sprachen sie nicht mehr. Dafür war er dankbar, denn er dachte eh schon mehr darüber nach, als ihm lieb war. Wesentlich mehr als in den Jahren zuvor. Vielleicht hing es damit zusammen, dass er wie ein Verdurstender an Saschas Lippen hing, wenn dieser ihm Anekdoten aus der Schule oder von den seltenen, nachmittäglichen Treffen mit seinen Freunden erzählte. Für Andreas klang alles lustig und spannend, was die Außenwelt mit sich brachte. Er war selbst dann fasziniert, wenn Sascha stöhnte und sich schwor, die nächsten drei Tage blauzumachen.
    Aber abgesehen von den Neuerungen, von den unerwünschten Gedankenspielen rund um seine Krankheit, die Andreas langsam innerlich beim Namen zu nennen wagte, war er glücklich.
    Von einem verlorenen Einsiedler, für den sich niemand interessierte und der kaum menschliche Berührungspunkte hatte, war er zu jemandem geworden, der interessant war. Zu jemandem, der Zeitabstände nicht länger in Veröffentlichungsterminen von DVDs bemaß, sondern in Wochenenden, Tagen, Stunden, bis er Besuch bekam.
    Auch diesem Denken haftete Erbärmlichkeit an, aber es war eine sehnsüchtige Erbärmlichkeit; eine, die von menschlichen Bedürfnissen und Verliebtheit geprägt war.
    Ohne Saschas finstere Momente, in denen er anhänglich war und sich in Hamburg verloren fühlte, ohne die Phasen, in denen ihm die Schule über den Kopf wuchs und er Hilfe brauchte, wäre Andreas sich vermutlich wie ein Schnorrer vorgekommen.
    Aber so wusste er, dass auch Sascha schnurstracks zu ihm kam, wenn ihm die Decke auf den Kopf fiel, und das war gut so.
    „Ich sag's ja nicht gerne, aber ...“, setzte Sascha zum Sprechen an, wurde jedoch augenblicklich von Andreas unterbrochen, der sich halb umdrehte und das Gesicht an seinem Hals rieb.
    „Och nö, noch nicht“, raunte er und küsste die Kehle seines Freundes. „Es ist noch viel zu früh.“
    Sascha reckte genießerisch den Hals, bevor er seufzend erwiderte: „Nutzt nichts. Ich muss. Ich habe Tanja versprochen, auf die Kids aufzupassen, damit sie heute Abend mit ihrer Freundin in die Sauna gehen kann. Sie ist total im Stress und mit den Nerven am Ende.“
    Schweren Herzens und mit dem Gedanken an die nahenden Feiertage und Weihnachtsferien fügte Andreas sich in sein Schicksal. Er kannte den Grund für Tanjas Stress.
    Entgegen der ursprünglichen Planung war ihr Mann im November nicht heimgekehrt. Das Programm seines Orchesters war fantastisch angekommen, sodass die Verantwortlichen eine kleine Tour mit Zusatzkonzerten organisiert hatten. Was finanziell und beruflich als Erfolg zu verbuchen war, war für Tanja eine Katastrophe. Auch ihr Orchester gab vor Weihnachten viele Konzerte, die nach einer Unmenge Proben verlangten.
    Zur Ruhe kam sie zwischen ihren Kindern, der Hausarbeit, der Abwesenheit ihres Gatten und ihrem Job selten.
    Sascha streckte sich und zog seine Hand aus Andreas' Jeans zurück.
    Er richtete sich auf und legte locker einen Arm auf die Schulter seines Freundes: „Eine Möglichkeit gäbe es natürlich.“
    Abrupt schüttelte Andreas den Kopf, wusste genau, auf was Sascha anspielte. Er wollte durchaus, aber er konnte nicht. Noch nicht. Bald.
    „Ich bin noch nicht so weit“, sagte er leise.
    Mehr als einmal hatte Sascha ihm vorgeschlagen, ihn nach drüben zu begleiten. Der Gedanke an einen zweiten Zufluchtsort gefiel Andreas sehr gut, aber er fühlte sich nicht bereit. Abgesehen davon wollte er es gerne alleine schaffen. Heimlich träumte er von dem Tag, an dem er unerwartet bei Sascha vor der Tür stand und ihn angrinste.
    „Ist okay.“ Das Verständnis tat Andreas gut.
    Sie küssten sich zum Abschied im winterlichen Halbdunkel des Zimmers.
    Als Sascha aufstand und ging, warf Andreas ihm einen dunklen Blick hinterher. Die Umrisse der schmalen Hüften in Zusammenhang mit dem festen Gesäß zogen ihn magisch an. Unbewusst senkte er den Kopf und öffnete die Lippen. Es zog in seiner Leistengegend.    
    Neugierig und gierig hatten sie in den vergangenen Monaten einiges ausprobiert, sich von ihren Instinkten tragen lassen und sich darin verloren, den Körper des jeweils anderen kennenzulernen.
    Andreas wusste noch genau, wie es sich angefühlt hatte – und wie dumm er sich anzustellen glaubte -, als er Sascha das erste Mal mit dem Mund verwöhnte. Nackt beieinander oder aufeinander zu liegen, war

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